Die Normalverbraucher können da sicherlich einiges tun, indem sie beispielsweise gezielter einkaufen und dann eben auch gezielter verbrauchen. Die heute vom WWF vorgestellte Studie hat herausgefunden, dass durch das Verhalten des Endkonsumenten, also des Kleinverbrauchers, zwischen 15 und 25 Prozent der verbrauchsfertigen Ware verloren gehen, konkret, dann doch weggeschmissen werden. Ware also, die auf Vorrat gekauft wurde und dann doch verdirbt, weil sie nicht gebraucht wird. Da also wäre eine Art besseres, individuelles Management beim Einkauf eines jeden Einzelnen gefragt.
Individuelles Management beim Einkauf
Das Wegschmeißen oder die Verschwendung von Lebensmitteln wäre vermeidbar - das ist auch der Tenor der heute vorgestellten Untersuchung. Schauen wir uns zuerst die Zahlen für Deutschland an. Christoph Heinrich, vom Vorstand beim WWF.
"Wir als Deutsche beanspruchen pro Jahr 54,5 Millionen Tonnen Lebensmittel. Der Wert an sich ist dabei nicht erschreckend, erschreckend ist, wie wir damit umgehen. Von diesen 54,5 Millionen wird rund ein Drittel weggeschmissen. Dabei ist es gar nicht einmal das Wegschmeißen in die Mülltonne, sondern viele dieser Lebensmittel erreichen unsere Haushalte erst gar nicht. Das sind Waren, die vielleicht nicht krumm genug sind oder zu krumm - Lebensmittel also, die nicht schön genug gewachsen sind, die aber absolut wertvolle Lebensmittel darstellen. Also: Ein Drittel wird verschwendet."
Brot, Obst und Gemüse schneiden schlecht ab
Somit trägt sicherlich jeder einzelne Konsument zur Verschwendung mit bei, aber ein weitaus größerer Anteil beim Wegwerfen kommt somit dem Handel zu. Die Hauptverluste entstehen entlang der Wertschöpfungskette eines Lebensmittels, wie es die Fachleute nennen. Hier kommt somit auch der Großhandel ins Spiel. Es ist ja so, dass beispielsweise Supermärkte den Anspruch haben, den gesamten Tag lang bis zum Ladenschluss frische Ware anzubieten. Wird diese dann aber nicht mehr verkauft, kann es je nach Produkt passieren, dass diese dann bis zum nächsten Morgen aussortiert werden muss. Tanja Dräger de Teran ist Referentin für Ernährung und Landwirtschaft beim WWF.
"Hier haben wir ungefähr 2,6 Millionen Tonnen pro Jahr, die an Lebensmittelabfall anfallen. Und davon sind aus unserer Sicht bis zu 90 Prozent vermeidbar. Ein gutes Beispiel ist Brot: Da gibt es Zahlen, die zeigen, dass bis zu 10 Prozent des Brotes oder des Gebäcks am Ende des Tages entsorgt wird. Aber auch Obst und Gemüse schneidet hier schlecht ab."
Ähnlich sei es übrigens auch in Großkantinen oder bei der Gestaltung eines Büffets, so die WWF-Expertin. Auch hier könnte ein besseres Management helfen, das Wegwerfen von Lebensmitteln zu vermeiden:
"Alles, was einmal auf das Büffet rausgetragen worden ist, darf danach nicht weiterverteilt werden. Das landet zwangsläufig in der Tonne. Hier ist ein Umdenken gefragt, weniger anzubieten. Das bedeutet natürlich einen etwas höheren Personalaufwand, aber es gewährleistet auch mehr Frische. Es würde weniger weggeworfen."
Dringender Handlungsbedarf
Weltweit würden derzeit rund eine Milliarde Menschen an Hunger leiden. Zudem würden die fruchtbaren Ackerflächen immer knapper und bekannt sei ja auch, dass die Weltbevölkerung weiter steigen werde: Die UNO rechnet bis zum Jahr 2050 mit über neun Milliarden Erdenbewohnern.
Beim Thema Verschwendung von Lebensmitteln gebe es somit dringenden Handlungsbedarf. Nicht nur aus ethischen oder moralischen Aspekten, sondern auch aus ökologischen. Beispiel Klimapolitik: Würden Lebensmittel nicht weggeschmissen, dann könnten für den Anbau, die Produktion und beispielsweise den Transport unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 48 Millionen Tonnen vermieden werden. Noch einmal Christoph Heinrich vom WWF-Vorstand:
"Denken Sie an die Düngemittel, die mit einem sehr hohen energetischen Aufwand hergestellt werden müssen. Und wenn dann der Stickstoff auf der Fläche ist, erzeugt er beispielsweise Lachgase, die eine relativ hohe Treibhausgaswirkung haben. Auch jede Kuh ist sozusagen ein Umweltsünder: In den Mägen entstehen unglaublich hohe Methanwerte - Methan hat eine höhere Treibhausgaswirkung als CO2. Es gibt auch Berechnungen, die sagen, dass die Emissionen einer jeden Kuh im Prinzip einen "VW Golf" mit einer jährlichen Fahrleistung von rund 10.000 Kilometern entsprechen."