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Wolfsburg
Führungschaos bei VW

Turbulenzen bei Europas größtem Autobauer: Nach dem überraschenden Rücktritt von Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch dreht sich das Personalkarussell. Für die Nachfolgelösung will man sich aber trotzdem Zeit lassen.

Von Andreas Kolbe |
    Ferdinand Piëch mit seiner Frau Ursula
    Nach dem Rückzug von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wird ein neuer Chefkontroller gesucht. (Bertrand Bechard, dpa picture-alliance)
    Der Machtkampf ist entschieden, doch die Personaldiskussionen in Wolfsburg gehen munter weiter: Nach dem überraschenden Rückzug von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech wird ein neuer Chefkontroller gesucht - eine Aufgabe für die sich das Kontrollgremium Zeit nehmen will, wie Stefan Weil betont. Der SPD-Ministerpräsident vertritt im VW-Aufsichtsrat den Großaktionär Niedersachsen.
    "Die weiteren Fragen - insbesondere wer wird auf Dauer der nächste Aufsichtsratsvorsitzende sein - das ist eine Frage, für die können wir uns Zeit nehmen. Die muss auch mit Ruhe und mit Umsicht beraten werden. Denn die Funktionsfähigkeit des Unternehmens insgesamt ist gewährleistet."
    Kommissarisch wird der Aufsichtsrat erst einmal vom früheren IG-Metall-Chef Berthold Huber geführt, der dem Gremium als Vertreter der Arbeitnehmer angehört. Er wird es auch sein, der die anstehende Hauptversammlung am 5. Mai in Hannover leiten wird.
    Beim Aktionärstreffen kommt es dann womöglich zum Wiedersehen mit Ferdinand Piëch. Denn der Patriarch bleibt dem Konzern als Großaktionär verbunden. Ihm sollen 13 Prozent der Porsche SE gehören, jener Dachgesellschaft, in deren die Familien Porsche und Piëch ihre Mehrheitsbeteiligung an Volkswagen gebündelt haben.
    Aus dem Dunstkreis der Familien - so wird nun vermutet - soll auch der neue Aufsichtsratschef rekrutiert werden. Ferdinand Piëch dürfte dabei seinen Einfluss weiter geltend machen. Die Suche dürfte auch deshalb schwierig werden, da Piech mit seinem Cousin Wolfgang Porsche über Kreuz liegt. Vertraglich aber haben beide Familienstämme vereinbart, mit einer Stimme zu sprechen.
    Als nicht mehr ausgeschlossen nach der Niederlage Piëchs gilt in Wolfsburg nun sogar wieder ein Wechsel von Vorstandschef Martin Winterkorn an die Spitze des Aufsichtsrats. Das allerdings würde das Führungschaos noch vergrößern, da dann auch ein neuer Konzernchef gefunden werden müsste.
    Die Personaldiskussionen beim Autobauer Volkswagen gehen also weiter!