WM 2034 in Saudi-Arabien
Hitze, Ramadan, Olympia und Weihnachten - WM in Terminnot

Im Sommer wird es in Saudi-Arabien zu heiß für eine WM sein. Ramadan, Haddsch, Olympische Winterspiele, Asienspiele und Weihnachten müssen bei der Planung berücksichtigt werden - das Ergebnis könnte eine WM im Januar sein.

Von Chaled Nahar |
Das King Salman International Stadium in Riad, in dem das Eröffnungspiel und das Finale der WM 2034 stattfinden sollen.
Das King Salman International Stadium in Riad, in dem das Eröffnungspiel und das Finale der WM 2034 stattfinden sollen. (Saudi 2034 bid media)
Allen Bedenken in Sachen Menschenrechten zum Trotz wird ein außerordentlicher FIFA-Kongress am 11. Dezember in einer Doppelvergabe bei einer Videokonferenz ohne Gegenkandidaten Saudi-Arabien die Fußball-WM der Männer 2034 zusprechen, die WM 2030 wird in Spanien, Portugal und Marokko mit drei Eröffnungsspielen in Südamerika stattfinden.
Für die WM 2034 stellt sich neben der Fragen nach dem Umgang mit den fundamentalen Rechten von Frauen, Gastarbeitern oder queeren Menschen auch die nach dem Termin.

Prüfbericht der FIFA: Juni und Juli sind zu heiß

Der Prüfbericht der FIFA, der Saudi-Arabien bei Menschenrechtsfragen ein "mittleres Risiko" bescheinigt, beschäftigt sich auch mit dem möglichen Termin des Turniers - was Menschenrechtsorganisationen vehement kritisieren. Auch beim möglichen Termin hebt der Prüfbericht nur eine gelbe Flagge.
In der Hauptstadt Riad, in der acht der 15 WM-Stadien stehen sollen, könnten "die Temperaturen zu den heißesten Tageszeiten in den Sommermonaten von Mai bis September 40 Grad Celsius überschreiten", heißt es in dem Bericht, bei der Entscheidung über den Zeitpunkt des Turniers müsse das berücksichtigt werden. Anders gesagt: Es braucht einen anderen Termin als den klassischen im Juni und Juli. Doch der ist schwer zu finden.

Viele Termine im WM-Jahr schon gesetzt

Bei der Suche nach Alternativen wird es eng im Kalender. Folgende Termine sind zu berücksichtigen:
  • Olympische Winterspiele (10. bis 26. Februar 2034): IOC-Mitglied Gianni Infantino wird den Spielen aus dem Weg gehen wollen. Zuletzt war das Verhältnis zum IOC ohnehin zeitweise angespannt, als die FIFA einen Zwei-Jahres-Rhythmus für die WM erwog, was aber am Widerspruch aus Europa scheiterte.
  • Haddsch 2034 (26. Februar 2034 bis 3. März 2034): Die islamische Pilgerfahrt hat jedes Jahr ihr Ziel in Mekka in Saudi-Arabien, rund zwei Millionen Muslime machten sich in den letzten Jahren jeweils auf den Weg - was eine WM mit ihren Reisebewegungen erschwert.
  • Endphase Fußballsaison 2033/34 (April/Mai 2034): Würde die WM erst nach der Pilgerfahrt stattfinden, müssten die entscheidenden Wochen der Fußballsaison in Europas Topligen und im Europapokal verschoben werden. Außerdem beginnt im Mai die heiße Zeit, in der es in Riad schon an die 40 Grad heiß wird.
  • Ramadan 2034 (11. November bis 10. Dezember 2034): Der islamische Fastenmonat steht der Idee entgegen, denselben Termin wie bei der WM in Katar zu wählen. Das Turnier 2022 wurde ebenfalls aus klimatischen Gründen vom 20. November bis 18. Dezember durchgeführt.
  • Asienspiele 2034 (29. November 2034 bis 14. Dezember 2034): Selbst wenn die FIFA das Turnier auch während des Ramadan ansetzen wollen würde, blieben die Asienspiele ein weiteres Hindernis. Sie sind eines der größten Multisportevents der Welt und besetzen nach jetziger Planung einen Teil des Terminkalenders am Jahresende.
  • Weihnachten 2034 (25./26. Dezember 2034): Etwas später anzufangen ist auch nicht möglich. Durch das christliche Weihnachtsfest wäre nach hinten nicht genug Zeit für das Turnier.
So wirkt die Zeit im Januar und Anfang Februar vor den olympischen Winterspielen als eine logische Option, der Herbst wäre wohl bei den Ligen und Verbänden in Europa zumindest unbeliebt, da die WM nach dem Saisonstart sofort eine lange Unterbrechung bedeuten würde. Auch die üblichen Länderspielfenster im Herbst müssten teilweise verschoben werden.

FIFA: Suche nach Zeitfenster "bringt einige Schwierigkeiten mit sich"

Der Prüfbericht der FIFA kommt zu folgendem Schluss: "Die Bestimmung des optimalen Zeitfensters für das Turnier bringt einige Schwierigkeiten mit sich." Es wird auf die "beträchtliche Vorlaufzeit" verwiesen und, dass der internationale Fußballkalender bislang nur bis 2030 erstellt worden ist. Saudi-Arabien habe "Flexibilität und einen Geist der Zusammenarbeit" bewiesen. Flexibilität bewies der Fußball im Kalender in der Corona-Krise und bei der WM 2022. Wenn es um genug Geld geht, werden Bewegungen im Kalender möglich.
Allerdings wird das immer schwieriger: Die Champions League wurde ausgeweitet, die neue Klub-WM der FIFA mit 32 Teams macht Anpassungen im Kalender in Richtung Sommer 2033 schwierig. Und das WM-Turnier wird ab 2026 mit 48 Teams und 104 Spielen über nun fünf statt bisher vier Wochen laufen.
Eine Lösung für die Fragestellung liefert der Bericht nicht, zumal die offizielle Vergabe des Turniers an Saudi-Arabien zumindest im bürokratischen Sinne noch aussteht.