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WM-Quartiere 2018
Fragwürdige Ausschreibung

Für die Ausschreibung der Quartiere bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland 2018 standen zwei Unternehmen im Wettbewerb um diesen Auftrag: der Schweizer Touristik-Konzern Kuoni und die Mexikaner Jaime und Enrique Byrom. Die Angebote wurden von einer Prüfkommission unterschiedlich bewertet. Der Geschäftsabschluss erscheint fragwürdig.

Von Thomas Kistner |
    Das Luschniki-Stadion in Moskau wird einer der Spielorte der WM 2018
    Das Luschniki-Stadion in Moskau wird einer der Spielorte der WM 2018 (picture-alliance / dpa / Yuri Kochetkov)
    Nun legen Fifa-Dokumente nahe, dass auch die Ausschreibung der WM-Quartiere für den gesamten Fußballtross in Russland 2018 nur Augenwischerei war. 2012 hatte eine Fifa-Subkommission zwei Bewerber intensiv hinsichtlich ihrer Firmen- und Finanzstruktur geprüft. Im Ring standen der Schweizer Touristik-Konzern Kuoni und die Mexikaner Jaime und Enrique Byrom, dubiose Dauer-Geschäftspartner der Fifa. Die Brüder führen die Agentur Match, die verlässlich für Skandale bei WM-Turnieren sorgt. Im Sommer in Brasilien war sogar ein Match-Direktor, der Schwager der Byrom-Brüder, unter dem Verdacht des illegalen Tickethandels verhaftet und auf der Flucht.
    Prüfbericht der Fifa-Subkommission
    Laut Prüfbericht der Fifa-Subkommission von November 2012 war die Russland-Offerte der Byroms kaum überlebensfähig und - Zitat - "finanziell zweifelhaft". Kuoni hingegen habe ein so wörtlich "starkes Rezept" und mehr Erfahrung in Russland. In der Gesamtbewertung schlug Kuoni die Fifa-Agenten mit 51 zu 22 Punkten, das Urteil der Prüfexperten ist eindeutig: "Empfehlung: Abschluss mit Kuoni. Das Angebot ist professioneller, preisgünstiger und zuverlässiger." Die Prüfer warnten die Fifa sogar, dass sie bei Finanzierungsnöten der Byroms einem Kostenrisiko von 50 Millionen Dollar "voll ausgesetzt" sei. Bei "Kuoni" wäre gar kein Fifa-Beitrag erforderlich.
    Byroms erhalten Russland-Vertrag
    Die Prüfergebnisse wurden vom Entscheidungsgremium der Fifa ignoriert. Dem saß der Argentinier Julio Grondona vor, bis zu seinem Tod vor einigen Wochen die Nummer zwei hinter Präsident Sepp Blatter. Grondona entschied laut Insidern kategorisch, dass die Byroms den Russland-Vertrag erhalten, mit denen er selbst eng befreundet ist. Auch beim WM-Ticketskandal in Brasilien waren - wieder mal - Karten aus Grondonas Besitz auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht. Die Fifa behauptet nun, die beiden Offerten hätten nahe beieinander gelegen, man habe daher auf die Kontinuität mit dem alten Partner gesetzt.