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Wohnungsnot
Studierende leiden unter stark steigenden Mieten

Die Mieten für Studierende sind in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus einem Preisindex hervor, den das Institut der deutschen Wirtschaft heute für elf Unistädte veröffentlicht hat. Besonders viel zahlen die Studierenden in München, Köln und Hamburg.

Von Martin Schütz |
    Besonders in Ballungszentren ist der Bedarf an Wohnungen gestiegen
    Besonders in Ballungszentren ist der Bedarf an Wohnungen gestiegen (dpa / picture-alliance / Armin Weigel)
    Der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt. Selbst in der teuersten deutschen Stadt, in München, sind die Mieten für Studierende nochmals deutlich gestiegen. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft fallen durchschnittlich pro Monat 580 Euro an, vor fünf Jahren waren es nur 517. Etwas preiswerter wohnen diese Studierenden in Köln.
    Umfrage Uni Köln
    "Ich zahle circa 340 Euro im Monat. Also ich hab das große Glück, dass meine Eltern die Miete zahlen."
    "Ich zahle jetzt 350 Euro im Monat für ein 15 qm Zimmer."
    "Wir zahlen noch mal ein bisschen mehr jeder, weil ja noch Versicherung und Internet und so dazukommt, liegen wir dann bei 500 Euro pro Person."
    Damit liegt diese Studentin über dem Kölner Durchschnitt, der beträgt 450 Euro im Monat.
    Dass die Mieten so hoch sind und dass sie erneut gestiegen sind, findet Michael Voigtländer, einer der Autoren der Studie, wenig überraschend.
    "Die Gesellschaft hat einen Fehler gemacht, und die Studenten im Stich gelassen. Wie wussten ja lange, dass die Studentenzahlen steigen, dass es doppelte Jahrgänge gibt. Es gab aber gar keine Unterstützung für Studenten, bezogen auf den Wohnungsmarkt und das ist ein großes Problem, und das müssen die heutigen Studenten ausbaden."
    Berlin: Mietanstieg um 30 Prozent
    Besonders drastisch wirkt sich diese Entwicklung in Großstädten aus. Beispiel Berlin: Die Hauptstadt wächst, und in keiner anderen Stadt sind die Mieten für Studierende so drastisch gestiegen, um 30 Prozent in fünf Jahren. Mittlerweile sind die Kosten auf knapp unter 400 Euro geklettert, ungefähr so viel wie in Bremen.
    Preiswerter wohnen Studierende zumeist in kleinen Hochschulstädten, zum Beispiel in Bochum. Hier verlangen die Vermieter für 30 Quadratmeter knapp 330 Euro.
    Aus Sicht der Experten ist der Wohnungsmarkt für Studierende ein sehr komplizierter: Sie konkurrieren mit alleinlebenden Rentnern, Berufsanfängern, und Auszubildenden um kleine Wohnungen oder WG-Zimmer. Dazu kommt, dass sie nicht von Rentenerhöhungen oder Lohnsteigerungen profitieren:
    "All diese Gruppen sind an die allgemeine Einkommensentwicklung angebunden, während Studenten eben ein sehr niedriges, fixes Einkommen haben und das ist ein zunehmendes Problem."
    Denn laut dem Deutschem Studentenwerk geben die Studierenden in Deutschland zwischen 30 und 50 Prozent ihres monatlichen Geldes für die Miete aus. Die Analyse von Wohnungsanzeigen hat aber gezeigt, dass die sie für ihr Geld relativ wenig Gegenwert bekommen.
    "Was man wirklich feststellt, es sind auch erschreckend schlechte Wohnungen angeboten worden, auch zu deutlich erhöhten Preisen und das ist natürlich schon ein Problem für den Markt und wir hoffen, dass nicht jeder so eine Wohnung nehmen muss."
    Allerdings ist das gerade für Erstsemester ein frommer Wunsch. Wenn sie fern der Heimat eine Unterkunft suchen, verfügen sie über kein Netzwerk. Deshalb müssen sie oftmals zu Beginn ihrer Zeit an der Hochschule auf solche Angebote eingehen. Denn die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung kann in Hochschulstädten wie Köln sehr nervig sein.
    "Also im Endeffekt ist es glaube ich Glückssache. Da gibt’s keine Taktik."
    "Man muss schon einiges investieren, um eventuell da eine Zusage zu bekommen. Viele nehmen auch immer irgendwelche Geschenke mit, oder gehen mal mit den Leuten noch ein Bier trinken."
    "Wir haben auch ein halbes Jahr gesucht, aber ganz, ganz intensiv. Ich war glaube ich bei drei bis vier Wohnungsbesichtigungen die Woche. Also irgendwann hat man auch einfach keine Lust mehr und verzweifelt so ein bisschen."
    Auch die Wohnheime haben nur wenige Plätze und lange Wartezeiten. Deren Anzahl kann man aber nicht kurzfristig erhöhen. Deswegen hofft Michael Voigtländer auf andere Baugesetze.
    "Wir brauchen jetzt aber einfach Wohnungen, neue Wohnungen die vielleicht auch nur noch 15 Jahre reichen, die wir dann aber auch deutlich günstiger produzieren können. Dass ist die Aufgabe, die wir jetzt ergreifen müssen, da auch flexibler werden, damit man bezahlbaren Wohnraum schaffen kann."
    Eine kurzfristige Lösung ist also nicht in Sicht. Für die aktuelle Generation von Studierenden ist das eine eher akademische Diskussion. Sie werden die Hochschulen schon längst verlassen haben, wenn sich in einigen Städten eine Entspannung am Wohnungsmarkt abzeichnen könnte. Erst in vier bis fünf Jahren soll die Zahl der Studierenden nämlich deutlich sinken.