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Wohlgefühl zwischen Afrika und Arktis

Alljährlich finden sich im Wattenmeer Millionen Vögel ein, um zu rasten, zu brüten und zu überwintern. 2009 erklärte die UNESCO die niederländischen und deutschen Gebiete zum Weltnaturerbe. Das Internationale Wattenmeer Sekretariat in Wilhelmshaven hat die Entwicklung der Arten in einem Bericht über 21 Jahre zusammengefasst.

Von Andreas Klose |
    "Da sind zum Beispiel die Eiderenten, die hier im Wattenmeer leben und sich von Muscheln ernähren, die nehmen ab. Das ist wahrscheinlich so, dass das mit der Muschelpopulation zu tun hat und warum das so ist, das ist noch undeutlich. Das kann mit Fischerei zu tun haben, das kann aber auch mit einer ganz natürlichen Entwicklung zu tun haben. Aber auch andere Populationen nehmen ab, zum Beispiel Möwenpopulationen nehmen ab, weil offene Mülldeponien jetzt geschlossen sind und die Möwen da nicht dran können. Also das ist eine sehr gute Entwicklung."

    Einfluss auf die Populationen scheint auch das Klima zu nehmen. Vor Deutschlands Küste wird das Wattenmeer mittlerweile länger vom Wasser überspült. Einhergehend ändert sich der Gezeitenstrom und das beeinflusst den Austausch des Wattbodens. Folge sei, dass sich das Nahrungsangebot für Vogelarten wie Austernfischer und Knutt ändere möglicherweise knapper werde, die Tiere weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme haben und sich damit deren Vorkommen verringere beziehungsweise in andere Regionen verschiebe, erläutert Enemark weiter. Hier muss geforscht werden. Arten wie die Weißwangengans profitieren offensichtlich von wärmeren Temperaturen und guten Nahrungsbedingungen am Wattenmeer. Die Tiere können besser genährt im arktischen Brutgebiet ankommen, obwohl sie früher auf den Zug gehen. Der Bruterfolg in der Arktis ist dann aber wieder abhängig von den Bedingungen dort. Allgemein fühlen sich Zugvögel auf den Gebieten der Nationalparks wohl. Das zeige sich am Beispiel des Löfflers. Ein Reiher den es im Frühjahr von Westafrika aus wieder in größerer Zahl an die Küste Niedersachsens zieht.

    "Der findet hier Ruhe, der kann gut brüten, die Gebiete sind geschützt da darf man nicht einfach hereinlaufen, die Verschmutzung hat abgenommen und davon profitiert der Löffler natürlich auch."

    Zugvögel nutzen das Wattenmeer aber nur fünf bis sechs Monate im Jahr, um zu brüten, zu mausern oder zu überwintern und ziehen im Herbst zurück nach Westafrika oder im Frühling in arktische Regionen. Um die Tiere zu schützen, sei es notwendig alle drei Lebensräume zu betrachten, sagt Michael Exo vom Institut für Vogelforschung an der Vogelwarte Helgoland. Der Wissenschaftler arbeitet in einem vom Bund geförderten Projekt. Dafür fängt er Pfuhlschnepfen und Kiebitzregenpfeifer im Wattenmeer und befestigt Minisender auf den Rücken der Tiere. Mit Hilfe von Satelliten lassen sich dann die Zugrouten und die Brutgebiete der Tiere bestimmen.

    "Wir wissen bei vielen dieser Vogelarten nicht, wo sie genau in der russischen Arktis brüten. Wenn wir das wissen, können wir gezielt im nächsten Jahr dorthin gehen und gucken, wie sind die Brutbedingungen dort, sind die geeignet, ist der Bruterfolg ausreichend und Ähnliches. Und genauso gut bekommen wir durch diese Satellitensender, Daten zur genauen Lage der afrikanischen Winterquartiere und wir können mit entsprechenden Untersuchungen dann dahin gehen und gucken, wie sind dort die Lebensbedingungen, sodass wir dann im Endeffekt wissen, wo kann ein energetischer Engpass, beispielsweise im Jahreslauf auftreten, welche Gefährdungsursachen gibt es in den verschiedenen Ländern und darauf aufbauend, kann man dann entsprechende Schutzkonzepte entwickeln."

    Die Konzepte sollen entlang der westafrikanischen Küste greifen. Das Internationale Wattenmeer Sekretariat möchte deswegen die Zusammenarbeit mit einheimischen afrikanischen Wissenschaftlern verstärken. Die sollen vor Ort die Bevölkerung über den Sinn des Vogelschutzes informieren und weitere Experten ausbilden, sagt Jens Enemark.

    "Experten, die uns helfen bei der Zählung von Vögeln, die uns helfen bei der Untersuchung von Vögeln, die uns helfen beim Schutz von Vögeln nicht nur in den gut geschützten Gebieten wie Banc d´Arguin in Mauretanien, das auch ein Weltnaturerbegebiet ist, sondern auch in Gebieten im Senegal oder Guinea Bissau, wo wir wissen, dass sich enorm viele von unseren Wattvögeln aufhalten."