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Wohnatelierhaus in Basel
Alles unter einem Dach

Wohnen und arbeiten unter einem Dach, das können Künstler im neuen Wohnatelierhaus in Basel. "Kreative Jobs sind nicht zwischen neun und fünf machbar", sagte Architekt Heinrich Degelo im Dlf. Er hat die Lofts in flexibler Modulbauweise entworfen - und schafft damit günstigen Wohn- und Arbeitsraum.

Heinrich Degelo im Corsogespräch mit Sigrid Fischer |
Noch eine Baustelle im Rohzustand, aber mit fertigen hölzernen Balkonen: das Wohnatelierhaus Basel in Modularbauweise - entworfen von Architekt Heinrich Degelo
"Was brauche ich denn?" Heinrich Degelos Wohnatelierhaus für Künstler in Basel (Barbara Bühler)
Bezahlbarer Wohnraum in Ballungszentren ist eine der dringlichsten Forderungen an die Politik – nicht nur hierzulande. Monatsmieten von 10 Franken pro Quadratmeter, also 8,78 Euro, circa die Hälfte der statistischen Durchschnittsmiete - davon träumen auch Schweizer. Der Basler Architekt Heinrich Degelo hat bewiesen, dass Bauen nicht zwangsläufig teuer sein muss und zusammen mit einer Genossenschaft den Prototyp seines Wohnbaukonzepts in Basel errichtet. Ein Wohnatelierhaus im Modulbausystem, gebaut für eine Künstlerkooperative, die sich gewünscht hat, unter einem - und zwar günstigen - Dach zu wohnen und zu arbeiten. Gestern konnte man den Bau besichtigen.
Künstler arbeiten nicht "nine to five"
Ausgangspunkt für den Prototypen seines Wohnbaukonzeptes war die Tatsache, dass die meisten Künstler nicht von ihrer Kunst leben könnten; sie seien vielfach noch in anderen Jobs erwerbstätig, sagte der Schweizer Architekt Heinrich Degelo im Dlf. Sie hätten das Problem, dass sie ein Atelier, eine Wohnung und den Brotjob hätten, ein sehr zeitaufwändiges Dreieck. Und der kreative Job sei auch nicht von 9 bis 17 Uhr machbar, sondern sie wollten gerne in ihrer Kunst aufwachen und auch abends noch im Atelier sein können.
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Wohnatelier Innenraum (BARBARA_BUEHLER)
Aber auch in anderen Berufen werde inzwischen vieles zu Hause erledigt. Arbeiten und Wohnen stärker zusammen zu bringen sei die Grundidee des Konzepts, so Degelo.
Wohnen, duschen, kochen - fertig
Die einzelnen Module mit Loftcharakter kämen ohne Heizung aus, die Bewohner könnten sie selbst gestalten. Wenn Architekten einen Beitrag zu kostengünstigem Wohnen leisten wollten, sei die Ausgangsfrage: "Was brauche ich denn?" Die Billigfluglinie Easyjet sei ein Vorbild gewesen: Man brauche ein Flugzeug und Tickets, mehr nicht. Übertragen auf die Wohnsituation heiße das: Man brauche einen gesicherten Ort, der klimatisiert ist, wo man drin wohnen, duschen, kochen könne. Alles andere sei individuell: Parkett, Seidentapeten, Zwischenwände.
Wir haben noch länger mit Heinrich Degelo gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Die Wohungen, die heute gebaut würden, seien meist Dreizimmerwohnungen für die klassische Familie, so Degelo. Die klassische Familie existiere aber nur noch in seltenen Fällen. Sein Wohnbaukonzept sei aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, die Mietpreisexplosion zu bezwingen. Die Rendite entstehe im Grundstück, und wenn man Grundstücke an Meistbietende verkaufe, könne es nie kostengünstige Wohnungen geben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.