WM der Kleinwüchsigen
World Dwarf Games - Fest der Vielfalt

Mehr als 500 Athletinnen und Athleten aus aller Welt haben in Köln an den World Dwarf Games teilgenommen - der WM für kleinwüchsige Menschen. Dabei stand nicht nur der Wettkampf im Fokus. Die Spiele sollten auch ein Ort der Begegnung sein.

Von Lilli Heim | 05.08.2023
Die Niederländerinnen Elise van Schöll und Selena Praas haben im Boccia an den World Dwarf Games teilgenommen.
Die Niederländerinnen Elise van Schöll und Selena Praas haben im Boccia an den World Dwarf Games teilgenommen. (IMAGO / Panama Pictures / IMAGO / Christoph Hardt)
Die Wolrd Dwarf Games sind offen für alle Menschen mit einer Körpergröße bis 1,50 Meter. In den vergangenen Tagen sind 500 Athletinnen und Athleten in zehn verschiedenen Sportarten gegeneinander angetreten: im Fußball oder Tischtennis, aber auch im Boccia, Armbrustschießen oder Powerlifting.
Eine der Teilnehmerinnen: die deutsche Para-Schwimmerin Katherina Rösler. Sie hat unter anderem schon an der Para-WM und -EM teilgenommen. Der Weg dahin war nicht einfach. Viele kleinwüchsige Menschen finden erst spät zum Sport.
Es gebe zu wenige oder nicht angemessene Angebote, so Katherina Rösler: „In meinem sozialen Umfeld war das nicht so bekannt, dass es den Para-Sport gibt. Ich hatte öfter mal Lust gehabt, eigentlich in den Para-Sport einzusteigen, ohne eine bestimmte Sportart schon nennen zu können. Aber ich hatte gar nicht die Möglichkeiten aufgewiesen bekommen, was da alles möglich ist.“

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Was alles möglich ist, zeigt die Veranstaltung an der Kölner Sporthochschule. Hier können sich kleinwüchsige Menschen in den verschiedenen Sportarten ausprobieren. Auch Katherina Rösler war nicht nur im Schwimmen, sondern auch in anderen Sportarten am Start. Neben einigen Leistungssportlern kommen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Breitensport. Eine Altersvorgabe gibt es nicht.

Genaue Klassifizierung bei World Dwarf Games

Kleinwuchs kann sehr unterschiedlich aussehen. Daher wird bei den World Dwarf Games genau klassifiziert. Das heißt die Beinlänge, Armspannweite und Sitzhöhe der Athleten wird gemessen.
Auf dieser Grundlage erfolgt eine Einteilung in Gruppen, sodass möglichst gleiche Bedingungen und körperliche Voraussetzungen gegeben sind. So soll ein fairer Wettkampf garantiert sein. 
„Ja, die Hebelverhältnisse, wenn man die denn mal vergleicht, sind schon andere. Deshalb sieht man das auch in den Weiten oder in den Leistungen“, erklärt der deutsche Kugelstoßer Yannis Fischer. Er hat bei den letzten World Dwarf Games 2017 in Kanada teilgenommen. Mittlerweile ist er Profisportler. Er hat bei der Para-WM dieses Jahr Gold in seiner Klasse geholt und sich somit sein Ticket für die Paralympischen Spiele in Paris gesichert.

Klassifizierung wichtig für fairen Wettbewerb

In der Para Leichtathletik werden Kleinwüchsige anhand der Körpergröße in zwei Klassen eingeteilt: In der Klasse F40 sind die Sportler unter 1,30 Meter groß und in der Klasse F41 sind sie zwischen 1,30 Meter und 1,50 Meter groß.
Fischer: „Deshalb sieht man das auch in den Weiten oder bei der Leistung, dass die eben bei der 41 halt anders sind als jetzt bei der 40, also bei den kleineren Kleinwüchsigen. Bei mir ist der Weltrekord eben 11,60 Meter. Und bei den F41 ist dann halt 14,99 Meter. Da sieht man dann halt schon einen Unterschied.“
Das veranschaulicht, wie wichtig das Klassifizieren ist.

Keinwüchsige finden durch Wolrd Dwarf Games zum Sport

Die World Dwarf Games bedeuten Yannis Fischer viel. Sie waren vor sechs Jahren sein Karrieresprungbrett, erzählt er. Seiner Meinung nach sind die Spiele so wichtig, weil kleinwüchsige Menschen durch die Veranstaltung überhaupt zum Sport finden.

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Das betont auch Patricia Carl-Innig. Sie ist die Vorsitzende des Bundesverbandes für kleinwüchsige Menschen und ihren Familien, der die World Dwarf Games veranstaltet: „Also es gibt natürlich Behindertensportverbände, die sich auch um kleinwüchsige Menschen kümmern. Es gibt ja bekannte Para-Sportler, die kleinwüchsig sind, aber das ist halt der Leistungssportbereich. Und gerade diese Spiele richten sich hier in erster Linie an Breitensport.“
Im Vordergrund steht also nicht - wie bei den meisten Sportwettkämpfen - die Leistung: „Wenn man sich jetzt mal überlegt: Ein Kleinwüchsiger spielt in der normalen Fußballmannschaft einfach mit. Dann ist es halt einfach so, dass der Kleinwüchsige irgendwie vier Schritte machen muss und der Normalwüchsige eben einen macht. Und deshalb finde ich das eben genial, dass es die World Dwarf Games gibt. Dass es da einen Wettkampf untereinander gibt und dass die Kleinwüchsigen sich auf Augenhöhe messen können", sagt Yannis Fischer.

World Dwarf Games auch eine Begegnungsveranstaltung

Einerseits können sich Kleinwüchsige also mit anderen messen, die die gleichen körperlichen Voraussetzungen haben. Auf der anderen Seite sind die World Dwarf Games eine Begegnungsveranstaltung.
Patricia Carl-Innig erklärt: „Es geht hier nicht nur um den Sport, es geht vor allem auch um die Community, um internationale Kontakte zu knüpfen, um auch zu sehen, wie vielfältig der Kleinwuchs eben auch ist. Das ist ja für alle teilnehmenden Nationen auch spannend, über ihre Landesgrenzen hinaus in so einen Austausch treten zu können, der sonst vielleicht wirklich nur Profisportlern in diesem Bereich vorbehalten ist."
Internationale Kontakte knüpfen konnten die Sportlerinnen oder Sportler auf jeden Fall. Die über 500 Teilnehmer kommen aus 25 Nationen. Neben europäischen Ländern sind Teilnehmer zum Beispiel aus Thailand, Australien und auch Russland angereist.

Hunderte Ehrenamtliche unterstützen World Dwarf Games

So ein großes Event braucht Unterstützung. Hunderte Ehrenamtliche haben vor Ort geholfen. Die „Aktion Mensch“ und kleinere Organisationen haben zur Finanzierung beigetragen. Die Sporthochschule stellte die Sportstätten und Personal.
Dr. Thomas Abel ist Professor für paralympischen Sport an der Kölner Sporthochschule. Für ihn war die Veranstaltung auch aus wissenschaftlichen Gesichtspunkten interessant. Denn selten kommen so viele kleinwüchsige Menschen an einem Ort zusammen. Das stand aber nicht im Vordergrund: "Letztendlich interessieren uns alle Facetten des Sports. Und gerade der Bereich der Vielfalt ist etwas, was wir zentral brauchen, was wir im Sport können, wovon wir profitieren. Und deshalb sind wir dankbar, dass diese Vielfalt sich auf unserem Campus jetzt ganz besonders zeigt und erlebbar ist.“