Wer sich ohnmächtig fühlt, entwickelt Wut. In der Corona-Pandemie müssen Menschen Zustände und Regeln akzeptieren, die sie vor einem Jahr noch für unmöglich gehalten hätten. Manch einen macht das wütend. Aber ist diese Wut, ist Wut überhaupt sinnvoll?
Heidi Kastner, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie erläuterte im Deutschlandfunk, dass Wut eine Emotion ist, die Menschen nutzen, statt verbannen sollten - "wenn sie Veränderung induziert". Das heißt, wenn sie Reflexion und einen Erkentnissprozess anstößt, der dazu führt, dass Menschen etwas in ihrem Leben verändern. Sinnlos sei dagegen Wut, die sich gegen ein Phänomen richte, das nicht menschengemacht sei, also von keiner anderen Person ausgelöst oder herbeigeführt. Damit verbrauche man nur unnötig Energie, meinte Kastner. "Das ist dann eher infantil."
Es gebe immer wieder Phänomene – wie auch die Corona-Pandemie – die man aussitzen müsse. Sich hingegen mit massiver Emotion an einem Phänomen abzuarbeiten, das niemand zu verantworten habe und das sich dadurch auch nicht ändern lasse, sei eine Form der Realitätsverweigerung, "die auch keinem hilft". Die Realität werde sich nicht von der Emotion beeindrucken lassen.