Im Jahr 2040 wird der globale Energieverbrauch 30 Prozent höher sein als heute. Das prognostiziert die IEA in ihrem neuen Ausblick für die nächsten zweieinhalb Jahrzehnte. Klimaschädliche Kohle werde dabei als Energieträger immer mehr an Bedeutung verlieren. Bei Erdöl dagegen rechnet die IEA mit einer auch weiterhin steigenden Nachfrage. Warum, erläutert der Brite Tim Gould, einer der Hauptautoren des neuen Reports:
"Bei Treibstoffen für Schiffe, Lastkraftwagen und Flugzeugen sowie bei Plastik und anderen petrochemischen Produkten sind kaum Alternativen zum Erdöl verfügbar."
Nach Einschätzung der IEA ist die Ära der fossilen Energieträger mit ihren hohen CO2-Emissionen jedenfalls noch lange nicht vorbei. Zumal auch Erdgas weiter zulegt, und das sogar kräftig. Viele Länder bauen ihre Förderung aus. Die Energieagentur geht deshalb davon aus, dass der Verbrauch von Erdgas bis 2040 weltweit um 50 Prozent steigt.
Bei Versorgung mit Heizwärme hinkt der Ausbau mit Erneuerbaren Energieträgern hinterher
Trotz alledem halten es die Experten für möglich, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dafür müssten klimafreundliche erneuerbare Energieträger aber neue Felder erobern. Die italienische Umweltingenieurin Laura Cozzi - auch sie zählt zum Kreis der Hauptautoren:
"Beim Ausbau erneuerbarer Energieträger konzentriert sich heute alles auf Elektrizität, also auf die Stromerzeugung. Wir vergessen dabei aber, dass für die Versorgung mit Heizwärme sogar noch mehr Energie benötigt wird als im Strom- oder auch im Verkehrssektor."
Hier müsse die Politik aktiv werden. Dazu gehört für die IEA auch eine Umschichtung der Investitionen im Energiesektor. In ihrem Zwei-Grad-Szenario fließt im Jahr 2040 nur noch ein Drittel des Kapitals in fossile Energieträger und das meiste in Erneuerbare, deren Ausbau so weiter vorangetrieben wird - auch im Bereich der Gebäudeheizung.
"Nach unseren Berechnungen wurden im letzten Jahr weltweit 150 Milliarden Dollar in erneuerbare Energieträger investiert. Mehr als 80 Prozent der Mittel gingen dabei in die Stromerzeugung. Und nicht einmal ein Prozent in den Heizungssektor."
Solare Heizwärme-Systeme sind damit in erster Linie gemeint. Sie müssten der nächste, konsequente Schritt beim Ausbau regenerativer Energieträger sein.
Elektroautos sollen laut IEA umfassender staatlich gefördert werden
Wichtig aus Sicht der IEA auch: den steigenden Verbrauch von Erdöl dort zu drosseln, wo es möglich ist, zum Beispiel bei Pkw. Hier hat bereits ein neuer Trend eingesetzt: der zum Auto mit Elektromotor. Tim Gould und seine Mitautoren schreiben diese Entwicklung in ihren Szenarien fort:
"Wir erwarten, dass die Flotte von Elektro-Autos um den Faktor 100 zunimmt. Dann hätten wir 150 Millionen E-Mobile im Jahr 2040. Jedes zehnte Auto wäre ein elektrisches. So könnten wir 1,3 Millionen Barrel Öl pro Tag einsparen."
Das wäre aber noch viel zu wenig, um das Zwei-Grad-Ziel zu schaffen. Nach den Szenarien der Energieagentur müsste es bis 2040 über 700 Millionen Elektroautos geben, die Pkw mit Benzin- oder Dieselmotor ersetzen - also fast fünfmal so viele. Gelingen könne das nur mit viel umfangreicheren Förderprogrammen und Kaufanreizen für E-Mobile.
In ihrem neuen Bericht macht die IEA schließlich auch noch auf enorme Potenziale bei der Einsparung von Energie aufmerksam. Kompressoren, Pumpen, Lüfter, Kühlschränke, Autos - sie alle könnten noch viel verbrauchsärmer werden als heute. Und sie müssen es auch. Denn das stellt die IEA unmissverständlich klar: Den Energie-Mix zu ändern, genügt nicht, um das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Wir müssen auch von unserem enormen Energieverbrauch runter und Strom zum Beispiel effizienter nutzen. Auch hier sieht Laura Cozzi die Regierungen in der Verantwortung:
"Wie der Film abläuft, den wir in den nächsten 25 Jahren zu sehen bekommen, hängt entscheidend vom Regisseur und vom Skript ab - also von den Regierungen und der Politik, die sie beschließen werden."