2015 hat sich Birmingham in Alabama gegen Perus Hauptstadt Lima und das russische Ufa als Ausrichter der World Games 2021 durchgesetzt. Am 7. Juli 2022 werden die Spiele eröffnet. Nach der Verlegung der Sommerspiele in Tokio in den Sommer 2021 wurden auch die World Games um ein Jahr verlegt. Etwa 3.600 Sportler aus 106 Ländern – davon 262 aus Deutschland – messen sich bei dem Multisport-Event der nicht-olympischen Verbände in 34 Sportarten.
IOC als Schirmherr der World Games
„Aus Sicht der Weltsportverbände ist es mit Sicherheit so, dass wir nach den Olympischen Spielen die wichtigsten Spiele sind. Denn wir veranstalten sie für die Top-Athleten der nicht-olympischen Sportarten", sagt Hans-Joachim Gossow, Vorstand der Internationalen World Games Vereinigung.
Das Internationale Olympische Komitee hat zwar die Schirmherrschaft über die World Games. Aber es gibt wenig Gemeinsamkeiten mit Olympia. So sind die Anforderungen an die potentiellen Ausrichter deutlich niedriger.
"Es muss eine Sportinfrastruktur vorhanden sein, denn wir fordern ja keine neuen Sportstätten. Es muss eine vernünftige Verkehrsanbindung gegeben sein, die gewährleistet, dass über 4000 Athleten entsprechend transportiert werden können. Und es muss natürlich dafür auch eine entsprechende Unterbringungsmöglichkeit vorhanden sein, sprich Hotels oder wie wir es jetzt in Birmingham nutzen, Universitäten, die entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können."
Ausrichtung kostet nur ein Bruchteil von Olympia
Viele Ausrichter nutzen die Spiele, um ihre Infrastruktur zu renovieren. Breslau nutzte 2017 die World Games, um den Bau einer Schwimmhalle und eines Speedskating-Rings zu beschleunigen.
So kostet die Ausrichtung dieser Spiele nur ein Bruchteil von Olympia. Die Sommerspiele in Tokio verschlangen bis zu kolportierten 30 Milliarden US-Dollar. World-Games-Chef Gossow beziffert den Etat für sein Event mit durchschnittlich 60 Millionen US-Dollar. Birmingham hat bei der Bewerbung mit 75 Millionen geplant, jetzt sollen die Kosten sogar nach Medienberichten niedriger sein.
"Das Besondere an den Spielen in den USA ist, sie werden komplett ohne öffentliche Mittel, ich möchte sagen: nahezu ohne öffentliche Mittel finanziert. Die Organisatoren arbeiten also mit Sponsoren aus der Wirtschaft zusammen", erläutert Verbands-Boss Gossow.
Der Ausrichter darf die komplette Vermarktung übernehmen. Im Gegensatz dazu nimmt das Internationale Olympische Komitee bei seinen Großevents Milliarden mit seinem TOP-Sponsoring-Programm ein, gibt aber nur einen Teil der Einnahmen weiter.
Keine Milliarden durch Fernsehrechte
Bei den World Games spielen Fernsehrechte auch keine Milliarden ein. Aber schon die Spiele 2017 wurden weltweit übertragen. Das US-Network CBS, der chinesische Staatssender CCCTV und ESPN decken die Games in verschiedenen Regionen. In Ländern ohne TV-Vertrag zeigt der Olympic Channel die Bilder aus Birmingham. Auch Sport 1 sendet hundert Stunden live. Chefredakteur Pit Gottschalk:
"Weil dort Sportarten gezeigt werden, die sonst nicht so im Mittelpunkt stehen Tauziehen, Faustball oder Powerlifting. Und da sind auch wunderbare Rückmeldungen von unseren Zuschauern, dass wir das zeigen."
Sportarten mit olympischen Ambitionen
Bei den 34 Sportarten im World Games-Programm sind auch einige mit olympischen Ambitionen, meint Gossow.
"Für viele Verbände sind die World Games ja auch der sogenannte Stepping Stones in die Olympics. Das können Sie an den letzten Aufnahmen zu den Olympischen Spielen erkennen."
So haben es Karate und Klettern nach Tokio geschafft, Breakdance ist 2024 in Paris dabei. Im Mutterland des American Football soll sich Flag-Football für Los Angeles 2028 empfehlen. Die körperlose Variante des Football feiert in Birmingham seine Premiere. Im Gegensatz zum Original tragen die Sportler keinen Helm und andere Schutzkleidung. Für den deutschen Quarterback Benjamin Klever sind die World Games etwas Besonderes.
"Ich spiele jetzt seit fast 20 Jahren Flag-Football, seit 15 Jahren in der Nationalmannschaft und habe verschiedene Europameisterschaften, Weltmeisterschaften gespielt. Aber auf dem Legion Field in Alabama zu spielen, auf diesem ehrwürdigen Platz, das ist für mich auf jeden Fall in meiner sportlichen Karriere das Größte."
Für die Gastgeber ist das ebenso spannend. Alabama ist laut Klever ein Football-fanatischer Bundesstaat, in Birmingham ist ein dominierendes Collegeteam beheimatet. Und die National Football League unterstützt das Flag-Football-Turnier der World Games. Ziel: die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Der 32-jährige Benjamin Klever auf die Frage, ob er in sechs Jahren dabei sein will:
"Dann sage ich immer: Wenn Tom Brady mit 45 oder älter es noch schafft, in der NFL zu spielen, dann kann ich auch mit 38 noch Flag-Football spielen bei Olympischen Spielen. Und das ist auf jeden Fall ein Ziel. Also wenn es dazu kommt, dann will ich da hin."
Die Entscheidung fällt im kommenden Jahr. Dann kann das Organisationskomitee von Los Angeles Flag-Football als neue Sportart bei der IOC-Session vorschlagen.