Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, dem Vertuschung und mangelnde Kooperation vorgeworfen wird, droht seine Vorstandsämter in der Fifa und dem Europa-Verband Uefa zu verlieren. Für Franz Beckenbauer, gegen den die Ethiker sogar Korruptionsverdacht hegen, wäre die Verbannung aus dem Fußball mit dem Verlust aller Aktivitäten in seinem Erwerbsmilieu verbunden: Das Amt als Ehrenpräsident beim FC Bayern wäre ebenso betroffen wie seine Sportwerbe-Engagements, TV-Arbeiten oder das internationale "Camp Beckenbauer" in Kitzbühel.
FIFA dementiert Beckenbauer-Version
Beckenbauer war Chef des Bewerbungs- und des Organisations-Komitees für 2006. Er bestreitet, dass für die WM-Vergabe Geld geflossen sei. Doch die Verdachtslage ist so erdrückend, dass die Fifa-Ethiker nun untersuchen wollen, was es mit den 6,7 Millionen Euro auf sich hat, die aus dem deutschen WM-OK an eine Privatfirma in Katar geflossen sind. Beckenbauer, der selbst in die Zahlvorgänge involviert war, und Mitstreiter erklären die Zahlung als Vorschuss auf einen Organisationszuschuss der Fifa. Das dementiert der Weltverband. Auch gibt es weder einen Vertrag für so eine Zahlung, noch ist das Geld bei der Fifa gelandet.
Ermittlungen wegen Vertuschungsverdachts
Die Ethik-Ermittler bringen die Causa über gleich sechs Paragrafen des Ethikcodes in Beziehung zu dem Sündenfall um die gesperrten Ex-Präsidenten Sepp Blatter und Michel Platini. Letzterer hatte von Blatter zwei Millionen Franken erhalten, die weder vertraglich vereinbart waren, noch schlüssig erklärt werden konnten. Neben Beckenbauer zielen die Bestechungsermittlungen auf Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und den früheren DFB-Funktionär Stefan Hans. Die drei waren mit der Abwicklung der mysteriösen Zahlung befasst.
Gegen Niersbach und Ex-DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock wird wegen fehlender Kooperation und Vertuschungsverdachts ermittelt. Auch für diesen Prozess gibt es einen Präzedenzfall. Kürzlich schloss das Ethikkomitee ein Manipulationsverfahren zu Freundschaftsspielen Südafrikas vor der Heim-WM 2010 ab. Zwei betroffenen Schiedsrichter-Offiziellen standen zwar nicht im Zentrum der eigentlichen Affäre, hatten aber Kenntnis davon und diese für sich behalten: Beide wurden zwei Jahre gesperrt.