In mehreren deutschen Städten kam es am Wochenende zu Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Bei der nicht genehmigten Demonstration in Berlin wurden laut Gewerkschaft Verdi mindestens fünf Journalistinnen und Journalisten von mutmaßlichen Rechtsextremen körperlich angegriffen, einem Reporter des "Tagesspiegels" wurde von einem Demonstrations-Teilnehmer das Smartphone entrissen.
Solche Vorkomnisse seien bei Querdenken-Demos keine Seltenheit, sagt Jörg Reichel, Journalist und Geschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (DJU) Berlin-Brandenburg. "Die Übergriffe auf Journalisten sind seit August 2020 auf einem hohen Niveau", so Reichel, der bei der Kundgebung am Samstag in Berlin vor Ort war.
Reporterinnen und Reporter in mehrere Städten attackiert
Am Wochenende sind laut Reichel außerdem Reporterinnen und Reporter bei Demos in Hamburg, Oldenburg, Müchen und Frankfurt am Main von Demonstrierenden attackiert worden.
Ein großes Problem mit Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten gebe es auch in Sachsen, so Reichel. Neben der besonders hohen Gewaltbereitschaft der "Querdenken"-Szene bringe das Verhalten der Polizei Journalistinnen und Journalisten in Gefahr.
"In Berlin, teilweise auch in München, gelingt es mit Schutzkonzepten die Übergriffe in den Griff zu bekommen, besonders bei stationären Kundgebungen. In Sachsen ist es aber so: Wenn in kleineren Ortschaften Demonstrationen stattfinden und Kolleginnen und Kollegen vor Ort darüber berichten, ist keinerlei Schutz vor Ort - und die Berichterstattung massiven Risiken ausgesetzt."
Fehlende Schutzkonzepte gefährden Berichterstattung
Reichel wünscht sich deshalb flächendeckend funktionierende Schutzkonzepte von Polizei und Innenministerien und dass das "permanente Unterschätzen der Corona-Demonstrationen" ein Ende habe.
"Wir werden das heute Abend wieder in Sachsen sehen, dass viele Demonstrationen unbegleitet durch die Städte laufen, und dass es Journalistinnen und Journalisten fast unmöglich ist, am Rande zu recherchieren und Berichterstattung zu machen."