In Köln regnet es. Trotzdem drängen sich am Rudolfplatz 20 Flüchtlingshelfer unter einen selbst gebauten Unterstand. Sie warten auf die Ankunft der Aktivistinnen von Women in Exile. Sie haben Plakate aufgestellt, die Gleichberechtigung aller Menschen fordern, gleich welcher Hautfarbe und welchen Geschlechts.
Kurz nach dreizehn Uhr strömen zwei Dutzend Frauen auf den Platz. Sie sind extra aus den Kölner Heimen hierhergekommen. Die Aktivistinnen haben sie eingeladen, damit sie von ihren Sorgen erzählen können.
"Heim ist schlecht, alles ist schlecht. Schlaf, Bett, Kopftuch. Schlafen Kopftuch, morgens Kopftuch. Alles schlecht."
Die Frauen schlafen mit Kopftüchern, weil sie mit zahlreichen fremden Männern in einer Halle zusammen wohnen. Privatsphäre gibt es für sie derzeit nicht. Dazu kommen der Lärm, der den Schlaf ihrer Kinder stört, Krankheiten, mangelnde sanitäre Anlagen. Die Frauen drängen sich um die Journalisten, um von ihren Problemen zu berichten. Damit erfüllen sie bereits das Motto der Initiative Women in Exile: "Wir werden immer lauter."
Die Initiative existiert bereits seit 2002. Die 59-jährige Kenianerin Elisabeth Ngari gründete sie, nachdem sie selbst jahrelang in einem Flüchtlingsheim gelebt hat. Als 2014 die Zuwanderung zunahm, hat sich die Gruppe das erste Mal auf die Reise durch die Republik gemacht. Dabei geht es vor allem um Vernetzung, erzählt die Ehrenamtliche. Darum, sich über das Erlebte auszutauschen.
Workshops, die über die Rechte der Frauen aufklären
"Frauen werden sexuell belästigt. Und wir wollten wissen, wie es in ganz Deutschland ist, nicht nur in Berlin und Brandenburg. Darum haben wir uns für diese Bustour entschieden, um Frauen zu treffen und mit ihnen zu reden. Auch um sie wissen zu lassen, dass sie Rechte haben hier in Deutschland, dass sie Rechte als Frauen haben."
Deshalb sind für die Frauen Workshops geplant, in denen sie erfahren, welche Rechte sie haben und wie sie sie einfordern können. Harsche Kritik üben die Women in Exile daran, dass viele der Frauen in großen Heimen untergebracht sind. Alle Lager abschaffen, steht auf einem Schild. Nur so könne laut Ngari Integration gelingen.
"Ich würde mir vorstellen, dass sie in Wohnungen leben, wie alle anderen auch. Die Würde zu haben, an einem Ort zu leben, den ich mein Eigen nenne. Ich meine wir haben genug Frauenhäuser, aber das ist das Problem: Wir geben ihnen kleine Räume und sie bleiben isoliert, aber wir reden von Integration, von der Möglichkeit in Würde zu leben, so wie alle anderen."
Selbstbestimmt leben – das ist das große Ziel. Ein Ziel, für das die Frauen um Elisabeth Ngari immer wieder auf die Straße gehen.