Stammbesucher werden die Gründerzeitvilla in Zehlendorf kaum wiedererkennen. Die Efeu berankte Fassade verschwindet hinter farbigen Quadraten. Werner Aisslinger hat das Haus mit einem bunten Wollstoff überzogen. Lediglich die Fenster sind frei geblieben. Vorm Eingang hat er ein Auto geparkt, das ebenfalls mit Stoff überzogen ist.
Werner Aisslinger: "Das Ganze ist jetzt nicht gemacht, nur weil es schön bunt ist, sondern es geht hier um Upcycling und Tuning. Was kann man machen, um aus Bestandsprodukten durch kreative Eingriffe dem Ding ein neues Erscheinungsbild zu geben? Das wird vor allem mit kleineren Objekten zurzeit gerade gemacht. Ich dachte, ich breite das gleich aus auf die aus meiner Sicht zurzeit sehr langweilige Automobilindustrie."
Der Wollbezug passt eigentlich nicht zum darunter verborgenen Sportwagen. Fenster und Scheinwerfer sind zwar frei geblieben, aber Fahrten bei Regenwetter mit hoher Geschwindigkeit würde der Stoff kaum überleben. Doch darum geht es auch nicht.
Werner Aisslinger: "Es ist hier natürlich ein Statement. Es gibt auch Hightech-Stoffe heute, die man hier verwenden könnte. Wir machen das halt mit diesen schönen Wollstoffen, weil es auch um Ästhetik geht, hier in der Ausstellung. Ich bin ja hier eher als Designer und Künstler aktiv. Ich bin jetzt nicht derjenige, der mit der Industrie zusammen über Jahre hinweg so ein Autocover entwickelt. Wenn ich von der Industrie angesprochen werde, dauern manche Produkte Entwicklungen vier oder fünf Jahre. Da arbeiten wir ewig mit Ingenieuren zusammen, bis so ein Ding auf den Markt kommt."
Denn die Entwicklung von marktfähigen Produkten ist Werner Aisslingers tägliches Brot. Er hat Stühle, Lampen und Steckdosen entworfen, die im Handel erhältlich sind. In der Ausstellung im Haus am Waldsee präsentiert er sich als Zukunftsforscher:
"Also das ist mein Steckenpferd – ein bisschen visionär und experimentell arbeiten. Ich sehe meinen Beruf ein bisschen als jemand, der sich Gedanken macht, wie die Zukunft aussehen könnte."
In der Zukunft, die sich Werner Aisslinger vorstellt, wird viel an ökologische Nachhaltigkeit gedacht. Ein altes Auto, das mit Stoffen verkleidet wird, wird aufgrund seines schicken Aussehens vielleicht weniger schnell verschrottet:
"Es ist ja so, dass bei der Produktion eines neuen Fahrzeuges – selbst wenn es nur drei Liter Benzin verbraucht auf 100 Kilometer – mehr Wasser und Energie verbraucht wird, als das Auto in den fünf Jahren, in denen es dann genutzt wird, jemals wieder reinspielen könnte. Dass die Lebenszyklen von Produkten verlängert werden, ist das ökologischste, was es überhaupt gibt."
In der Ausstellung selbst präsentiert Aisslinger neue Wohnideen. Die Küche der Zukunft stellt er sich als Labor vor, in dem nicht nur Speisen zubereitet, sondern auch Lebensmittel erzeugt werden. Er hat ein Regal entworfen, in dem Aquarien stehen, die per Schlauch mit eingetopften Gemüsepflanzen verbunden sind. Die Exkremente der Fische düngen die Stauden, die Blumenerde filtert das Wasser:
"Das ist eine Anordnung, wo praktisch Fischzucht mit Gemüsezucht als Kreislaufsystem verbunden ist, dass beide sich gegenseitig befruchtet und die Wachstumsraten sind glaube ich sehr extrem."
Auch im Badezimmer würde Aisslinger gern Pflanzen züchten. Sein Konzept sieht vor, Wände nicht zu fliesen, sondern mit Nebelfängerstoffen zu bespannen:
"Es gibt Nebelfängerstoffe seit Kurzem, das sind Stoffe, die aus dem Morgennebel … das Wasser absorbieren. Es gibt kleine Käfer in der Sahara, das haben Wissenschaftler festgestellt, die morgens auf den Sanddünen stehen und mit ihrer Körperoberfläche den Morgennebel absorbieren und dadurch genügend Wasser haben, den ganzen Tag zu überleben. Und das hat man auf Stoffe übertragen."
In der Ausstellung ist eine Duschkabine zu sehen, deren Wände aus waagerechten Lamellen bestehen, die sich nach außen wölben. Sie sind mit dem grauen Nebelfängerstoff bespannt und haben an ihren Unterkanten Vertiefungen, in denen Grünpflanzen wachsen. Und solche Ideen produziert Aisslinger zuhauf. Die Ausstellung zeigt Stühle, die mit Schaumstoff gepolstert werden, der aus alten Autolenkrädern gewonnen wird und Bücherregale, deren Fächer nicht aus Brettern bestehen, sondern aus ausrangierten Bildbänden. Die Wiederverwendung und Transformation vorhandener Materialien ist für Aisslinger ein zentrales Thema. Als Öko-Aktivist würde er sich aber nicht bezeichnen.
"Man macht das, was in der Luft liegt oder was nötig ist. Ich sehe das nicht so politisch. Ich habe keine radikalen Ansichten. Ich sehe es als Notwendigkeit, dass man sich da engagiert."
Die Ausstellung im Haus am Waldsee ist die erste, die Aisslingers Werk derart umfassend präsentiert – mit Modellen, Zeichnungen und vielen Raum füllenden Objekten. Der Besuch ist eine wahre Ideendusche – ein Rundgang durch das Zuhause der Zukunft.
Werner Aisslinger: "Das Ganze ist jetzt nicht gemacht, nur weil es schön bunt ist, sondern es geht hier um Upcycling und Tuning. Was kann man machen, um aus Bestandsprodukten durch kreative Eingriffe dem Ding ein neues Erscheinungsbild zu geben? Das wird vor allem mit kleineren Objekten zurzeit gerade gemacht. Ich dachte, ich breite das gleich aus auf die aus meiner Sicht zurzeit sehr langweilige Automobilindustrie."
Der Wollbezug passt eigentlich nicht zum darunter verborgenen Sportwagen. Fenster und Scheinwerfer sind zwar frei geblieben, aber Fahrten bei Regenwetter mit hoher Geschwindigkeit würde der Stoff kaum überleben. Doch darum geht es auch nicht.
Werner Aisslinger: "Es ist hier natürlich ein Statement. Es gibt auch Hightech-Stoffe heute, die man hier verwenden könnte. Wir machen das halt mit diesen schönen Wollstoffen, weil es auch um Ästhetik geht, hier in der Ausstellung. Ich bin ja hier eher als Designer und Künstler aktiv. Ich bin jetzt nicht derjenige, der mit der Industrie zusammen über Jahre hinweg so ein Autocover entwickelt. Wenn ich von der Industrie angesprochen werde, dauern manche Produkte Entwicklungen vier oder fünf Jahre. Da arbeiten wir ewig mit Ingenieuren zusammen, bis so ein Ding auf den Markt kommt."
Denn die Entwicklung von marktfähigen Produkten ist Werner Aisslingers tägliches Brot. Er hat Stühle, Lampen und Steckdosen entworfen, die im Handel erhältlich sind. In der Ausstellung im Haus am Waldsee präsentiert er sich als Zukunftsforscher:
"Also das ist mein Steckenpferd – ein bisschen visionär und experimentell arbeiten. Ich sehe meinen Beruf ein bisschen als jemand, der sich Gedanken macht, wie die Zukunft aussehen könnte."
In der Zukunft, die sich Werner Aisslinger vorstellt, wird viel an ökologische Nachhaltigkeit gedacht. Ein altes Auto, das mit Stoffen verkleidet wird, wird aufgrund seines schicken Aussehens vielleicht weniger schnell verschrottet:
"Es ist ja so, dass bei der Produktion eines neuen Fahrzeuges – selbst wenn es nur drei Liter Benzin verbraucht auf 100 Kilometer – mehr Wasser und Energie verbraucht wird, als das Auto in den fünf Jahren, in denen es dann genutzt wird, jemals wieder reinspielen könnte. Dass die Lebenszyklen von Produkten verlängert werden, ist das ökologischste, was es überhaupt gibt."
In der Ausstellung selbst präsentiert Aisslinger neue Wohnideen. Die Küche der Zukunft stellt er sich als Labor vor, in dem nicht nur Speisen zubereitet, sondern auch Lebensmittel erzeugt werden. Er hat ein Regal entworfen, in dem Aquarien stehen, die per Schlauch mit eingetopften Gemüsepflanzen verbunden sind. Die Exkremente der Fische düngen die Stauden, die Blumenerde filtert das Wasser:
"Das ist eine Anordnung, wo praktisch Fischzucht mit Gemüsezucht als Kreislaufsystem verbunden ist, dass beide sich gegenseitig befruchtet und die Wachstumsraten sind glaube ich sehr extrem."
Auch im Badezimmer würde Aisslinger gern Pflanzen züchten. Sein Konzept sieht vor, Wände nicht zu fliesen, sondern mit Nebelfängerstoffen zu bespannen:
"Es gibt Nebelfängerstoffe seit Kurzem, das sind Stoffe, die aus dem Morgennebel … das Wasser absorbieren. Es gibt kleine Käfer in der Sahara, das haben Wissenschaftler festgestellt, die morgens auf den Sanddünen stehen und mit ihrer Körperoberfläche den Morgennebel absorbieren und dadurch genügend Wasser haben, den ganzen Tag zu überleben. Und das hat man auf Stoffe übertragen."
In der Ausstellung ist eine Duschkabine zu sehen, deren Wände aus waagerechten Lamellen bestehen, die sich nach außen wölben. Sie sind mit dem grauen Nebelfängerstoff bespannt und haben an ihren Unterkanten Vertiefungen, in denen Grünpflanzen wachsen. Und solche Ideen produziert Aisslinger zuhauf. Die Ausstellung zeigt Stühle, die mit Schaumstoff gepolstert werden, der aus alten Autolenkrädern gewonnen wird und Bücherregale, deren Fächer nicht aus Brettern bestehen, sondern aus ausrangierten Bildbänden. Die Wiederverwendung und Transformation vorhandener Materialien ist für Aisslinger ein zentrales Thema. Als Öko-Aktivist würde er sich aber nicht bezeichnen.
"Man macht das, was in der Luft liegt oder was nötig ist. Ich sehe das nicht so politisch. Ich habe keine radikalen Ansichten. Ich sehe es als Notwendigkeit, dass man sich da engagiert."
Die Ausstellung im Haus am Waldsee ist die erste, die Aisslingers Werk derart umfassend präsentiert – mit Modellen, Zeichnungen und vielen Raum füllenden Objekten. Der Besuch ist eine wahre Ideendusche – ein Rundgang durch das Zuhause der Zukunft.