Der krasseste Verweigerer in der Studie über Gesundheit im Alter war 42 Jahre lang nicht beim Zahnarzt. Sicher ein Extremfall, aber er steht für viele Ältere. Weil sie nicht mehr allzu viele oder schon die dritten Zähne haben, verzichten sie auf jegliche Prophylaxe und verschleppen nötige Behandlungen. Dr. Ina Nitschke, Seniorenzahnärztin an der Uni Leipzig:
Besonders auffällig ist, dass das Wissen über die Zahnmedizin in den Altersgruppen sehr gering ist. Also professionelle Zahnreinigung, Prävention, das sind Fremdwörter. Wir haben einen hohen Behandlungsbedarf, also bei 89 Prozent der Älteren war ein prothetischer, konservierender Behandlungsbedarf vorhanden. Aber es wird von den Patienten subjektiv selber nicht bewerkt.
Während sie mit zunehmendem Alter immer mehr medizinische Betreuung beanspruchen, steigt die Frequenz beim Zahnarzt seltsamerweise nicht. Dabei sind im Alter viel mehr Pflege und Therapie nötig. Denn ungefähr ab fünfzig können durch Veränderungen im Körper Probleme auftreten: So lässt die Durchblutung des Zahnfleisches nach. Es kommt zu Entzündungen am Zahnbetts. Das Zahnfleisch blutet häufiger und bildet sich zurück, die Kieferknochen ebenfalls, und an den Zahnhälsen entstehen gefährliche Taschen, in denen sich Bakterien ansiedeln. Diese können wiederum andere Krankheiten auslösen, warnt Dr. Frauke Müller vom Klinikum der Universität in Mainz:
Es konnten Keime nachgewiesen werden bei Patienten, die eine Lungenentzündung hatten, die eindeutig auf eine Zahntasche zurückzuführen sind.
Bakterien aus dem kranken Zahnbett gelangen über den Blutkreislauf aber auch in Herzgefäße, sorgen dort für verklumptes Blut und im ungünstigsten Fall sogar einen Herzinfarkt. Dr. Dietmar Oesterreich, Vorsitzender der Bundeszahnärztekammer:
Weitere Erkrankungen sind die Zuckererkrankungen, also Diabetes-Patienten, die wiederum mit den Zahnbetterkrankungen insofern zusammenhängen, dass also eine Zuckererkrankung, die unbehandelt ist oder schlecht eingestellte Zuckerpatienten viel häufiger Zahnbetterkrankungen aufweisen. Auf der anderen Seite haben Patienten, die Zahnbetterkrankungen haben, auch schlechtere Zuckerwerte.
Durch tiefe Taschen liegen aber außerdem die Zahnhälse frei und sind dadurch ungeschützt. Auch der Mundspeichel hilft im Alter nicht mehr so zuverlässig. Normalerweise schützt er sehr komplex: hält die Mundschleimhaut feucht und damit funktionsfähig; stellt der angegriffene Zahnoberfläche nach Säureattacken Mineralien, bereit, mit denen der Zahn erneut widerstandfähig wird. Der Speichel spült Nahrungsreste weg und wirkt antibakteriell. Während der Mundraum bei jungen Menschen auch nach längerer Zeit ohne Zahnpflege noch weitgehend intakt war, bildet sich bei Älteren jedoch viel eher gefährliche Plaque. Verantwortlich dafür ist ein verringerter Speichelfluss, oft durch die Einnahme von Medikamenten. Ab dem vierzigsten oder fünfzigsten Lebensjahr treten dazu häufiger und besonders bei Prothesen irreversible Veränderungen der Mundschleimhaut auf. Frauke Müller:
Die Leukoplakie ist eine weißliche Schleimhautveränderung, die sich nicht verändern lässt, sie wird durch Rauchen verstärkt, und bedarf der besonderen Aufmerksamkeit, weil eine solche Schleimhautveränderung als Präkanzerose angesehen werden muss und möglicherweise in einen Mundkrebs entarten kann. D.h. wenn ein Patient eine solche Erkrankung bei sich feststellt oder der Zahnarzt eine solche Erkrankung feststellt, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen möglicherweise eine Biopsie angeschlossen werden.
Am häufigsten jedoch ist die Zahnhartsubstanz im Alter geschädigt. Karies setzt ihr zu. Durch Füllungen und Zahnersatz entstehen Nischen, in denen sich Bakterien ansiedeln können. Die Zahnoberfläche ist oft auch rissig, jahrzehntelange Abnutzung hat den Zähnen zugesetzt. Sie sind abgekaut, immer häufiger auch durch stressbedingtes Zähneknirschen geschädigt. Falsches Putzen setzt den Zähnen ebenfalls zu. Beispielsweise durch schmirgelnde Zahnpasten oder zu harte Zahnbürsten. Dr. Dietmar Osterreich, Vorsitzender der Bundeszahnärztekammer:
Also manchmal kann zu kräftiges Zähneputzen auch schädlich sein. Indem man also scheuernde Wirkung, zu abrasive Zahnpasten, das heißt mit viel zuviel Putzkörper, die sogenannten Weißmacher benutzt, aber auf der anderen Seite auch, dass man zu früh nach der Nahrungsaufnahme insbesondere bei säurehaltigen Speisen die Zahnpflege durchführt. Wir empfehlen, wenn man Säuren insbesondere Fruchtsäuren genommen hat, sollte man bis zu einer Stunde warten und dann erst die Zahnpflege durchführen.
Zahnhölzer und Zahnseide müssen besonders für die Zahnzwischenräume eingesetzt werden, und auch den Speichelfluss können Menschen mit trockenem Mund leicht steigern. Viel Ältere trinken zu wenig. Genug Flüssigkeitszufuhr sorgt genauso mehr Speichel wie gründliches Kauen. Dabei öfter mal die Seiten wechseln, so dass alle Backenzähne mit genügend Speichel umspült werden. Und dazwischen hilft es, öfter mal einen zuckerfreien Kaugummi oder einen Bonbon zu sich zu nehmen. Gerade im Alter sollte besonderen Wert auf regelmäßige professionelle Zahnreinigung gelegt werden, betont die der Chef der Bundeszahnärztekammer, Dr. Osterreich:
Auch innerhalb der Zahnfleischtaschen. Das heißt, wenn Patienten also Zahnbetterkrankungen haben, gibt es in dem Bereich um den Zahn herum bereits beginnende Zahnfleischtaschen, und in diese Zahnfleischtasche geht man mit mechanischen Reinigungsinstrumenten hinein und reinigt Zahn und Zahnwurzeloberflache. Ganz abgesehen dass auch beim älteren Patienten schon viel der Wurzeloberfläche oftmals frei liegt durch Abbauvorgänge.
Die professionelle Zahnreinigung wird nicht von den Krankenkassen bezahlt und kostet normaler weise um die 75 Euro. Aber auch hier gilt wie für viele Zusatzleistungen: es darf gehandelt werden, eventuell kann er Patient so auch mal auf die Hälfte des Preises kommen.
Die kostenlose Broschüre "Gesunde Zähne ein Leben lang" liegt ab sofort bei vielen Zahnärzten oder kann von diesen angefordert werden.
Besonders auffällig ist, dass das Wissen über die Zahnmedizin in den Altersgruppen sehr gering ist. Also professionelle Zahnreinigung, Prävention, das sind Fremdwörter. Wir haben einen hohen Behandlungsbedarf, also bei 89 Prozent der Älteren war ein prothetischer, konservierender Behandlungsbedarf vorhanden. Aber es wird von den Patienten subjektiv selber nicht bewerkt.
Während sie mit zunehmendem Alter immer mehr medizinische Betreuung beanspruchen, steigt die Frequenz beim Zahnarzt seltsamerweise nicht. Dabei sind im Alter viel mehr Pflege und Therapie nötig. Denn ungefähr ab fünfzig können durch Veränderungen im Körper Probleme auftreten: So lässt die Durchblutung des Zahnfleisches nach. Es kommt zu Entzündungen am Zahnbetts. Das Zahnfleisch blutet häufiger und bildet sich zurück, die Kieferknochen ebenfalls, und an den Zahnhälsen entstehen gefährliche Taschen, in denen sich Bakterien ansiedeln. Diese können wiederum andere Krankheiten auslösen, warnt Dr. Frauke Müller vom Klinikum der Universität in Mainz:
Es konnten Keime nachgewiesen werden bei Patienten, die eine Lungenentzündung hatten, die eindeutig auf eine Zahntasche zurückzuführen sind.
Bakterien aus dem kranken Zahnbett gelangen über den Blutkreislauf aber auch in Herzgefäße, sorgen dort für verklumptes Blut und im ungünstigsten Fall sogar einen Herzinfarkt. Dr. Dietmar Oesterreich, Vorsitzender der Bundeszahnärztekammer:
Weitere Erkrankungen sind die Zuckererkrankungen, also Diabetes-Patienten, die wiederum mit den Zahnbetterkrankungen insofern zusammenhängen, dass also eine Zuckererkrankung, die unbehandelt ist oder schlecht eingestellte Zuckerpatienten viel häufiger Zahnbetterkrankungen aufweisen. Auf der anderen Seite haben Patienten, die Zahnbetterkrankungen haben, auch schlechtere Zuckerwerte.
Durch tiefe Taschen liegen aber außerdem die Zahnhälse frei und sind dadurch ungeschützt. Auch der Mundspeichel hilft im Alter nicht mehr so zuverlässig. Normalerweise schützt er sehr komplex: hält die Mundschleimhaut feucht und damit funktionsfähig; stellt der angegriffene Zahnoberfläche nach Säureattacken Mineralien, bereit, mit denen der Zahn erneut widerstandfähig wird. Der Speichel spült Nahrungsreste weg und wirkt antibakteriell. Während der Mundraum bei jungen Menschen auch nach längerer Zeit ohne Zahnpflege noch weitgehend intakt war, bildet sich bei Älteren jedoch viel eher gefährliche Plaque. Verantwortlich dafür ist ein verringerter Speichelfluss, oft durch die Einnahme von Medikamenten. Ab dem vierzigsten oder fünfzigsten Lebensjahr treten dazu häufiger und besonders bei Prothesen irreversible Veränderungen der Mundschleimhaut auf. Frauke Müller:
Die Leukoplakie ist eine weißliche Schleimhautveränderung, die sich nicht verändern lässt, sie wird durch Rauchen verstärkt, und bedarf der besonderen Aufmerksamkeit, weil eine solche Schleimhautveränderung als Präkanzerose angesehen werden muss und möglicherweise in einen Mundkrebs entarten kann. D.h. wenn ein Patient eine solche Erkrankung bei sich feststellt oder der Zahnarzt eine solche Erkrankung feststellt, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen möglicherweise eine Biopsie angeschlossen werden.
Am häufigsten jedoch ist die Zahnhartsubstanz im Alter geschädigt. Karies setzt ihr zu. Durch Füllungen und Zahnersatz entstehen Nischen, in denen sich Bakterien ansiedeln können. Die Zahnoberfläche ist oft auch rissig, jahrzehntelange Abnutzung hat den Zähnen zugesetzt. Sie sind abgekaut, immer häufiger auch durch stressbedingtes Zähneknirschen geschädigt. Falsches Putzen setzt den Zähnen ebenfalls zu. Beispielsweise durch schmirgelnde Zahnpasten oder zu harte Zahnbürsten. Dr. Dietmar Osterreich, Vorsitzender der Bundeszahnärztekammer:
Also manchmal kann zu kräftiges Zähneputzen auch schädlich sein. Indem man also scheuernde Wirkung, zu abrasive Zahnpasten, das heißt mit viel zuviel Putzkörper, die sogenannten Weißmacher benutzt, aber auf der anderen Seite auch, dass man zu früh nach der Nahrungsaufnahme insbesondere bei säurehaltigen Speisen die Zahnpflege durchführt. Wir empfehlen, wenn man Säuren insbesondere Fruchtsäuren genommen hat, sollte man bis zu einer Stunde warten und dann erst die Zahnpflege durchführen.
Zahnhölzer und Zahnseide müssen besonders für die Zahnzwischenräume eingesetzt werden, und auch den Speichelfluss können Menschen mit trockenem Mund leicht steigern. Viel Ältere trinken zu wenig. Genug Flüssigkeitszufuhr sorgt genauso mehr Speichel wie gründliches Kauen. Dabei öfter mal die Seiten wechseln, so dass alle Backenzähne mit genügend Speichel umspült werden. Und dazwischen hilft es, öfter mal einen zuckerfreien Kaugummi oder einen Bonbon zu sich zu nehmen. Gerade im Alter sollte besonderen Wert auf regelmäßige professionelle Zahnreinigung gelegt werden, betont die der Chef der Bundeszahnärztekammer, Dr. Osterreich:
Auch innerhalb der Zahnfleischtaschen. Das heißt, wenn Patienten also Zahnbetterkrankungen haben, gibt es in dem Bereich um den Zahn herum bereits beginnende Zahnfleischtaschen, und in diese Zahnfleischtasche geht man mit mechanischen Reinigungsinstrumenten hinein und reinigt Zahn und Zahnwurzeloberflache. Ganz abgesehen dass auch beim älteren Patienten schon viel der Wurzeloberfläche oftmals frei liegt durch Abbauvorgänge.
Die professionelle Zahnreinigung wird nicht von den Krankenkassen bezahlt und kostet normaler weise um die 75 Euro. Aber auch hier gilt wie für viele Zusatzleistungen: es darf gehandelt werden, eventuell kann er Patient so auch mal auf die Hälfte des Preises kommen.
Die kostenlose Broschüre "Gesunde Zähne ein Leben lang" liegt ab sofort bei vielen Zahnärzten oder kann von diesen angefordert werden.