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Zahlen per Funkkontakt

Mit einer neuen Chipkartentechnologie ist Bezahlen per Funk möglich: Wenn die Karte vier Zentimeter von einem Lesegerät entfernt ist, wird bereits der Bezahlvorgang möglich. Schneller, hygienischer und trotz Funk auch sicher?

Von Ludger Fittkau |
    "Hallo. Was macht ein Kaffee?
    2,30 Euro, bitte.
    Kann ich mit Pay Pass bezahlen?
    Ja, Anhänger einmal dranhalten."

    Die Kundin eines beliebten Restaurants in der Frankfurter Innenstadt zückt ihren Schlüsselbund. Mit einem noch nicht einmal briefmarkengroßen Schlüsselanhänger, in den eine Chipcard und eine kleine Funkantenne eingearbeitet ist, bezahlt sie ihren Kaffee.

    Sie hält zu diesem Zweck ihren Schlüsselanhänger über ein Glas in der Restauranttheke, in die ein Lesegerät eingelassen ist. Restaurantangestellte Jasemin Tiza beschreibt, was sie dann noch in den Kassencomputer einzugeben hat, damit das Zahlen mit Pay Pass, wie die Firma Mastercard ihre neues Bezahlsystem nennt, funktioniert:

    "Da erscheint dann der Betrag. Dann gehe ich bei uns bei den Zahlungsmitteln, die sind hier alle aufgeführt, gehe ich hier unten bei uns auf Pay Pass, gebe den Betrag hier am Terminal ein und bitte den Gast, die Karte dann dranzuhalten. Und das geht dann alles von selbst. Der Beleg kommt dann, den Beleg geben und das war es."

    Zahlen im Vorbeigehen, so bewirbt die Branche diese neue Zahlungsweise per Funk. Stehenbleiben muss man an der Frankfurter Restaurantkasse allerdings schon, damit die Sache klappt. Statt als kontaktlos könnte man die Technik eher als kontaktarm bezeichnen. Immer noch müssen Tasten gedrückt werden und ab 25 Euro werden wie bei der konventionellen Kreditkarte Pin-Nummern abgefragt oder Unterschriften verlangt. Doch die Chipkarte muss nicht mehr in ein Gerät gesteckt werden. Chip und Funkantenne können sogar auf ein Handy geklebt werden. Dann reicht es auch im Frankfurter Restaurant, das Handy an das Lesegerät zu halten, um seine Rechnung zu begleichen. Thorsten Klein, Sprecher von Mastercard Deutschland:

    "Denn wir haben festgestellt, dass immer mehr Menschen niemals ohne Handy das Haus verlassen aber schon eher mal ohne Geldbörse. Und das ist auch ein Thema für die junge Generation sicherlich. Und deshalb kann man sich einfach eine Kopie der Karte, die eben dann aber nur die Kontaktlostechnologie beinhaltet, auf’s Handy kleben oder wo auch immer hin. Das ist ein Bereich, Uhren sind ein Bereich, Schlüsselanhänger."

    Seit einem halben Jahr testet die internationale Restaurantkette, zu der auch das Frankfurter Speiselokal gehört, die neue Funk-Kreditkarte. Doch die Restaurantkette ist nicht das erste Experimentierfeld für "kontakloses Bezahlen", das Mastercard in Deutschland ausgestattet hat, berichtet Firmensprecher Thorsten Klein. Auch die Stadionkassen des VfB Stuttgart sind auf die neuen Karten ungerüstet worden.

    "Und da können Fans kontaktlos bezahlen. Beispielswiese in der Halbzeitpause das Pausenbier, die Cola oder die Wurst, die man noch schnell bezahlen möchte. Und das hat natürlich den Vorteil, das das ganz, ganz schnell geht im Verhältnis zu einem Wechselgeldprozess, der dann auch stattfinden würde und vielleicht auch nicht ganz hygienisch ist."

    Dass die Kreditkarte nicht aus der Hand gegeben werden müsse, entspräche außerdem dem Sicherheitsgefühl vieler Kunden, so Klein. Im Hessischen Landesamt für Datenschutz ist Wilhelm Rydzy für die Kreditwirtschaft zuständig. Man habe die neue Funk-Kreditkarte noch nicht geprüft und deshalb könne er noch nichts zur Datensicherheit sagen, so Rydzy. Generell seien Kreditkarten jedoch aus seiner Sicht ein sicheres Zahlungsmittel als etwa EC-Karten, da die Haftung für den Verbraucher bei Verlust auf 80 bis 100 Euro begrenzt sei.

    Dennoch sind deutsche Banken bisher sehr zurückhaltend, was die Einführung der neuen, Kartentechnologie angeht. Andere Länder seien da viel weiter – etwa die Türkei. Dies kann die Frankfurter Restaurantangestellte Jasemin Tiza nur bestätigen, die ihre familiären Wurzeln in der Türkei hat:

    "Ich bin ja immer im Urlaub immer in der Türkei, in Istanbul und da ist mir das auch schon oft begegnet."

    Aber auch in Deutschland wird man der neuen bargeldlosen Zahlungsweise künftig wohl häufiger begegnen. Große Tankstellenketten und auch Einzelhandelsgeschäfte haben angekündigt, die neuen, kontaktarmen Karten einführen zu wollen. Doch wie gesagt: Ob und wie schnell sich die Technologie hierzulande durchsetzen wird, entscheiden letztendlich die Banken. Da sie die neuen Karten ausgeben müssen, ist das vor allem eine Kostenfrage.