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WM-Trends
Ballbesitz, Defensive, Videobeweis und Europas Dominanz

Bei der Fußball-WM in Russland manifestieren sich nach dem Viertelfinale die ersten Trends. Zwei davon wurden sogar der deutschen Elf zum Verhängnis.

Von Matthias Friebe |
    27.06.2018, Russland, Kasan: Fußball, WM, Vorrunde, Gruppe F, 3. Spieltag: Südkorea - Deutschland in der Kasan-Arena. Yohan Ko (Yo-Han Ko) aus Südkorea und Joshua Kimmich aus Deutschland kämpfen um den Ball.
    Die deutsche Mannschaft scheiterte auch an der guten Defensivarbeit ihrer Gegner (dpa / picture alliance / Ina Fassbender)
    Die sportlich größte Sensation gelang dem Gastgeber. Von niemandem erwartet schaffte es die russische Mannschaft bis ins Viertelfinale, scheiterte aber in Sotschi im Elfmeterschießen an Kroatien.
    Der Russe Daler Kuziaev und Ivan Rakitic aus Kroatien kämpfen um den Ball.
    Die russische Mannschaft scheiterte erst im WM-Viertelfinale an Kroatien. (picture alliance / dpa / Christian Charisius)
    Bei Deutschland stimmte wenig
    Sportlich am Limit, eigentlich sogar weit darüber hinaus, kämpfte sich das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow angefeuert von frenetischen russischen Fans bis in die Runde der letzten Acht. Mindestens ebenso eine große Überraschung: das frühe Aus des Weltmeisters. Der deutschen Mannschaft erging es wie den Spaniern und Italienern zuvor, Heimflug schon nach der Vorrunde.
    Recep Tayyip Erdogan (2.v.r.), Staatspräsident der Türkei, steht zusammen mit den Premier League Fußballspielern Ilkay Gündogan (l), Mesut Özil (2.v.l.) und Cenk Tosun (r). 
    Das umstrittene Foto, das die gesamte deutsche WM überlagerte: Recep Tayyip Erdogan (r.), Staatspräsident der Türkei, mit den beiden deutschen Nationalspielern Ilkay Gündogan (l.) und Mesut Özil. (Uncredited / Pool Presdential Press Service / AP / dpa)
    Nach den Gründen wird intensiv gesucht. Dazu zählen laute Nebengeräusche abseits des Platzes durch die Affäre Özil/Gündogan, deren Foto mit Türkeis Staatspräsident Erdogan für viel Aufregung sorgte oder Probleme bei der Auswahl eines Mannschaftsquartiers. Und auch auf dem Platz stimmte wenig bei Manuel Neuer und Co.
    "Ich denke, dass von uns allen die Bereitschaft nicht groß genug war und dieser unbedingte Wille zu zeigen, dass wir hier bei der Weltmeisterschaft etwas reißen wollen."
    Torwart Manuel Neuer aus Deutschland kann den Ball zum 0:1 für Mexiko nicht halten.
    Manuel Neuer: "Von uns allen war die Bereitschaft nicht groß genug" (dpa / picture alliance / Christian Charisius)
    Deutschland scheiterte an defensiv stark organisierten Teams wie Korea, die kaum Platz zur Entfaltung lassen. Ein Trend dieses Turniers. Auch Ballbesitz-Weltmeister Spanien "tika-taka-te" sich mit einem WM-Pass-Rekord ins Aus.
    Videobeweis ein voller Erfolg
    Eine Sache funktioniert bei dieser WM reibungslos. Die Sorge war groß im Vorfeld, doch der Einsatz des Videoassistenten klappt viel problemloser als in der Bundesliga. Hochzufrieden zeigte sich die FIFA um Schiedsrichter-Boss Pierluigi Collina, der vorrechnete, dass 99,3 Prozent der Entscheidungen richtig seien. "VAR bedeutet keine Perfektion, auch jetzt sind immer noch Fehlinterpretationen und Fehler möglich. Wie Sie aber sehen können, sind wir mit 99,3 Prozent nahe an der Perfektion."
    Schiedsrichter Mark Geiger schaut sich den Videobeweis auf einem Bildschirm an.
    Reibungsloser Einsatz: Der Videobeweis lief bei der WM bislang problemlos. (pa/dpa/AP/Stavrakis)
    Nicht nur, aber auch wegen des Videobeweises sind bei keiner WM zuvor so viele Tore per Elfmeter gefallen. Auch insgesamt ein Trend dieser WM: Standardsituationen, Tore nach Ecken und Freistößen. Experten dafür zum Beispiel, die Engländer. Von ihren elf Toren erzielten sie neun per Standard und können jetzt sogar im Elfmeterschießen weiterkommen. Jetzt stehen die Engländer also im Halbfinale, treffen auf die Kroaten. Halbfinale 1 heißt Frankreich gegen Belgien.
    Englands Harry Maguire jubelt über sein 1:0 gegen Schweden.
    England beherrscht Standards und Elfmeterschießen (AP / Franciso Seco)
    Zum ersten Mal in der Geschichte findet ein Halbfinale ohne dass wenigstens Deutschland, Argentinien oder Brasilien dabei sind. Brasilien und Uruguay schafften es zwar bis ins Viertelfinale, Vertreter aller anderen Kontinente waren aber chancenlos. Europa dominiert die WM 2018 und stellt zum vierten Mal in Folge den Weltmeister.