Eines muss man den Produzenten lassen, professionell ist das Ganze schon. Etwa das Umschminken und Aufpumpen der Titelsängerin Eva Maria Westbroek, von einer figurmäßig eher durchschnittlichen Frau hin zur Sexikone mit stupender Körbchen- beziehungsweise Korbgröße. Das Schicksal des Fotomodells Anna Nicole Smith ist zur großen Oper geworden: Komponist Mark-Anthony Turnage, Librettist Richard Thomas und Regisseur Richard Jones stellten eine grell bunte, wüst-schrille Revue zusammen.
Auch die rasch wechselnden Kulissen sind nicht übel, da entsteht blitzschnell ein Nachtclub mit Showgirls, die an Stangen ihrem Hangelhandwerk nachgehen und – zack! – sind wir schon wieder woanders. Fast-Food-Restaurants, Fernsehstudios, Schlafzimmer ziehen vorbei, dann schwebt ein Lustgreis vom Bühnenhimmel. "Anna Nicole" ist ein Musiktheater, das dem königlichen Opernhaus neue Publikumsschichten erschließen und die Twitter oder Facebook-Generation in den ehrwürdigen Saal locken soll.
Junge Leute fanden sich reichlich ein, um den Niedergang eines Starlets mitzuerleben. Anna Nicole Smith war die leibhaftig gewordene Trashgöttin: prekäre Familienverhältnisse, keine Ausbildung, eine früh gescheiterte Ehe, seltsame Affären, dann die (kurze) Hochzeit mit einem fast 90-jährigen Multimillionär, es folgten brutalste Erbstreitigkeiten. Der Rest waren Fressorgien, Medikamentenexzesse, schließlich der Tod des ersten Sohns durch Schlafmittelmissbrauch. Die Mutter folgte ihm bald nach.
Aus all dem zimmerten Komponist Mark-Anthony Turnage, Librettist Richard Thomas und Regisseur Richard Jones eine grell bunte, wüst-schrille Revue zusammen, die vorwiegend aufs Vorführen der Figuren setzt. Es kommen diverse Räkel- und Ekelposen vor, der Greis wird oral befriedigt – was sich zum Glück weniger bildlich denn musikalisch vermittelt – und auch sonst ist viel los beim ewigen Hüftschwingen und Brustwackeln. Um den Kolportagecharakter doch ein wenig zu brechen, gibt's ab und an eine Prise Medienschelte, da tauchen Tänzer mit Kameras auf und bedrängen Anna Nicole, am Ende ziehen sie ihr gar eine Plastiktüte über den Kopf. So viel künstlerische Freiheit nehmen sich die Inszenatoren, die sich ansonsten sehr nah am realen Geschehen abarbeiten. Richard Thomas' Libretto strotzt nur so vor Alliterationen und sprachlichen Spielereien, deren Charme allerdings begrenzt ist. Da reimt sich surgery auf poverty oder breath-taking auf breast-faking und das F-Wort wird zur Standardvokabel.
Mark-Antony Turnage liefert dazu einen zunächst griffigen Musicalsoundtrack, der sich mehr und mehr in Wiederholungen erschöpft. Es ist ein Konglomerat aus leicht angerautem Jazz, Kurt-Weill-Akkorden, Pop und Spiritualanklängen, in den besten Momenten laufen die unterschiedlichen Stile zusammen und ergeben eine interessante Mischung, allzu oft aber geht Turnage bloß additiv vor und komponiert nach dem Baukastenprinzip.
Eine Stunde lang hört und sieht man dem Ganzen durchaus mit einem gewissen (auch voyeuristischen) Interesse zu, nachdenklich geht es in die Pause – jetzt müsste eigentlich ein Bruch kommen, eine andere Drehung, irgendetwas Neues, eine Pointe. Doch Fehlanzeige! Es wird alles noch überdrehter und mit nachgerade hechelnder Lust schreiten die Macher zur Hinrichtung des einstigen Erotikidols und weiden sich an diesem zerzausten Häuflein Mensch mit den riesigen Plastikbrüsten und dem grotesk schwabbelnden Körper.
Der Ordnung halber sei erwähnt, dass Eva-Maria Westbroek ihre Sache gesanglich und darstellerisch hervorragend machte, in weiteren Rollen überzeugten vor allem Gerald Finley als Anna Nicoles Anwalt und Liebhaber sowie Alan Oke in der Rolle des greisen Reichen. Antonio Pappano hielt die musikalischen Fäden gut zusammen, ausgezeichnet auch der Chor. Für alle gab es frenetischen Jubel, das Schicksal von Anna Nicole schien da fast schon wieder vergessen.
Auch die rasch wechselnden Kulissen sind nicht übel, da entsteht blitzschnell ein Nachtclub mit Showgirls, die an Stangen ihrem Hangelhandwerk nachgehen und – zack! – sind wir schon wieder woanders. Fast-Food-Restaurants, Fernsehstudios, Schlafzimmer ziehen vorbei, dann schwebt ein Lustgreis vom Bühnenhimmel. "Anna Nicole" ist ein Musiktheater, das dem königlichen Opernhaus neue Publikumsschichten erschließen und die Twitter oder Facebook-Generation in den ehrwürdigen Saal locken soll.
Junge Leute fanden sich reichlich ein, um den Niedergang eines Starlets mitzuerleben. Anna Nicole Smith war die leibhaftig gewordene Trashgöttin: prekäre Familienverhältnisse, keine Ausbildung, eine früh gescheiterte Ehe, seltsame Affären, dann die (kurze) Hochzeit mit einem fast 90-jährigen Multimillionär, es folgten brutalste Erbstreitigkeiten. Der Rest waren Fressorgien, Medikamentenexzesse, schließlich der Tod des ersten Sohns durch Schlafmittelmissbrauch. Die Mutter folgte ihm bald nach.
Aus all dem zimmerten Komponist Mark-Anthony Turnage, Librettist Richard Thomas und Regisseur Richard Jones eine grell bunte, wüst-schrille Revue zusammen, die vorwiegend aufs Vorführen der Figuren setzt. Es kommen diverse Räkel- und Ekelposen vor, der Greis wird oral befriedigt – was sich zum Glück weniger bildlich denn musikalisch vermittelt – und auch sonst ist viel los beim ewigen Hüftschwingen und Brustwackeln. Um den Kolportagecharakter doch ein wenig zu brechen, gibt's ab und an eine Prise Medienschelte, da tauchen Tänzer mit Kameras auf und bedrängen Anna Nicole, am Ende ziehen sie ihr gar eine Plastiktüte über den Kopf. So viel künstlerische Freiheit nehmen sich die Inszenatoren, die sich ansonsten sehr nah am realen Geschehen abarbeiten. Richard Thomas' Libretto strotzt nur so vor Alliterationen und sprachlichen Spielereien, deren Charme allerdings begrenzt ist. Da reimt sich surgery auf poverty oder breath-taking auf breast-faking und das F-Wort wird zur Standardvokabel.
Mark-Antony Turnage liefert dazu einen zunächst griffigen Musicalsoundtrack, der sich mehr und mehr in Wiederholungen erschöpft. Es ist ein Konglomerat aus leicht angerautem Jazz, Kurt-Weill-Akkorden, Pop und Spiritualanklängen, in den besten Momenten laufen die unterschiedlichen Stile zusammen und ergeben eine interessante Mischung, allzu oft aber geht Turnage bloß additiv vor und komponiert nach dem Baukastenprinzip.
Eine Stunde lang hört und sieht man dem Ganzen durchaus mit einem gewissen (auch voyeuristischen) Interesse zu, nachdenklich geht es in die Pause – jetzt müsste eigentlich ein Bruch kommen, eine andere Drehung, irgendetwas Neues, eine Pointe. Doch Fehlanzeige! Es wird alles noch überdrehter und mit nachgerade hechelnder Lust schreiten die Macher zur Hinrichtung des einstigen Erotikidols und weiden sich an diesem zerzausten Häuflein Mensch mit den riesigen Plastikbrüsten und dem grotesk schwabbelnden Körper.
Der Ordnung halber sei erwähnt, dass Eva-Maria Westbroek ihre Sache gesanglich und darstellerisch hervorragend machte, in weiteren Rollen überzeugten vor allem Gerald Finley als Anna Nicoles Anwalt und Liebhaber sowie Alan Oke in der Rolle des greisen Reichen. Antonio Pappano hielt die musikalischen Fäden gut zusammen, ausgezeichnet auch der Chor. Für alle gab es frenetischen Jubel, das Schicksal von Anna Nicole schien da fast schon wieder vergessen.