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Kritische WM-Berichte aus Katar
ARD-Teamchef: "Keine einfache Aufgabe"

Obwohl viele Fans die Männerweltmeisterschaft boykottieren wollen, zeigen ARD und ZDF fast alle Spiele. Für die Sender ist die Berichterstattung zwischen Fußballfreude und Kritik eine Gratwanderung.

Text: Annika Schneider | Harald Dietz im Gespräch mit Isabelle Klein |
FIFA-Spiel in Katar 2021: Blick ins Stadion
Jubelnde Fans, engagierte Spieler: Diese Bilder wollen die WM-Organisatoren in Katar in die Welt tragen (imago images / Laci Perenyi / Laci Perenyi via www.imago-images.de)
Einschalten oder boykottieren? Diese Frage stellen sich vor der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar viele – die Vorfreude hält sich in Grenzen. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 5.700 Fußballfans in Deutschland, die Forscher der Universität Würzburg durchgeführt haben.

70 Prozent wollen Spiele nicht sehen

85 Prozent der Befragten gaben an, ihre Vorfreude auf die WM in Katar sei „viel kleiner“ als bei vorigen Turnieren. 70 Prozent kündigten an, die Spiele nicht live verfolgen zu wollen.
Trotz der Kritik haben sich ARD und ZDF dafür entschieden, die WM zu zeigen. 48 der insgesamt 64 Spiele werden bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen sein.
„Wir sehen diese Berichterstattung als Chance, die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf die Situation im Austragungsland zu richten und darüber aufzuklären“, erklärten ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten und ARD-Programmdirektorin Christine Strobl vorab in einem Pressestatement. Die Sender hätten über Themen wie Korruption bei der WM-Vergabe, die Kriminalisierung von Homosexuellen oder Menschenrechtsverletzungen bei Gastarbeitern vielfach berichtet und würden es weiter tun.

Viele Hintergrundberichte

In ihren Mediatheken listen die beiden Sender eine ganze Reihe von Dokumentationen und Hintergrundberichterstattung zur WM. Unter anderem reisten der ehemalige Nationalspieler und ARD-"Sportschau"-Experte Thomas Hitzlsperger und der ZDF-Sportmoderator Jochen Breyer schon vor Turnierbeginn nach Katar, um über das Land kritisch zu berichten. Eine Woche vor WM-Start hatte die ARD außerdem einen Thementag zu Katar im Programm.
Die Kritik an den Zuständen mit der Freude an Spitzenfußball zusammenzubringen, sei keine einfache Aufgabe, sagte Harald Dietz, ARD-Teamchef der WM, im Dlf. Die WM biete die Möglichkeit, Katar mehr in den Fokus zu rücken.

Menschenrechte nicht in jedem Beitrag Thema

Die Spiele nicht zu zeigen, sei nicht zielführend: "Ich glaube, dass durch dieses Turnier und durch dieses Hinschauen viel mehr bewegt werden kann." Man könne aber nicht erwarten, dass in jedem einzelnen Beitrag neben den Ergebnissen die Menschenrechte Thema seien - das sei unangemessen.
Eine Fußballweltmeisterschaft sei das Größte für jeden Fußballer, betonte der SWR-Journalist. "Deswegen darf man sich auch sportlich auf diese WM freuen."
Er könne verstehen, dass manche Fans das Turnier boykottieren wollen. Die große Masse, die die Spiele schauen werde, sei aber momentan still - Millionen Fans würden die WM verfolgen. "Ich glaube auch, dass sehr viele Menschen von dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwarten, dass sie das für ihren Beitrag gezeigt bekommen", sagte Dietz.