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Wohin mit dem Brauereischlamm?

Das ist die Anlage, um gebrauchte Kieselgur aus der Brauerei zu waschen. Die Kieselgur wird in das Bier gegeben zum Filtrieren und kommt dann in die Waschanlage. Es wird also der verunreinigte Schlamm mit heißem Wasser gewaschen.

Von Klaus Dierken |
    Günter Hoops hat fünf Jahre an der Entwicklung gefeilt, bis das ebenso simple wie effektive Verfahren reif zur praktischen Erprobung war. Nur mit Hilfe von heißem Wasser und Physik, also ohne chemische Reinigungsmittel arbeitet die Anlage aus Kesseln, Pumpen und Schläuchen, die kaum größer ist als eine Wohnzimmer-Schrankwand. Der Prototyp steht in der Privatbrauerei Wittingen. Die kleine niedersächsische Traditionsbrauerei mit 100 Mitarbeitern sei ideal für die Erprobungsphase, weil sie vergleichsweise klein ist, aber groß genug, um erste Erfahrungen mit dem großtechnischen Einsatz zu machen, sagt Uwe Biermann, Geschäftsführer der an der Entwicklung beteiligten Anlagenbaufirma ATM aus dem nordrhein-westfälischen Vlotho. Er hofft, dass die Techniker die Anlage in den kommenden Monaten so weit verbessern können, dass mehr als 80 Prozent des Kieselgur zurückgewonnen werden können. Bei einem Preis von rund 600 Euro pro Tonne wäre das eine enorme Ersparnis. Eine Filteranlage von der Größe in Wittingen hätte sich bereits nach wenigen Jahren amortisiert:

    Wir haben in Deutschland einen Kieselgurmarkt von geschätzt 15.000 Tonnen in der Bierfiltration. Wenn wir das um 80 Prozent reduzieren können, schonen wir auch den natürlichen Rohstoff Kieselgur.

    Besonders interessant ist die Technik auch für Brauereien in besonders dichtbesiedelten Ländern. Denn der Brauereischlamm eignet sich nur begrenzt als Mineraldünger in der Landwirtschaft. So hat etwa der niederländische Bierriese Heineken und eine Großbrauerei aus Japan bereits jetzt Interesse an der neuen Technik signalisiert. In Deutschland könnte eine Verschärfung der Klärschlammverordnung das Abfallprodukt aus der Bierproduktion ebenfalls schon bald zum Problem werden lassen. Rund 70.000 Tonnen fallen allein in Deutschland jedes Jahr an. Darum wurde die Entwicklung der neuen Technik mit rund einer halben Million Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Uwe Biermann erwartet für sein Unternehmen:

    Umsatz - wir werden sicher nicht nur eine Anlage verkaufen. Wir werden mehrere verkaufen pro Jahr. Und wir hoffen natürlich alle, dass wir daran verdienen werden.

    Dann könnte der Anlagenbauer ATM zu den bisherigen 90 bald weitere Leute einstellen. Know-how aus Deutschland, das Wachstum bringen soll:

    Wir hoffen, dass wir wachsen, wir werden sicherlich einige Leute einstellen, Handwerker, Ingenieure, die diese Anlage bauen.

    Daran, dass die neue Filtertechnik sich durchsetzt, hat auch Christian Schulz-Hausbrand, der Juniorchef der Privatbrauerei Wittingen, keine Zweifel:

    Für die weltweite Brauereitechnik könnte das ein immenser Schritt sein.Es ist ein Meilenstein, wenn sich die Amortisationszeiten in Deutschland - mit scharfer Gesetzgebung - so bewahrheiten, wird sich das durchsetzen.

    An der Qualität des Bieres ändert sich nichts, ob zum Filtern neues oder wiederaufbereitetes Kieselgur verwendet wird.