Nein, alle Puzzle-Teile haben wir noch lange nicht beisammen, sagt Josephine Joordens.
"Wir müssen annehmen, dass wir mindestens die Hälfte aller frühmenschlichen Arten bisher übersehen haben. Und die Frage ist: Suchen wir nach ihren fossilen Überresten überhaupt an den richtigen Stellen? Ich glaube, auch da übersehen wir eine Menge. Es gibt sehr viel mehr Gegenden, meine ich, in denen frühe Menschen gelebt haben, als wir bisher wissen."
Josephine Joordens forscht an der Universität Leiden in den Niederlanden. Die Wissenschaftlerin schlägt vor, die Suche nach menschlichen Fossilien anders anzugehen als bisher. Der größte Teil aller Knochenfunde findet sich in Gegenden Ostafrikas und Südostafrikas, die heute ein eher trockenes Klima haben: Die Fundorte reihen sich in einer langen Linie aneinander: Von der Afar-Senke in Äthiopien über Kenia bis nach Malawi. Sämtliche Fundorte liegen ein gutes Stück von der Küste entfernt. Es sieht also so aus, als wären die frühen Menschen Inlandsbewohner gewesen, an trockenes Klima gewöhnt und ohne Kontakt zum Meer. Gerade das, sagt Joordens, könnte eine völlig falsche Fährte sein.
"Immer mehr Forschern wird klar, dass die frühen Menschen auf Gebiete angewiesen waren, wo es Wasser gab und eine geschlossene Baumdecke. Das ergibt aus heutiger Sicht ja auch Sinn: Wir sind keine Savannentiere, wir Menschen hängen von einer guten Wasserversorgung ab."
Die Forscherin trug nun alle Daten zusammen, die es über die Klimageschichte der Region gibt. Die Informationen reichen weit zurück, je nach Quelle bis zu fünf Millionen Jahre. Das Ergebnis: in den Daten zeigen sich zyklische Muster, immer wieder, etwa alle 400.000 Jahre war das Klima Ostafrikas deutlich feuchter als heute.
"Während dieser feuchteren Zeiten könnte es sein, dass die im Landesinneren liegenden Senken, wo man heute menschliche Überreste findet, mit dem Küstenstreifen durch Flusstäler verbunden waren. Anders ausgedrückt: in trockenen Zeiten liegt zwischen den Senken im Landesinneren und den Küstenwäldern ein sehr trockener Landstreifen, der weder für Menschen noch für Tiere überwindbar war. Wenn das Klima aber feuchter war, gab es vermutlich diese Verbindung."
Die Forscherin stellt nun eine Hypothese auf: die frühen Menschenarten seien, anders als bisher angenommen, in dem feuchten Küstenwaldstreifen entlang der afrikanischen Ostküste entstanden. Von dort aus verbreiteten sie sich landeinwärts und besiedelten die Senken, immer dann, wenn das Klima feucht genug für solche Wanderungen war. Allerdings - und das ist der Schwachpunkt in Joordens Konzept: Es gibt bisher keinen einzigen Fossilienfund von der Küste, der ihre Idee stützen würde.
"Bisher ist das alles ein rein theoretisches Konzept, wir haben nur theoretische, sehr logische Argumente dafür, dass es an der Küste frühe Menschen gegeben haben müsste."
Die Forscherin hat nun vor, alle verfügbaren Daten über Klima, Geografie und Fossilienfunde zusammenzufassen, um daraus ein Computermodell zu entwickeln. Wenn alles klappt, sollte das Modell vorhersagen können, wo genau an der Küste sich die Suche nach Fossilien lohnen sollte. Josephine Joordens:
"Das Konzept ist im biologischen Sinn schlüssig, deshalb glaube ich, dass es sich lohnt, diese Richtung weiterzuverfolgen."
"Wir müssen annehmen, dass wir mindestens die Hälfte aller frühmenschlichen Arten bisher übersehen haben. Und die Frage ist: Suchen wir nach ihren fossilen Überresten überhaupt an den richtigen Stellen? Ich glaube, auch da übersehen wir eine Menge. Es gibt sehr viel mehr Gegenden, meine ich, in denen frühe Menschen gelebt haben, als wir bisher wissen."
Josephine Joordens forscht an der Universität Leiden in den Niederlanden. Die Wissenschaftlerin schlägt vor, die Suche nach menschlichen Fossilien anders anzugehen als bisher. Der größte Teil aller Knochenfunde findet sich in Gegenden Ostafrikas und Südostafrikas, die heute ein eher trockenes Klima haben: Die Fundorte reihen sich in einer langen Linie aneinander: Von der Afar-Senke in Äthiopien über Kenia bis nach Malawi. Sämtliche Fundorte liegen ein gutes Stück von der Küste entfernt. Es sieht also so aus, als wären die frühen Menschen Inlandsbewohner gewesen, an trockenes Klima gewöhnt und ohne Kontakt zum Meer. Gerade das, sagt Joordens, könnte eine völlig falsche Fährte sein.
"Immer mehr Forschern wird klar, dass die frühen Menschen auf Gebiete angewiesen waren, wo es Wasser gab und eine geschlossene Baumdecke. Das ergibt aus heutiger Sicht ja auch Sinn: Wir sind keine Savannentiere, wir Menschen hängen von einer guten Wasserversorgung ab."
Die Forscherin trug nun alle Daten zusammen, die es über die Klimageschichte der Region gibt. Die Informationen reichen weit zurück, je nach Quelle bis zu fünf Millionen Jahre. Das Ergebnis: in den Daten zeigen sich zyklische Muster, immer wieder, etwa alle 400.000 Jahre war das Klima Ostafrikas deutlich feuchter als heute.
"Während dieser feuchteren Zeiten könnte es sein, dass die im Landesinneren liegenden Senken, wo man heute menschliche Überreste findet, mit dem Küstenstreifen durch Flusstäler verbunden waren. Anders ausgedrückt: in trockenen Zeiten liegt zwischen den Senken im Landesinneren und den Küstenwäldern ein sehr trockener Landstreifen, der weder für Menschen noch für Tiere überwindbar war. Wenn das Klima aber feuchter war, gab es vermutlich diese Verbindung."
Die Forscherin stellt nun eine Hypothese auf: die frühen Menschenarten seien, anders als bisher angenommen, in dem feuchten Küstenwaldstreifen entlang der afrikanischen Ostküste entstanden. Von dort aus verbreiteten sie sich landeinwärts und besiedelten die Senken, immer dann, wenn das Klima feucht genug für solche Wanderungen war. Allerdings - und das ist der Schwachpunkt in Joordens Konzept: Es gibt bisher keinen einzigen Fossilienfund von der Küste, der ihre Idee stützen würde.
"Bisher ist das alles ein rein theoretisches Konzept, wir haben nur theoretische, sehr logische Argumente dafür, dass es an der Küste frühe Menschen gegeben haben müsste."
Die Forscherin hat nun vor, alle verfügbaren Daten über Klima, Geografie und Fossilienfunde zusammenzufassen, um daraus ein Computermodell zu entwickeln. Wenn alles klappt, sollte das Modell vorhersagen können, wo genau an der Küste sich die Suche nach Fossilien lohnen sollte. Josephine Joordens:
"Das Konzept ist im biologischen Sinn schlüssig, deshalb glaube ich, dass es sich lohnt, diese Richtung weiterzuverfolgen."