Gipfel der BRICS-Staaten
Xi will schnelle Erweiterung der Gruppe

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat sich für eine rasche Erweiterung der BRICS-Gruppe ausgesprochen. Der Prozess zur Aufnahme weiterer Staaten solle beschleunigt werden, sagte Xi am zweiten Tag des Gipfeltreffens in Johannesburg.

23.08.2023
    Chinas Präsident Xi Jinping spricht beim Gipfeltreffen der Brics-Gruppe in Johannesburg.
    Chinas Präsident Xi Jinping beim Gipfeltreffen der Brics-Gruppe in Johannesburg. (AP / Gianluigi Guercia)
    Zur Gruppe der BRICS-Staaten gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie stehen für mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und 26 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Unter anderem Argentinien, Algerien, Ägypten, Indonesien, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben ein formales Beitrittsgesuch eingereicht. Die BRICS-Länder wollen zunächst Kriterien festlegen, die neue Mitglieder erfüllen müssen.

    "Wollen kein Gegenpol zu G7 sein"

    Brasiliens Präsident Lula da Silva mahnte ein schnelles Ende des russischen Kriegs gegen die Ukraine an. Der Konflikt habe globale Auswirkungen, die nicht ignoriert werden könnten. Es sei positiv, dass eine wachsende Zahl von Ländern in direktem Kontakt mit Moskau und Kiew stünden. Gestern hatte Lula betont, die BRICS-Länder wollten keinen Gegenpol zu Formaten wie G7 und G20 bilden. Vielmehr wolle man den globalen Süden besser organisieren. Die BRICS-Staaten seien global wichtig und gleichberechtigt mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Xi indes hatte mit Blick auf die USA erklärt, es gebe ein Land, das seine Hegemonie aufrechterhalten wolle und alles getan habe, um die Schwellen- und Entwicklungsländer zu lähmen. Wer sich schnell entwickele, werde von ihnen eingedämmt. Wer aufhole, werde behindert.

    Putin ruft zu Geschlossenheit auf

    Russlands Präsident Putin rief zum Auftakt der Beratungen zu Geschlossenheit auf. Man kooperiere auf den Prinzipien von Gleichheit, partnerschaftlicher Unterstützung und Respekt für die gegenseitigen Interessen, sagte er in einer Videobotschaft. Putin reiste nicht an wegen eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen in der Ukraine.
    Der Gastgeber, Südafrikas Präsident Ramaphosa, forderte eine grundlegende Reform der Institutionen der Weltordnungspolitik. Neue Realitäten erforderten dies, damit sie repräsentativer würden und besser auf die Herausforderungen reagieren könnten, vor denen die Menschheit stehe. Aktuell profitierten vor allem westliche Industriemächte von einem Protektionismus, der faires Wachstum in der Weltwirtschaft untergrabe.

    "Die USA hinken den BRICS im Globalen Süden hinterher"

    Weltweit wird das Treffen beobachtet. Bundesaußenministerin Baerbock sagte bei einer Veranstaltung des Medienunternehmens "The Pioneer", sie werdedas Treffen mit Interesse beobachten.
    Mit Blick auf die Konkurrenz zum Westen warnte der Handelsexperte des "Pacific Forum", Akhil Ramesh, die USA hinktenden BRICS im Globalen Süden hinterher. Im US-Magazin Newsweek führte er aus, der Ansatz der USA sei nach wie vor, den Globalen Süden als Schachfigur im Konflikt mit China oder Russland zu benutzen. Das habe ihnen verständlicherweise nicht geholfen, Freunde dort zu gewinnen.

    Südafrikanischer Experte hält Entschlusskraft der BRICS für begrenzt

    Der brasilianischen Politologin Ana Saggioro Garcia zufolge hat sich der Staatenblock von einer primär wirtschaftlichen zu einer geopolitischen Gruppe gewandelt. Dieser Prozess sei durch den Konflikt zwischen China und den USA sowie der Krieg Russlands in der Ukraine beschleunigt worden, sagte sie dem kanadischen Sender CBC.
    Der Gründer der südafrikanischen Denkfabrik "Institute for Security Studies" in Pretoria, Jakkie Cilliers, hält die Entschlusskraft der BRICS für begrenzt. Langfristig dürfte die unvermeidliche Rivalität zwischen China und Indien die größte Herausforderung sein, sagte er der AFP. Eine störungsfreie Beziehung zwischen den fünf Ländern sei nicht möglich, betonte auch die indische Politologin Anuradha Chenoy von der Jindal Global University in Sonipat. Es gebe zwar unterschiedliche strategische Vorstellungen, aber auch Gemeinsamkeiten wie das Ziel, die Dominanz des US-Dollars auf den Weltmärkten zu brechen, sagte sie dem kanadischen Rundfunk CBC.
    Diese Nachricht wurde am 23.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.