Mazen Mohammed Batterjee, Vize-Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer von Dschidda, begrüßt seine deutschen Gäste. An dem großen Konferenztisch sitzen links und rechts von ihm ein Dutzend Unternehmenschefs, die seit Langem schon Geschäftsbeziehungen mit deutschen Firmen haben. Die versammelten Saudis dürften zusammen mehrere Milliarden Dollar schwer sein. Einer nach dem anderen stellt sich den Deutschen vor, und Scheich Khaled Juffali witzelt dabei über den Kollegen neben ihm.
Jener Herr verkaufe BMWs, er selbst hingegen die Marke Mercedes-Benz, aber man sei dennoch befreundet. Daneben vertritt Scheich Khaled zahlreiche weitere deutsche Unternehmen mit Weltruf.
Keine Anzeichen von Unruhe
Keine drei Wochen nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump gibt es in der Handelskammer Dschidda weder Anzeichen von Unruhe, noch von Panik. Saudi-Arabien und die anderen Golfstaaten setzen auf eine gute Zusammenarbeit mit der neuen amerikanischen Regierung. Denn im Nahen Osten findet eine Art Kalter Krieg statt zwischen den Saudis und ihrem Erzrivalen Iran, ein Konflikt, der an Schauplätzen wie Syrien und dem Jemen auch mit Waffen ausgefochten wird. Vor diesem Hintergrund hoffen die Golf-Araber, dass Trump den Iranern wesentlich entschlossener entgegentritt, als dessen Amtsvorgänger Barack Obama das tat. Das erklärt das grundsätzliche Wohlwollen der Saudis gegenüber Trump.
Und dennoch: Trumps Einreiseverbot für Bürger bestimmter Länder verstößt gegen das Postulat des freien Verkehrs von Menschen und Waren, dem Unternehmer anhängen, also auch die Mitglieder der Handelskammer Dschidda. Scheich Khaled Juffali zitiert das Oberhaupt der katholischen Kirche:
"Wie der Papst sagst, sollte man keine Mauern bauen, sondern Brücken. Und darauf hoffen wir - auf Brücken zwischen Angehörigen verschiedener Nationalitäten, verschiedener Rassen, verschiedener Religionszugehörigkeiten. Wir werden abwarten und sehen, was die Zukunft bringt. Diese Sache ist gewiss nicht zum Vorteil von Saudi-Arabien oder der arabischen Welt oder von Europa oder von Deutschland."
Scheich Khaled sieht durch Trump allerdings auch neue Chancen und Möglichkeiten, gerade für die Deutschen. Ähnlich äußert sich Mazen Mohammed Batterjee, der Vize-Chef der Handelskammer Dschidda - der zunächst allerdings beteuert, nicht über Politik reden zu wollen; dafür sei man ja nicht zuständig.
"Wir sprechen nur über die Wirtschaft und darüber, wie wir das Geschäft und den Handel befeuern können und neue Technologien nach Saudi-Arabien bringen können. Für eine Bewertung ist es ohnehin noch zu früh. Aber es ist doch immer so: Wenn man etwas Schlechtes sieht, gibt es immer auch etwas Gutes, was man da rausziehen kann."
Wulff: "Zusammenführen und nicht trennen"
Keine Mauern zwischen Menschen bauen, sondern Brücken - das hört Bundespräsident a. D. Christian Wulff sehr gerne.
"Ich halte das für zentral, dass wir in diesem Teil der Welt, der muslimischen Welt, der arabischen Welt, Gesprächspartner haben, die zusammenführen und nicht trennen."
Als Vorsitzender der EMA, des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins, engagiert sich Wulff in der arabischen Welt. Die EMA mit Sitz in Hamburg will es gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen erleichtern, in Märkten wie Saudi-Arabien einzusteigen. Wegen des niedrigen Ölpreises gibt der Staat aber weniger Geld aus - gleichzeitig bietet jedoch die sogenannte Vision 2030 enorme Chancen. Mit diesem Reformprogramm will Saudi-Arabien seine Abhängigkeit von Öl und Gas beenden. Gleichzeitig könnte es zu einer Öffnung des Landes führen und einem Umbau der Gesellschaft - da ist sich Christian Wulff sicher:
"Wenn hier jetzt gesagt wird, es sollen Kinos zugelassen werden, und denjenigen, die große Malls bauen, wird gesagt, baut schon mal ein Kino mit ein, auch wenn es noch nicht zulässig ist, dann merkt man, hier bereitet sich das Land auf ein Stück Modernisierung vor, die uns fremd erscheint, aber es geht in die richtige Richtung."
Wulff wünscht sich, dass Deutschland die Saudis auf diesem Weg begleitet.