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WM in England und Wales
Hart, härter, Rugby

Park Roll, Pint und ein Haufen harter Kerle: England ist im Rugby-Fieber. Auf der Fanmeile im Old Deer Park im westlichen Londoner Stadtteil Richmond fiebern die Fans mit ihren Stars. DLF-Korrespondent Friedbert Meurer war mittendrin und erlebte ein englisches WM-Desaster.

Von Friedbert Meurer |
    Kapitän Chris Robshaw und andere Spieler der englischen Rugby-Mannschaft nach ihrer Niederlage gegen Australien am 3.Oktober 2015 bei der Rugby-WM in England
    Das Heimspiel bei der Rugby-WM wurde für England zum Desaster. (picture alliance / dpa / Andy Rain)
    Der Old Deer Park im westlichen Londoner Stadtteil Richmond, hier ist die Fanmeile der Rugby-Weltmeisterschaft. Vor den Großleinwänden stehen und sitzen etwa 10.000 Fans auf Picknickdecken und essen Pork Roll, also Brötchen mit Schweinebraten, oder Burger vom Imbissstand, dazu das Bier für sieben Euro das Pint, den halben Liter. Dieses Paar ist eigens aus Durban angereist, auf den grünen Schirmmützen prangt das Wappen ihres Teams, der südafrikanische Springbock:
    "Ich weiß nicht, es ist halb unser Maskottchen. Und ihr Mann meint: Anders als im Fußball ist das eben ein Sport für Männer, nicht für Mädchen."
    Stimmt nicht, entgegnet seine Frau. Hinter dem großen blauen Zelt mit der Hauptleinwand gibt es wie zum Gegenbeweis ein Rugby-Spielfeld, auf dem Kinder gegen den eiförmigen Ball kicken, und darunter auch Mädchen.
    "Ich mag kein Kontakt-Rugby, meint die blonde achtjährige Engländerin aus dem nahegelegenen Teddington. Ich spiele lieber Tag-Rugby."
    Eine Mutter erklärt den Unterschied: In der Schule beginnen sie mit einer soften Variante des Rugby, bei der man sich nicht auf den Gegner stürzen darf, sondern nur versucht, die Tags herauszuziehen, die Schleifen seitlich an der Hose. Es wird also nicht richtig getackelt, sondern das Festhalten und Umklammern des gegnerischen Spielers nur angedeutet.
    Friedbert Meurer war zu Besuch auf der Rugby-Fanmeile in London.
    Friedbert Meurer erlebte das bittere WM-Aus für Gastgeber England. (Deutschlandradio / Friedbert Meurer)
    Knochenbrüche als Trophäen
    Die Väter fachsimpeln: Ist Rugby gefährlich? Nein, die Regeln sind doch ganz klar. Und bei anderen Sportarten gibt es doch auch Verletzungen.
    "Mein Achtjähriger hat jetzt mit dem Tackling angefangen, die Sicherheit wird großgeschrieben. Es gibt höchstens mal einen Muskelkater. Man darf nur nach Vorschrift jemand umklammern, beide fallen dann zu Boden, aber das ist ganz genau geregelt."
    Andere Rugby-Fans haben da schmerzhaftere Erfahrungen gemacht. Dieser Vater aus Wales lässt seine Knochenbrüche aus 28 Jahren aktiver Zeit als Amateur Rugbyspieler Revue passieren:
    "Beide Schultern, die Finger, ich habe meinen Knöchel gebrochen, meine Nase, mein Handgelenk, ich hab da schon einige Verletzungen erlebt. Und ich war dann immer bei ihm im Krankenhaus mit dabei, erzählt seine Frau, jetzt hat er aber aufgehört mit dem Rugby."
    Zwei Wallabies stehen zwischen Rugby-Pitch, dem Spielfeld für die Kinder, und der Großleinwand weiter hinten. Die australischen Fans benennen sich nach einer Känguru-Art, den Wallabies. Gelbes Trikot, gelbe Schirmmütze, das Bierglas in der Hand:
    "Wir sind vor und nach dem Spiel Freunde, aber dazwischen Gegner. Wir trinken zusammen Bier mit den Engländern, alles kein Problem."
    England scheidet aus dem Turnier aus
    Es ist Abend geworden. England gegen Australien lautet jetzt die Partie. Die Kamera des privaten Fernsehsenders ITV, der die Spiele überträgt, fängt Prinz Harry auf der Ehrentribüne ein, der leidenschaftlich das englische Team anfeuert. Tags darauf werden die Monarchie-Gegner in Australien Aufwind dadurch erhalten, dass Harry sich so gegen Australien gestellt habe.
    Die englischen Fans stimmen voller Erwartung die Nationalhymne an, um dann die bitterste Enttäuschung überhaupt zu erleben.
    "Die Wallabies erledigen mit neun Balleroberungen England", kommentiert der Reporter den letzten Try der Australier, den Touchdown hinter der Torlinie, der fünf Punkte einbringt. England scheidet aus dem Turnier aus, eine nationale Katastrophe. Im Fußball ist man es bei WM und EM gewöhnt, jetzt auch noch beim Rugby. Und dennoch: Der World Cup in England und Wales dauert noch bis Ende Oktober.
    "Und die Spiele, sagt dieser niedergeschlagene England-Fan, die werde ich mir trotzdem alle weiter anschauen."