Lauterbach sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, im vergangenen Jahr hätten rund 360.000 Menschen neu einen Pflegegrad erhalten. Gerechnet habe man nur mit rund 50.000 Personen.
Lauterbach sprach von einem "explosionsartigen Anstieg", dessen Ursache untersucht werde. Er vermutet, dass neben sehr alten Menschen die ersten Baby-Boomer pflegebedürftig werden. Erstmals gebe es also zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen seien.
Der Bundesgesundheitsminister hält eine Reform der Pflegeversicherung für dringlich, sieht in dieser Legislaturperiode aber keine Chance mehr dafür. 2025 wird ein neuer Bundestag gewählt.
Breite Kritik an Lauterbach
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritiserte die Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach zum Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen. Die Zunahme sei alles andere als "explosionsartig" und auch nicht "überraschend" - wie Lauterbach erklärt habe - , sagte Vorstand Brysch der Nachrichtenagentur KNA. Zudem bemängelte er, der Staat habe nicht einmal die 6,4 Milliarden Euro zurückgezahlt, die er sich von der Pflegeversicherung während der Pandemie geborgt habe.
Der evangelische Sozialverband Diakonie erklärte, die Reformvorschläge der Pflegeversicherung lägen lange auf dem Tisch. Es gebe ein Umsetzungsproblem. Der Verband der Ersatzkassen forderte einen Solidarausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung.
Diese Nachricht wurde am 27.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.