Archiv

WTO-Ministertreffen in Argentinien
Viele Widerstände beim Thema Überfischung

Obwohl die Fischbestände gefährdet sind, unterstützen viele Staaten ihre Fischereiflotten mit Subventionen. Durch deren Wegfall könnte die zerstörerische Ausbeutung der Meere gestoppt werden. Ein wichtiges Thema auch bei der WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires. Ein Durchbruch wird allerdings nicht erwartet.

Von Dietrich Karl Mäurer |
    Ein Mann geht in Buenos Aires an einer Wand mit dem Logo der Welthandelsorganisation WTO vorbei.
    Die WTO muss viele Fragen klären. Darunter: Wann gilt ein Gebiet als überfischt? Soll es Ausnahmen geben für Entwicklungsländer? (AFP / JUAN MABROMATA)
    Claire Nouvian sitzt an einem Laptop im Tagungshotel der WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires und verfolgt die Verhandlungen über Fischereisubventionen. Am Revers ihres Blazers trägt sie einen Anstecker auf dem steht: "Kein politischer Tango!" Clair Nouvian, ist die Gründerin der Marineschutzorganisation Bloom, sie fordert von den WTO-Staaten kein weiteres Taktieren, wenn es um den Schutz der Meere geht. Denn die seien durch die Überfischung extrem gefährdet:

    "Derzeit sind mehr als 30 Prozent der Fischbestände auf der ganzen Welt überfischt. Und 80 Prozent der Bestände sind entweder überfischt oder an der Grenze der Belastbarkeit ausgebeutet. Seit 1996 beobachten wir, dass die gefangene Menge von Wildfischen abnimmt - jedes Jahr durchschnittlich um etwas mehr als eine Million Tonnen."

    Die Fischindustrie beraube sich durch die Überfischung ihrer Grundlage - sagt die Meeresschutz-Aktivistin. Und trotz dieser dramatischen Situation unterstützen viele Staaten ihre Fischereiflotten finanziell:
    "Mehr als die Hälfte der Subventionen, die von Regierungen auf der ganzen Welt gezahlt werden, fördern das schädliche Treiben: Schiffbau, Treibstoffsubventionen, all diese Subventionen fördern die Überfischung."
    Umweltaktivisten fordern einen Stopp der Subventionen
    Dabei gebe es schon jetzt enorme Überkapazitäten. Gemessen an den Fischbeständen existierten doppelt so viele Fischereischiffe wie nötig, sagt Claire Nouvian. Eine Kürzung der Subventionen könnte die Überfischung reduzieren oder gar stoppen. Die Verhandlungen unter dem Dach der Welthandelsorganisation darüber laufen bereits seit 1999 und gestalten sich nach wie vor schwierig.
    Dabei konzentriert man sich bislang vor allem nur auf Fischer, die ihre Netze in wenig kontrollierten Regionen auswerfen - oft vor Küsten von Entwicklungsländern. Das sei ein ganz bescheidener Ansatz - räumt selbst WTO-Vizedirektor Karl Brauner ein:
    "Weil wir bisher nur über Subventionen sprechen, die die Überfischung fördern, isoliert, unkontrolliert und dann auch um illegale Fischerei kümmern. Aber das Problem ist, festzulegen, wann ist etwas illegal?"
    Geklärt werden müssen etliche weitere Fragen: Wann gilt ein Gebiet als überfischt? Soll es Ausnahmen geben für Entwicklungsländer? Wäre zum Beispiel China bereit, seine riesige Flotte zu reduzieren? Es gibt viele Widerstände.
    Durchbruch in Buenos Aires noch nicht erwartet
    Eine Einigung zu erzielen, wäre ein Signal, dass die Handlungsfähigkeit der WTO demonstrieren würde. Und damit sehr willkommen. Doch es geht um mehr: Nämlich ob die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. Dass das grundsätzlich gelingen kann, davon ist der UNO-Sonderbeauftragte für die Ozeane, Peter Thomson, überzeugt.
    "Wir sind sehr entschlossen, dass 2019, auf dem nächsten Ministertreffen der WTO, die schädlichen Fischereisubventionen verboten werden. Das wird dann ein großer Schritt sein für die Erreichung des Nachhaltigkeitsziels, denn das würde bedeuten, dass wir bis 2020 tatsächlich den Punkt 'Bekämpfung der Überfischung der Ozeane" umgesetzt haben werden'."

    Ein Durchbruch ist aber für die WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires nicht zu erwarten. Ein Erfolg wäre es schon, wenn die Mitgliedsstaaten sich auf ein Übergangsabkommen einigen würden, und darauf, dass die Verhandlungen für ein endgültiges Abkommen fortgeführt werden.
    Meeresschutzaktivistin Claire Nouvian hofft, dass der Knoten doch noch platzt, denn sonst könne man in den Ozeanen bald nur noch nach Quallen fischen, aber nicht nach Fisch.