Professor Dr. Friedrich Wilhelm Gerstengarbe ist Leiter des PIK-Forschungsbereichs "Klimawirkung und Vulnerabilität". Er kann aus seinem Büro im zweiten Stock des altehrwürdigen Gebäudes vom Potsdamer Telegrafenberg weit in die Landschaft sehen, aber er blickt konzentriert auf den Bildschirm seines Computers und logged sich in das Klimafolgenportal ein:
"Na also, so!"
Er klickt das Begrüßungsfenster weg und auf die Deutschlandkarte. Eine Grafik mit der Temperaturentwicklung von 1901 bis 2011 erscheint, die erst langsam, dann immer schneller nach oben zeigt. Das Portal soll vor allem Fachleute informieren, zum Beispiel Forstwirte oder Baudezernenten, aber:
"Die Onlineplattform kann jeder nutzen. Das wird die Industrie sein, das werden Behörden sein, das ist gewollt. Und da es eine Pilotphase ist, ist das Ding natürlich noch nicht vollständig und komplett. Wir erhoffen uns davon, dass wir auch Rückantwort kriegen von den Nutzern, die uns sagen: Hört mal, wir brauchen die und die Informationen noch oder hier ist noch ein Fehler drin."
KlimafolgenOnline soll bis Ende 2013 im Dialog mit den Nutzern verbessert und ausgebaut werden. Erstmals haben die Wissenschaftler die lokalen Folgen des Klimawandels in Deutschland auch für örtliche Entscheider aufbereitet. Das heißt, nicht nur Daten für ganz Deutschland werden bereitgestellt, sondern feiner aufgeschlüsselt nach Bundesländern und Landkreisen, bis zu einer Auflösung von 10x10 Kilometern.
"Sie können bis auf die Kreisebene heruntergehen. Wir können uns aber auch mal das Land Brandenburg ansehen. Hier haben Sie jetzt die Temperatur. Sie sehen, das ist auch wieder mit Anstieg verbunden, jetzt gehen wir aber mal auf den Niederschlag. Und Sie sehen, im Jahresmittel passiert hier eigentlich nichts. Der bleibt über die ganze Zeit konstant."
Aber die Tücke steckt im Detail und erinnert an die spöttisch beschriebenen vier großen Probleme der DDR-Landwirtschaft: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
"Für den Frühjahrszeitraum haben wir einen ganz leichten Anstieg, im Sommer - und hier sieht man's ganz deutlich - geht das ab Mitte des Jahrhunderts deutlich nach unten, und wenn wir jetzt mal auf den Winter schalten: Sehen Sie, da haben wir die umgekehrte Entwicklung, da steigt der Niederschlag an."
Folgen: Trockenheit und Dürre im Sommer, unterbrochen von Starkniederschlägen, Hagel und Überschwemmungen im Winter; schlechte Aussichten für die Landwirtschaft. Dabei kann man in der Zeit zurückreisen und sich die Entwicklung über die letzten hundert Jahre anzeigen lassen.
Aber es geht auch Richtung Zukunft, von heute bis ins Jahr 2100, immer in 10-Jahres-Schritten. Das Internetportal zeigt dabei keine Vorhersagen, sondern Szenarien: also Aussagen über eine mögliche Zukunft, wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht. Derzeit ist leider das "Worst Case Szenario" realistisch, sagt Gerstengarbe:
"Das sind 8,5 Watt pro Quadratmeter zusätzlicher Energie-Input in die Atmosphäre 2100; und das ist ein Temperaturanstieg, den sieht man ja hier von fast vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Warum haben wir den genommen? Wenn man sich ansieht, was diese 8,5 bedeuten, von der Emission von CO2 und anderen Spurengasen in die Atmosphäre, dann sieht man, dass dieser Worst-Case-Fall im Moment schon eingetreten ist."
Auch andere Szenarien sollen noch gerechnet werden. Derzeit ist das Modell nur für Deutschland angelegt, aber bei Interesse aus anderen Ländern könnte es grundsätzlich auch für deren Anforderungen angepasst und mit den nötigen Daten zum Laufen gebracht werden. Zukunftsmusik:
"Wir hoffen auf eine große Resonanz, dann wird das sicher auch finanziert."
Kosten bisher: eine halbe Million Euro, die das European Institut of Technology finanziert hat.
Doha 2012 (Themenportal)
"Na also, so!"
Er klickt das Begrüßungsfenster weg und auf die Deutschlandkarte. Eine Grafik mit der Temperaturentwicklung von 1901 bis 2011 erscheint, die erst langsam, dann immer schneller nach oben zeigt. Das Portal soll vor allem Fachleute informieren, zum Beispiel Forstwirte oder Baudezernenten, aber:
"Die Onlineplattform kann jeder nutzen. Das wird die Industrie sein, das werden Behörden sein, das ist gewollt. Und da es eine Pilotphase ist, ist das Ding natürlich noch nicht vollständig und komplett. Wir erhoffen uns davon, dass wir auch Rückantwort kriegen von den Nutzern, die uns sagen: Hört mal, wir brauchen die und die Informationen noch oder hier ist noch ein Fehler drin."
KlimafolgenOnline soll bis Ende 2013 im Dialog mit den Nutzern verbessert und ausgebaut werden. Erstmals haben die Wissenschaftler die lokalen Folgen des Klimawandels in Deutschland auch für örtliche Entscheider aufbereitet. Das heißt, nicht nur Daten für ganz Deutschland werden bereitgestellt, sondern feiner aufgeschlüsselt nach Bundesländern und Landkreisen, bis zu einer Auflösung von 10x10 Kilometern.
"Sie können bis auf die Kreisebene heruntergehen. Wir können uns aber auch mal das Land Brandenburg ansehen. Hier haben Sie jetzt die Temperatur. Sie sehen, das ist auch wieder mit Anstieg verbunden, jetzt gehen wir aber mal auf den Niederschlag. Und Sie sehen, im Jahresmittel passiert hier eigentlich nichts. Der bleibt über die ganze Zeit konstant."
Aber die Tücke steckt im Detail und erinnert an die spöttisch beschriebenen vier großen Probleme der DDR-Landwirtschaft: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
"Für den Frühjahrszeitraum haben wir einen ganz leichten Anstieg, im Sommer - und hier sieht man's ganz deutlich - geht das ab Mitte des Jahrhunderts deutlich nach unten, und wenn wir jetzt mal auf den Winter schalten: Sehen Sie, da haben wir die umgekehrte Entwicklung, da steigt der Niederschlag an."
Folgen: Trockenheit und Dürre im Sommer, unterbrochen von Starkniederschlägen, Hagel und Überschwemmungen im Winter; schlechte Aussichten für die Landwirtschaft. Dabei kann man in der Zeit zurückreisen und sich die Entwicklung über die letzten hundert Jahre anzeigen lassen.
Aber es geht auch Richtung Zukunft, von heute bis ins Jahr 2100, immer in 10-Jahres-Schritten. Das Internetportal zeigt dabei keine Vorhersagen, sondern Szenarien: also Aussagen über eine mögliche Zukunft, wenn der Klimawandel ungebremst weitergeht. Derzeit ist leider das "Worst Case Szenario" realistisch, sagt Gerstengarbe:
"Das sind 8,5 Watt pro Quadratmeter zusätzlicher Energie-Input in die Atmosphäre 2100; und das ist ein Temperaturanstieg, den sieht man ja hier von fast vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Warum haben wir den genommen? Wenn man sich ansieht, was diese 8,5 bedeuten, von der Emission von CO2 und anderen Spurengasen in die Atmosphäre, dann sieht man, dass dieser Worst-Case-Fall im Moment schon eingetreten ist."
Auch andere Szenarien sollen noch gerechnet werden. Derzeit ist das Modell nur für Deutschland angelegt, aber bei Interesse aus anderen Ländern könnte es grundsätzlich auch für deren Anforderungen angepasst und mit den nötigen Daten zum Laufen gebracht werden. Zukunftsmusik:
"Wir hoffen auf eine große Resonanz, dann wird das sicher auch finanziert."
Kosten bisher: eine halbe Million Euro, die das European Institut of Technology finanziert hat.
Doha 2012 (Themenportal)