Die sportlich größte Sensation gelang dem Gastgeber. Von niemandem erwartet schaffte es die russische Mannschaft bis ins Viertelfinale, scheiterte aber in Sotschi im Elfmeterschießen an Kroatien.
Bei Deutschland stimmte wenig
Sportlich am Limit, eigentlich sogar weit darüber hinaus, kämpfte sich das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow angefeuert von frenetischen russischen Fans bis in die Runde der letzten Acht. Mindestens ebenso eine große Überraschung: das frühe Aus des Weltmeisters. Der deutschen Mannschaft erging es wie den Spaniern und Italienern zuvor, Heimflug schon nach der Vorrunde.
Nach den Gründen wird intensiv gesucht. Dazu zählen laute Nebengeräusche abseits des Platzes durch die Affäre Özil/Gündogan, deren Foto mit Türkeis Staatspräsident Erdogan für viel Aufregung sorgte oder Probleme bei der Auswahl eines Mannschaftsquartiers. Und auch auf dem Platz stimmte wenig bei Manuel Neuer und Co.
"Ich denke, dass von uns allen die Bereitschaft nicht groß genug war und dieser unbedingte Wille zu zeigen, dass wir hier bei der Weltmeisterschaft etwas reißen wollen."
Deutschland scheiterte an defensiv stark organisierten Teams wie Korea, die kaum Platz zur Entfaltung lassen. Ein Trend dieses Turniers. Auch Ballbesitz-Weltmeister Spanien "tika-taka-te" sich mit einem WM-Pass-Rekord ins Aus.
Videobeweis ein voller Erfolg
Eine Sache funktioniert bei dieser WM reibungslos. Die Sorge war groß im Vorfeld, doch der Einsatz des Videoassistenten klappt viel problemloser als in der Bundesliga. Hochzufrieden zeigte sich die FIFA um Schiedsrichter-Boss Pierluigi Collina, der vorrechnete, dass 99,3 Prozent der Entscheidungen richtig seien. "VAR bedeutet keine Perfektion, auch jetzt sind immer noch Fehlinterpretationen und Fehler möglich. Wie Sie aber sehen können, sind wir mit 99,3 Prozent nahe an der Perfektion."
Nicht nur, aber auch wegen des Videobeweises sind bei keiner WM zuvor so viele Tore per Elfmeter gefallen. Auch insgesamt ein Trend dieser WM: Standardsituationen, Tore nach Ecken und Freistößen. Experten dafür zum Beispiel, die Engländer. Von ihren elf Toren erzielten sie neun per Standard und können jetzt sogar im Elfmeterschießen weiterkommen. Jetzt stehen die Engländer also im Halbfinale, treffen auf die Kroaten. Halbfinale 1 heißt Frankreich gegen Belgien.
Zum ersten Mal in der Geschichte findet ein Halbfinale ohne dass wenigstens Deutschland, Argentinien oder Brasilien dabei sind. Brasilien und Uruguay schafften es zwar bis ins Viertelfinale, Vertreter aller anderen Kontinente waren aber chancenlos. Europa dominiert die WM 2018 und stellt zum vierten Mal in Folge den Weltmeister.