"Man geht halt zu einer Wohnungsbesichtigung und trifft zehn Menschen, die sich alle auf die Wohnung bewerben, und das ist vielleicht nicht der einzige Besichtigungstermin und dann muss man die Wohnung erstmal bekommen."
Wer in Köln ein Zimmer sucht, muss Geduld oder Geld haben. 450 Euro für einen Elf-Quadratmeter-Raum in einer WG ist nur ein Beispiel für das was auf dem freien Wohnungsmarkt verlangt wird, erzählen Studierende Katharina Letzelter vom AStA der Uni Köln. Sie ist dort Projektleiterin für den Bereich Wohnen. In ihrer Not wenden sie sich an sie. Doch der AStA kann kaum weiterhelfen:
"Es geht um circa 80.000 Studierende, die da theoretisch rein dürften und es gibt nur 5.000 Plätze und wenn es keine Wohnheimsplätze mehr gibt, weil es eine Auslastungsrate von 100 Prozent gibt, was bleibt einem dann anderes übrig als auf den freien Wohnungsmarkt zu gehen. Also da gibt es zum Teil schon etwas Abzocke."
Gerade zum Wintersemester ist wie jedes Jahr die Hölle los. Besserung ist nicht in Sicht.
"Das ist jetzt das dritte Jahr, dass wir da eine Notschlafstelle einrichten, um halt ein erstes Auffanglager bieten zu können, da können die dann tatsächlich mit dem Schlafsack vor uns stehen, also man sollte sich vorher anmelden, damit wir das vorher planen können, dann versuchen wir, so gut es geht zu helfen."
Außer in Köln ist es ähnlich schwierig in Münster, Siegen, Aachen und Paderborn– wie jedes Jahr! Zwar hat das Land ein Millionenprogramm laufen, das studentischen Wohnungsbau bezuschusst, aber das Geld reicht nicht aus, beklagen die Studierendenwerke. Helga Fels ist Abteilungsleiterin für studentisches Wohnen der Studierendenwerke NRW und Mitunterzeichnerin des offenen Briefes an die Landesregierung.
"Wir halten es daher für viel sinnvoller, Wohnheimprogramme mit echter Zuschussförderung zu wagen, denn nur damit wird es gelingen, Wohnraum mit preisgünstigen Mieten zu schaffen, und dieser ist vor allem für Studierende aus dem Ausland sehr wichtig."
Doch das Land hat den Studierendenwerken eine Absage erteilt und beruft sich auf die laufenden Wohnbauprogramme. Zusätzliches Geld wird es nicht geben, erklärt NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze:
"Angesichts der Herausforderung des Landes, dem was wir sonst noch alles stemmen müssen, ist mehr im Moment nicht drin und ich bin froh, dass das überhaupt möglich ist und dass wir diese Unterstützung für die Studierendenwerke organisieren konnten."
Neue Wohnkonzepte entstehen
Schuld an der Wohnungsnot möchte niemand sein. Seit dem doppelten Abiturjahrgang hat sich die Situation für die Studierenden immer weiter verschärft. Zur Zeit ist in NRW ein Rekordstand von 716.000 Hochschülern gemeldet. Erleichterung auf dem Wohnungsmarkt wird es noch lange nicht geben, denn:
"Die Zahlen sinken, sie bleiben aber auf einem sehr, sehr hohen Niveau und es hat zum einen damit zu tun, dass sich das Studierverhalten verändert hat, weil sich auch die Anforderungen in den Betrieben verändert haben. Es verändert sich sehr viel in der Wirtschaft es verändert sich das Studierverhalten, deshalb glauben wir, dass wir noch eine ganze Zeit lang auf einem hohen Niveau bleiben, aber die Spitzenzahlen, die wir zum doppelten Abiturjahrgang hatten, die werden wir erst mal nicht mehr so haben."
Für ein bezahlbares Zimmer sollten Studierende versuchen, etwas außerhalb der Hochschulstadt eine Bleibe zu finden. Dann wird es auch günstiger, sagen AStA und Studierendenwerke. In Aachen wurde eine zusätzliche Lösung gefunden.
Für einen Quadratmeter Wohnraum bieten die Studierenden ihrem Vermieter eine Stunde Hilfe im Monat an und senken so den Mietpreis. Vielleicht könnte das auch ein Weg in anderen Hochschulstädten sein. An Erfindungsreichtum scheitert es aber nicht, meint Helga Fels.
"So haben sich die Studierendenwerke mit Kommunen und Wohnungsbaufirmen zusammengeschlossen und rufen gemeinsam die Bevölkerung auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen die Studierendenwerke stellen ihre Internetseiten in der Regel zur Verfügung, um private Wohnangebote einzustellen, damit sind in der Vergangenheit viele Wohnangebote entstanden."
Katharina Letzelter vom AStA der Kölner Universität hat zum Beispiel zunächst Unterschlupf bei ihrer Großmutter in 20 Minuten Fahrzeit Entfernung gefunden und so die Wartezeit auf ein eigenes Zimmer in Köln überbrückt.
"Langfristig muss man sich natürlich auch etwas überlegen, um den Wohnraum allgemein bezahlbar zu machen, weil das Problem haben ja nicht nur Studierende mit dem Wohnraum."