Die Mäßigung gilt seit der Antike als Bedingung für Glück und Zufriedenheit. In den letzten Jahrzehnten schien sie allerdings komplett aus der Mode gekommen zu sein. Zu sehr klang sie nach Beschränkung, Verzicht und Askese.
Mit den Krisen der Konsumgesellschaft erlebt das Maßhalten eine Renaissance. Wir wollen Ballast abwerfen und Ressourcen schonen – auch zum Wohle der kommenden Generationen. Ist Mäßigung das Maß aller Dinge? Oder macht sie uns kleinmütig und unfrei? "Weniger ist mehr!" oder "Genug ist nie genug!" – das sind die beiden Pole dieser Streitkultur.
Thomas Vogel
Erziehungswissenschaftler an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Autor des Buches "Mäßigung. Was wir von einer alten Tugend lernen können"
"Mäßigung ist eine oft falsch verstandene und unterschätzte Tugend. In der antiken Philosophie galt Mäßigung als eine wichtige Voraussetzung für ein gelingendes und glückliches Leben. Im Zentrum stand die Förderung von Selbsterkenntnis, die Freiheit des Menschen und die Kultivierung der wahren Lust. Das entspricht natürlich nicht der heutigen Wahrnehmung dieser Tugend. Heute ist allerdings Mäßigung erforderlich, weil unser ständiges Streben nach Wachstum überall an Grenzen stößt. Die Menschheit verbraucht jährlich 70 Prozent mehr an Ressourcen, als die Erde zeitgleich erneuern kann. Gleichzeitig macht die Überflussgesellschaft immer mehr Menschen unzufrieden, unglücklich und psychisch krank. (…) Mäßigung ist deshalb nicht allein ein Mittel zum Zweck der Rettung der Welt, sondern seit Jahrtausenden eine philosophische Einsicht auf dem Weg zu Zufriedenheit und Lebensglück."
Erziehungswissenschaftler an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Autor des Buches "Mäßigung. Was wir von einer alten Tugend lernen können"
"Mäßigung ist eine oft falsch verstandene und unterschätzte Tugend. In der antiken Philosophie galt Mäßigung als eine wichtige Voraussetzung für ein gelingendes und glückliches Leben. Im Zentrum stand die Förderung von Selbsterkenntnis, die Freiheit des Menschen und die Kultivierung der wahren Lust. Das entspricht natürlich nicht der heutigen Wahrnehmung dieser Tugend. Heute ist allerdings Mäßigung erforderlich, weil unser ständiges Streben nach Wachstum überall an Grenzen stößt. Die Menschheit verbraucht jährlich 70 Prozent mehr an Ressourcen, als die Erde zeitgleich erneuern kann. Gleichzeitig macht die Überflussgesellschaft immer mehr Menschen unzufrieden, unglücklich und psychisch krank. (…) Mäßigung ist deshalb nicht allein ein Mittel zum Zweck der Rettung der Welt, sondern seit Jahrtausenden eine philosophische Einsicht auf dem Weg zu Zufriedenheit und Lebensglück."
Wolf Lotter
Wirtschaftsjournalist und Publizist. Autor des Buches "Verschwendung. Wirtschaft braucht Überfluss – die guten Seiten des Verschwendens"
"Verschwendung von Vielfalt, verschwenderischer Umgang mit Vielfalt und Möglichkeiten ist etwas, was diese Welt weiterbringt. Wir würden keine Innovationen haben, keinen neuen Gedanken setzen, wir würden nichts investieren – auch in bessere Umwelttechnologien, in eine bessere Nutzung der Ressourcen –, wenn wir nicht verschwenderisch denken könnten. Wir tun es ohnehin zu wenig, weil wir aus einer Zeit kommen, und darauf können wir uns vielleicht einigen, die sehr einfältig mit Ressourcen und Ideen umgeht. Das heißt in einer Welt leben, in der wir nicht die Möglichkeiten und Potenziale der Menschen, der Kreativen voll erschließen, und in der wir nicht sagen: Lasst uns doch mal nach allen Möglichkeiten rundum Ausschau halten, wie wir Dinge und die Welt besser machen können. Dazu scheint mir Reduktion kein Mittel zu sein. Denn Reduktion bedeutet einfach immer, dass man einen Deckel drauf macht und sich bescheidet und zufriedengibt mit einer Welt, die mir so nicht gut genug ist."
Wirtschaftsjournalist und Publizist. Autor des Buches "Verschwendung. Wirtschaft braucht Überfluss – die guten Seiten des Verschwendens"
"Verschwendung von Vielfalt, verschwenderischer Umgang mit Vielfalt und Möglichkeiten ist etwas, was diese Welt weiterbringt. Wir würden keine Innovationen haben, keinen neuen Gedanken setzen, wir würden nichts investieren – auch in bessere Umwelttechnologien, in eine bessere Nutzung der Ressourcen –, wenn wir nicht verschwenderisch denken könnten. Wir tun es ohnehin zu wenig, weil wir aus einer Zeit kommen, und darauf können wir uns vielleicht einigen, die sehr einfältig mit Ressourcen und Ideen umgeht. Das heißt in einer Welt leben, in der wir nicht die Möglichkeiten und Potenziale der Menschen, der Kreativen voll erschließen, und in der wir nicht sagen: Lasst uns doch mal nach allen Möglichkeiten rundum Ausschau halten, wie wir Dinge und die Welt besser machen können. Dazu scheint mir Reduktion kein Mittel zu sein. Denn Reduktion bedeutet einfach immer, dass man einen Deckel drauf macht und sich bescheidet und zufriedengibt mit einer Welt, die mir so nicht gut genug ist."