Sport-Großereignis
Hannover will World Games 2029 austragen

Das Olympia-Qualifikationsturnier der Handballer kommt. 2029 soll dann das nächste Sport-Großereignis in Hannover stattfinden: Stadt, Region und Land bewerben sich um die Austragung der World Games 2029. Doch es gibt Konkurrenz aus Deutschland.

Von Bastian Brandau | 02.03.2024
Blick von der Rathauskuppel des Neuen Rathauses auf das Fußballstadion
Sportstätten wie das Fußballstadion sind in Hannover bereits vorhanden. 2029 will die Stadt die World Games ausrichten. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
Die rote Tartanbahn ist in die Jahre gekommen im städtischen Erika-Fisch-Stadion. Hier, in Blickweite des Niedersachsenstadions, in dem auch zur Fußball-WM 2006 gespielt wurde, stehen Vertreter aus Politik und Sport an diesem Morgen vor einer aufgebauten Hantelstange und einem Turnkasten.

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Stadt, Region und das Bundesland Niedersachsen wollen die World Games 2029 nach Hannover holen, erklärt Oberbürgermeister Belit Onay, Bündnis 90/Die Grünen: "Wir hatten in den letzten Monaten intensive Diskussionen darum, ob die olympischen Spiele eventuell im kommenden Jahrzehnt nach Deutschland kommen und ob Hannover da auch eine Rolle spielen kann. Daraus ist dieser Gedanke entstanden, sich hier gerade mit Sportgroßereignissen nochmal ins Zeug zu werfen, den Hut in den Ring zu werfen."

World Games sind Spiele für nicht olympische Sportarten

Hannover hat sich erst vor wenigen Wochen den Zuschlag für das Olympia-Nachqualifikationsturnier im Handball gesichert, bei der auch die deutsche Nationalmannschaft Mitte März um die Olympia-Teilnahme kämpft. In fünf Jahren dann sollen sich mehrere tausend Sportlerinnen und Sportler in Hannover treffen. Bei den World Games geht es um Medaillen in Sportarten und Wettbewerben, die nicht olympisch sind. Darunter unter anderem Kanupolo, diverse Kampfsportarten oder auch Frisbee.
Onay: "Das Gute an diesen World Games ist, ein bisschen auch in Abgrenzung zu dem, was als Kritik immer wieder an die olympischen Spiele formuliert wird: Dass wir hier keinen Gigantismus haben. Wir können mit der Infrastruktur, die wir hier haben, uns direkt auf den Weg machen. Wir können hier uns mit Sanierungen und Neuerungen an den Sportstätten, die schon bestehen, präsentieren. Das wird für die Landeshauptstadt Hannover, für unsere Sportinfrastruktur einen echten Sprung bedeuten."

Unterstützung vom Land Niedersachsen

Für eine knapp zwei Wochen dauernde Veranstaltung, von der auch Hotels und Gastgewerbe profitieren sollen. Auch das Land Niedersachsen unterstütze die erst vor wenigen Wochen zustande gekommene Bewerbung, sagt Innen- und Sportministerin Daniela Behrens von der SPD: „Wir gehen davon aus, dass wir Einnahmen über die Eintrittskarten haben, wir gehen davon aus, dass wir einen Zuschuss bekommen des Bundes. Auch ich als Land gehe davon aus, dass wir das bezuschussen. Die Gesamtsumme werden wir festlegen, wenn die Bewerbung erfolgreich ist.“
Bei der Stadtverwaltung geht man derzeit von etwa 110 Millionen Euro aus. Der Bund und das Land Niedersachsen könnten demnach davon 65 Millionen Euro übernehmen. Tickets, Sponsoring und Vermarktungsrechte sollen weitere Einnahmen bringen. Zehn Millionen müssten Stadt und Region Hannover zahlen –  bei ihnen bliebe auch das finanzielle Risiko. Denn das trägt Gastgeberkommune. So steht es in den Vorgaben des Internationalen Verbands der Weltspiele.

World Games 2022 mit Minus beendet

14 Millionen Dollar Minus standen am Ende der World Games 2022 in Birmingham im US-Bundesstaat Alabama. Stadt und Region mussten einen Großteil dieser Kosten übernehmen. Die Organisatoren nennen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und eine Hitzewelle als Gründe dafür, warum die Ticketverkäufe unter den Erwartungen geblieben seien. Auch der positiven Effekt auf die lokale Wirtschaft ist den Berechnungen einer Beratungsfirma zufolge geringer ausgefallen als ursprünglich angenommen.
Noch schwerer zu messen sind die Effekte, auf die jetzt der Vorstandsvorsitzendes des Landessportbundes Niedersachsen, Reinhard Rawe hofft: Nämlich, dass die World Games dafür sorgen, dass mehr Menschen in Sportvereine eintreten – auch, um die Demokratie zu stärken. "Es geht momentan sehr stark darum, wie können wir uns auch gegen extremistische Auffassung und Parteien wehren? Sportvereine sind Lernorte, sind Demokratielernfelder. Und da versuchen wir, möglichst viele Menschen ja in die Sportvereine zu bringen, dass sie dort nicht nur Sport treiben, sondern dort auch miteinander in Kontakt kommen mit Menschen, egal welcher Herkunft, welcher Religion, welcher Auffassung sie auch insgesamt sind."

Entscheidung über Austragungsort Ende April

Auch Karlsruhe bewirbt sich aus Deutschland um die Austragung der World Games 2029. Bis Ende April will die zuständige International World Games Association bekanntgeben, welche Stadt den Zuschlag erhält. Am 1. Mai soll dann der Ausrichtervertrag unterzeichnet werden.