Flula Borg ist typisch deutsch. Er ist groß, kann schuhplatteln, trägt eine Hüfttasche und spricht amerikanisch mit starkem Akzent.
Flula Borg ist total untypisch deutsch. Er nimmt sich selbst nicht ernst, heißt tatsächlich Flula mit Vornamen, schwärmt von amerikanischem Football, pfeift auf Regeln und mischt komplett durch-choreografierte Hollywood-Termine auf.
So werden Promis wie Will Ferrell, Christina Applegate und Steve Corell Teil von Flulas Sound-Maschine. Der DJ mischt und stellt die Ergebnisse auf seinen Youtube-Kanal. Der hat über 600 tausend Abonnenten.
"Flula Borg ist einer der 25 größten digitalen Stars, deren Einfluss weiter steigen wird." schwärmt die Fachzeitschrift Hollywood Reporter. "Flula Borg zählt zu den zehn Komikern, die Hollywood im Auge behalten muss" ergänzt das Konkurrenzblatt Variety und schreibt, der 33 jährige zerstöre jegliche falschen Vorstellungen über teutonische Steifheit und Humorlosigkeit.
Der Erlangener, der sich früher in Büros als Computerprogrammierer langweilte, postet unterdessen mindestens ein Video pro Woche, komponiert Songs für ein neues Album und macht Hollywood-Termine. Flula Borg ist so beschäftigt, dass das Interview mit ihm in seinem Auto stattfindet. Zwischen zwei Terminen.
"Das kam alles sehr, sehr schnell. Vor drei Jahren kannte mich überhaupt keiner und dann passieren ein paar Sachen und es geht ruckzuck."
Warum alles plötzlich so schnell geht und er kaum noch Zeit zum Schlafen hat, kann Multitalent Flula nicht erklären. Er schwört: es gibt kein Erfolgsrezept.
"Umgekehrt passiert öfter. Wo ich was ins Internet reinstelle, ich upload so'n Kram, ich zögere, will das fast nicht und dann sind das die Sachen, die die meisten Klicks bekommen."
Zum Beispiel "Jennifer is a Party Pooper" aus Flulas Serie über US-Redewendungen.
Das Video war eine Notlösung. Jetzt hat es sieben Millionen Klicks.
Flula erklärt auf seinem Kanal auch deutsche Begriffe. Zum Beispiel "oberaffengeil"
Er schreibt Hymnen für Dirk Nowitzki, Döner Kebab und seinen Opa. In der Serie "Autotunes" singt und mixt er Hits beim Fahren durch LA.
Flula sagt: In Deutschland wäre er nur ein Deutscher unter vielen gewesen, Erfolg sei für ihn nur in den USA möglich. Sicher ist: Er wäre auch in Deutschland aufgefallen. Aber: in Los Angeles findet er Kollaborateure und Kontakte für eine größere Karriere. In "Pitch Perfect Two" hat Borg seine erste Rolle in einem Kino-Kassenschlager - als Teil der deutschen A-cappella Gruppe "Das Sound Machine"
"Die haben mich in den Film reingeschrieben. Die Rolle, das hätte eine dicke Frau sein sollen. Die konnten sie nicht finden und dann haben sie gesagt, probieren wir mal den Heini aus."
Manchmal hat er genug von seinem Alter-Ego, dem ausgeflippten Deutschen mit Hyperaktivitätsstörung. Dann lädt er die Batterien auf in Deutschland oder in der Wüste - und findet anschließend sein Leben mit Millionen Klicks auf seinen Videos wieder wunderbar.
"Ich will dass Leute meine Sachen sehen und dass es denen gefällt und sie auch berührt. Nicht unbedingt tief. Aber auch wenn es nur Ablenkung ist vom langweiligen Tag ist das auch cool, das weiterhin zu machen."