"Wo kann ich hier spenden, bitte?"

Wenn es am Dienstag in den USA an die Wahlurnen geht, zählt jede Stimme - doch wie sich die Wähler entscheiden, wird auch davon abhängen, wie erfolgreich die Wahlwerbung der letzten Monate war. Deomkraten wie Republikaner finanzieren sie durch gewaltige Wahlkampf-Spenden.

Von Jasper Barenberg |
    Da waren sie dann doch einen Moment konsterniert: Jordan Wiggings etwa, der im "Hauptquartier" der Kampagne für Mitt Romney in Arlington, Virginia, Besucher in Empfang nimmt. Der mir gerade noch erzählt hatte, dass er ein halbes Jahr in Bonn studiert hat ("Das Politische System Europas"). Der es toll dort fand ("awesome!"). Und gerade angefangen hatte, von seinem besten Freund zu sprechen, der in Berlin lebt ("awesome!"). Jetzt aber schaut Jordan ratlos hinab auf sein knallrotes Romney-Ryan-T-Shirt. Weil vor ihm Mark McFaddin in einem gediegenen Sakko am Empfangstisch steht und verkündet, dass er spenden will. Für Romney. Für den Sieg am nächsten Dienstag. Wo es um jede Stimme geht. Und also auch um jeden Dollar.

    Jordan schaut fragend zu einer Kollegin. Sie sitzt ihm gegenüber an einem winzigen Tisch vor zwei Computern, tippt eine Nummer nach der anderen in ihr rosafarbenes Handy, erinnert ihre Gesprächspartner mit der immer gleichen Wendung daran, dass Mitt Romney am Montagnachmittag eine "Victory Rally" an der George Mason University in Fairfax abhalten wird. "Hier ist jemand, der spenden möchte"! Die Kollegin hebt nur die Schultern, deutet auf ihr Telefon, flötet "Ok, dann wünsche ich Ihnen ein wundervolles Wochenende!". Gut, dass in diesem Augenblick zwei weitere Mitarbeiter am Empfang auftauchen und sich der Sache annehmen. Mark McFaddin wird einen Gang entlang nach hinten geführt. "Bar oder mit Scheck...?" höre ich sie noch fragen, bevor sich die Tür zu einem Büro schließt.

    Gespendet wird viel in diesem Wahlkampf. So viel wie nie zuvor. Schätzungen zufolge wird der Kampf ums Weiße Haus und den Kongress am Ende die unvorstellbare Summe von sechs Milliarden US-Dollar verschlingen. Was vor allem damit zu tun hat, dass (formal) unabhängige Unterstützergruppen so viel Geld sammeln dürfen, wie sie wollen, darunter die viel beschworenen "Super PACs". In den seltensten Fällen allerdings dürften die Spender das Geld persönlich vorbeibringen.

    Deshalb wohl auch der kurze Moment der Verwirrung in Arlington. Wo ein paar Minuten später Mark McFaddin die Wahlkampfzentrale der Republikaner in Virginia mit einem zufriedenen Lächeln verlässt. Wie sich herausstellt, ist er beruflich viel mit dem Auto unterwegs. Und entnervt tagein tagaus immer nur Werbung für Barack Obama ertragen zu müssen. Um seinen Teil beizusteuern, dass auch auf diesem Schlachtfeld Waffengleichheit herrscht, ist er kurzentschlossen vorbeigekommen. Die Romney-Kampagne soll das Geld für Radiowerbung verwenden. In einer Wahl, die in seinen Augen über zwei Dinge entscheidet: Darüber, ob die Wirtschaft in einer zweiten Amtszeit Obamas endgültig den Bach runtergeht. Und ob die Macht der Regierung endgültig über die Freiheit der Bürger siegt.

    Bleibt eine Frage, Mr. McFaddin: Wie viel haben Sie denn nun gespendet? Ich bekomme ein schelmisches Lächeln als Antwort. Und dies: "Einen Betrag, über den meine Frau alles andere als erfreut sein wird!"


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