Seit 1959 finden alle zwei Jahr die World University Games statt - die Weltspiele der Studentinnen und Studenten. Nach den Olympischen und Paralympischen Spielen sind die World University Games die drittgrößte Multisportveranstaltung der Welt. Früher waren die Spiele auch unter dem Namen Universiade bekannt.
In diesem Jahr finden die World University Games im chinesischen Chengdu statt. Und für Sophie Scheder verliefen die Spiele überaus erfolgreich. Am Stufenbarren gewann die Turnerin die Silbermedaille. "Für mich ist das Ergebnis einfach grandios. Ich hätte damit so nicht gerechnet. Das bedeutet mir persönlich schon sehr, sehr viel", sagte Scheder im Deutschlandfunk.
World University Games nach Olympia "das größte Event"
Die 26-Jährige hat bereits Olympia-Bronze gewonnen und ist auch bei Weltmeisterschaften und European Games an den Start gegangen. Die World University Games hätten für sie aber einen "ganz hohen Stellenwert in meiner sportlichen Karriere", sagte sie. "Für mich persönlich sind sie nach den Olympischen Spielen das größte Event. Alleine schon, wie viele Athletinnen und Athleten aus verschiedenen Sportarten hier an den Start gehen. Und dieser olympische Spirit ist einfach da."
In den Schlagzeilen waren die World University Games nun, weil eine somalische Sprinterin für die 100 Meter satte 21 Sekunden gebraucht hatte. Später stellte sich dann heraus, dass sie eigentlich gar keine Sprinterin war.
Im Turnen sei das Niveau aber sehr hoch gewesen, sagte Scheder. "Wir hatten nicht gewusst, welche Turnerinnen wirklich vor Ort sein werden. Dementsprechend konnten wir uns nicht groß darauf vorbereiten. Und als ich dann das Niveau hier gesehen habe, war ich ehrlich gesagt überrascht und ein bisschen baff."
Olympische Spiele im Vergleich "eher sehr strikt"
Olympia und die Weltspiele der Studierenden würden sich ähneln, findet Scheder. "Dieser Olympische Spirit ist da. Das Leistungsniveau ist sehr, sehr hoch. Und auch das Miteinander, das Untereinander, die Wertschätzung für die Leistung anderer ist definitiv vorhanden und meiner Meinung nach noch ein bisschen freundlicher. Trotzdem ist der Ehrgeiz sehr groß. Es ist eine sehr schöne, humane Gegebenheit hier." Im Vergleich findet Scheder aber die Olympischen Spiele "dann doch eher sehr strikt."
Außerdem sei der sportliche Vergleich unter Studierenden noch einmal anders. Denn gerade im Turnen hätten Nicht-Studierende noch einmal mehr Zeit für das Training, sagte Scheder. "Du kannst dich zwar messen mit anderen, die auch Olympia turnen und nicht studieren, aber trotzdem ist immer Hinterkopf: Okay, die haben nicht diese Doppelbelastung. Jetzt hier vor Ort weiß jeder, dass der andere neben dem Sport noch viel zu tun hat. Und da ist die Wertschätzung noch einmal wesentlich größer. Deswegen finde ich weitere Spiele für die Studenten sehr, sehr wichtig."
Scheder studiert an der Deutschen Sporthochschule in Köln an der Trainerakademie und macht einen Bachelor an der Hochschule Baunatal in Bewegungs-Coaching und Gesundheit. Für ihre Diplomarbeit beschäftigt sich Scheder aktuell viel mit dem Thema Kreuzbandriss.
Das hat auch praktische Gründe: "Ich hatte immer Probleme an den Knien und ich wusste, meine Arbeit soll sich um präventive Maßnahmen, Rehabilitation kümmern. Und dann bin ich irgendwann auf die Knie gekommen. Kreuzbandrisse sind im Turnen fast Gang und Gäbe und was kann man dafür tun, dass es nicht mehr so häufig Verletzungen gibt? Was kann man schon im Vorhinein tun, bevor es überhaupt zu einer Verletzung kommen könnte? Da versuche ich jetzt gerade, meine Arbeit zu schreiben."
Scheder schaut Videos von Kreuzbandrissen
Für ihre Arbeit schaut sich Scheder auch Videos von Kreuzbandrissen an, die während eines Turn-Wettkampfes passiert sind. "Es gibt Videos, da ist das wirklich ganz krass. Und dann merke ich auch, wenn ich das vor dem Training gesehen habe, dass ich im Training dann teilweise selbst blockiere oder mich ein Element nicht getraut hab. Dementsprechend war das nicht einfach, das zu kombinieren. Aber es läuft jetzt gerade ganz gut."
Die nächste Ausgabe der World University Games in Deutschland in der Rhein-Ruhr-Region statt. "Ich hoffe, dass dieser Olympic Spirit nicht nur unter den Sportlern geführt wird, sondern auch in der ganzen Gesellschaft. Das ist so ein tolles Event, was so vieles mit sich bringt: Fairness, Toleranz und das Miteinander, was den Sport widerspiegelt. Und in Deutschland so ein Event zu fühlen, wäre meiner Meinung nach sehr, sehr wichtig, weil es um mehr geht als nur den Sport."