Wenn eine Schlange zubeißt und ihr Gift im Körper ist, läuft die Zeit. Schnell braucht der Gebissene das Gegengift. Eine Eigenart vieler Schlangengifte verschafft dabei etwas Zeit: Die Giftmoleküle sind ziemlich groß. Deshalb passen sie nicht durch die Zugänge, die Blutgefäße und Gewebe miteinander verbinden. Stattdessen gelangen sie ins Lymphsystem und werden dann vergleichsweise langsam Richtung Herz transportiert.
"Wir haben die Zeit gemessen, die es vom großen Zeh bis zur Leiste braucht, Das waren im Durchschnitt 13 Minuten."
Noch einmal genauso lang dauere es von der Leiste bis zum Herzen, sagt Dirk van Helden, Physiologe an der Universität Newcastle in Australien. Erst dort beim Herzen, gelangt die Lymphe in den Blutkreislauf, und mit ihr das Gift.
Für den Transport sorgen zum Teil Muskeln in den Wänden der Lymphgefäße. Dirk van Helden sucht nach Substanzen, die die Gefäße zu mehr Bewegung anregen. Das könnte bei vielen Lympherkrankungen helfen. Mehr durch Zufall entdeckte er, dass das Gas Stickstoffmonoxid die Gefäße regelrecht lahmlegt.
"Wir waren wirklich überrascht. Wir stellten nämlich fest, dass die Lymphgefäße gelähmt wurden, wenn wir auf die Haut eine Creme mit Nitroglyzerin auftrugen. Diese Creme setzt Stickstoffmonoxid frei. Und dieses Gas dringt dann ins Gewebe ein und entfaltet dort seine Wirkung."
Bekannt ist Stickstoffmonoxid für andere Effekte im Körper.
"Es wird in Pflastern gegen Angina Pectoris und Herzschwäche verwendet. Es entspannt die Blutgefäße, deshalb stärkt es den Blutfluss. Das Gas kommt von Natur aus im Körper vor und ist wichtig für die Körperregulation."
Die Wirkung auf das Lymphsystem war dem Forscher neu. Er schlussfolgerte: Wenn das Gas die Gefäße lähmt, hieße das, dass alles, was in der Lymphe ist, langsamer Richtung Herz transportiert wird. Das testete er, indem er Versuchspersonen radioaktiv markierte Substanzen nahe der Fußzehen injizierte und kurz danach die Creme auftrug. Mit einer Strahlenkamera konnte er beobachten, wie sich die injizierte Substanz die Beine der Probanden hinauf bewegte. Die Creme hatte einen deutlichen Effekt.
"Es verlangsamte den Transport der Moleküle durch das Lymphsystem um ungefähr 300 Prozent."
Statt 13 Minuten waren die Moleküle zwischen Zeh und Leiste jetzt im Schnitt 54 Minuten lang unterwegs. Den Effekt der Creme auf die Wirkung von Schlangengift testete der Forscher an Ratten. Das Ergebnis: die Tiere lebten nach einer Injektion mit Gift eine halbe Stunde länger, wenn sie mit der Creme behandelt worden waren.
Allerdings und das ist der Wermutstropfen: Der Effekt fällt im Experiment bei Mensch und Tier nur dann deutlich aus, wenn sie sich nicht bewegen. Denn sobald sie sich bewegen, drücken die sich zusammenziehenden Muskeln im Bein die Lymphe nach oben, und zwar relativ schnell. Das sei, räumt van Helden ein, eine echte Einschränkung für den Einsatz in der Wirklichkeit.
"Oft ist man alleine irgendwo unterwegs, wenn man von einer Schlange gebissen wird. Dann muss man sich ja bewegen, um zu einem Arzt zu kommen. Wir müssen die Methode also noch weiterentwickeln. Da bleibt noch einiges zu tun."
Möglich sei, so der Forscher, eine Kombination mit weiteren Wirkstoffen oder den bisher üblichen Erste-Hilfe-Maßnahmen, bei denen Bein oder Arm abgebunden werden. Obwohl also noch einige Fragen offen sind, beurteilt der britische Tropenmediziner David Lalloo von der Liverpool School of Tropical Medicine die australische Arbeit positiv.
"Ja, ich denke dass ist eine wirklich aufregende Idee, weil es ein neuer Ansatz ist, an den bisher noch keiner gedacht hat. Das kann ein großer Fortschritt sein für die Erste Hilfe bei Schlangenbissen. Alles was wir bisher dafür haben, ist jedenfalls nicht sehr gut."
"Wir haben die Zeit gemessen, die es vom großen Zeh bis zur Leiste braucht, Das waren im Durchschnitt 13 Minuten."
Noch einmal genauso lang dauere es von der Leiste bis zum Herzen, sagt Dirk van Helden, Physiologe an der Universität Newcastle in Australien. Erst dort beim Herzen, gelangt die Lymphe in den Blutkreislauf, und mit ihr das Gift.
Für den Transport sorgen zum Teil Muskeln in den Wänden der Lymphgefäße. Dirk van Helden sucht nach Substanzen, die die Gefäße zu mehr Bewegung anregen. Das könnte bei vielen Lympherkrankungen helfen. Mehr durch Zufall entdeckte er, dass das Gas Stickstoffmonoxid die Gefäße regelrecht lahmlegt.
"Wir waren wirklich überrascht. Wir stellten nämlich fest, dass die Lymphgefäße gelähmt wurden, wenn wir auf die Haut eine Creme mit Nitroglyzerin auftrugen. Diese Creme setzt Stickstoffmonoxid frei. Und dieses Gas dringt dann ins Gewebe ein und entfaltet dort seine Wirkung."
Bekannt ist Stickstoffmonoxid für andere Effekte im Körper.
"Es wird in Pflastern gegen Angina Pectoris und Herzschwäche verwendet. Es entspannt die Blutgefäße, deshalb stärkt es den Blutfluss. Das Gas kommt von Natur aus im Körper vor und ist wichtig für die Körperregulation."
Die Wirkung auf das Lymphsystem war dem Forscher neu. Er schlussfolgerte: Wenn das Gas die Gefäße lähmt, hieße das, dass alles, was in der Lymphe ist, langsamer Richtung Herz transportiert wird. Das testete er, indem er Versuchspersonen radioaktiv markierte Substanzen nahe der Fußzehen injizierte und kurz danach die Creme auftrug. Mit einer Strahlenkamera konnte er beobachten, wie sich die injizierte Substanz die Beine der Probanden hinauf bewegte. Die Creme hatte einen deutlichen Effekt.
"Es verlangsamte den Transport der Moleküle durch das Lymphsystem um ungefähr 300 Prozent."
Statt 13 Minuten waren die Moleküle zwischen Zeh und Leiste jetzt im Schnitt 54 Minuten lang unterwegs. Den Effekt der Creme auf die Wirkung von Schlangengift testete der Forscher an Ratten. Das Ergebnis: die Tiere lebten nach einer Injektion mit Gift eine halbe Stunde länger, wenn sie mit der Creme behandelt worden waren.
Allerdings und das ist der Wermutstropfen: Der Effekt fällt im Experiment bei Mensch und Tier nur dann deutlich aus, wenn sie sich nicht bewegen. Denn sobald sie sich bewegen, drücken die sich zusammenziehenden Muskeln im Bein die Lymphe nach oben, und zwar relativ schnell. Das sei, räumt van Helden ein, eine echte Einschränkung für den Einsatz in der Wirklichkeit.
"Oft ist man alleine irgendwo unterwegs, wenn man von einer Schlange gebissen wird. Dann muss man sich ja bewegen, um zu einem Arzt zu kommen. Wir müssen die Methode also noch weiterentwickeln. Da bleibt noch einiges zu tun."
Möglich sei, so der Forscher, eine Kombination mit weiteren Wirkstoffen oder den bisher üblichen Erste-Hilfe-Maßnahmen, bei denen Bein oder Arm abgebunden werden. Obwohl also noch einige Fragen offen sind, beurteilt der britische Tropenmediziner David Lalloo von der Liverpool School of Tropical Medicine die australische Arbeit positiv.
"Ja, ich denke dass ist eine wirklich aufregende Idee, weil es ein neuer Ansatz ist, an den bisher noch keiner gedacht hat. Das kann ein großer Fortschritt sein für die Erste Hilfe bei Schlangenbissen. Alles was wir bisher dafür haben, ist jedenfalls nicht sehr gut."