Zudem geht Amnesty International in dem Bericht von Tausenden weiteren geheimen Hinrichtungen in China, Nordkorea und Vietnam aus. Der Anstieg der offiziellen Zahlen ist demnach vor allem auf Hinrichtungen im Iran, in Saudi-Arabien und Ägypten zurückzuführen.
65 Prozent der bekannten Hinrichtungen allein im Iran
Allein der Iran sei mit fast 580 Hinrichtungen für 65 Prozent der weltweit bekannt gewordenen Hinrichtungen verantwortlich. Ganz konkret ist im Iran auch der deutsche Staatsbürger Jamshid Sharmahd von der Hinrichtung bedroht. Der Oberste Gerichtshof hatte sein Todesurteil Ende April bestätigt.
"Beispiellose Welle an Hinrichtungen"
Die stellvertretende Amnesty-Generalsekretärin in Deutschland, Duchrow sagte zu den Zahlen: "Wir beobachten derzeit eine beispiellose Welle an Hinrichtungen im Iran. Die UNO geht davon aus, dass in diesem Jahr bereits insgesamt mindestens 209 Menschen im Iran hingerichtet wurden. Die internationale Gemeinschaft muss den politisch-diplomatischen Druck auf die iranische Regierung spürbar erhöhen und sich vehement für das Recht auf Leben einsetzen."
Mehr als 80 Hinrichtungen an einem Tag
In Saudi-Arabien verdreifachte sich die Zahl auf fast 200. Dort seien an einem einzigen Tag mehr als 80 Menschen hingerichtet worden. In den USA stieg die Zahl der Hinrichtungen von 11 auf 18. In Afghanistan, Kuwait, Myanmar, im Gazastreifen und in Singapur wurden nach Unterbrechungen wieder Todesurteile vollstreckt.
Sechs Länder schafften die Todesstrafe ab
Positiv verzeichnet Amnesty International, dass sechs Länder die Todesstrafe im vergangenen Jahr vollständig oder zum Teil abgeschafft hätten: In Kasachstan, Papua-Neuguinea, Sierra Leone sowie in der Zentralafrikanischen Republik wurde die Todesstrafe demnach für alle Straftaten aufgegeben, in Äquatorialguinea und Sambia nur für gewöhnliche Verbrechen.
Laut der Menschenrechtsorganisation haben mittlerweile 112 Länder die Todesstrafe für alle Straftaten aus ihrem Recht getilgt. Hinzu kämen weitere neun Länder, die sie nicht mehr für gewöhnliche Verbrechen vorsehen.
Diese Nachricht wurde am 16.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.