Bundes- und auch hessische Wirtschaftsminister hatten sich für Frankfurt stark gemacht. Jetzt scheinen die Würfel gefallen. Zumindest besteht auch auf chinesischer Seite die feste Absicht, in Frankfurt eine Spezialbank zu gründen, eine sogenannte Clearing-Bank. Damit, so die Bundesbank am Nachmittag, könnten Zahlungen in der chinesischen Währung "künftig innerhalb Deutschlands und mit China in Frankfurt abgewickelt werden". Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte die Hoffnungen Frankfurts, diese neue Aktivität an sich zu ziehen, schon vor einigen Wochen gestützt:
"Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für die Volksrepublik China im Europa. Und Frankfurt ist der führende Finanzplatz in der Eurozone. Das sind schon starke Argumente. Sie müssten eigentlich auch überzeugend sein."
Auch London soll von den Chinesen bedacht werden. Dort soll dem Vernehmen nach der Handel mit chinesischen Anleihen und anderen Kapitalmarktprodukten stationiert werden.
Die hiesige Wirtschaft ist an der Frankfurter Clearingbank interessiert: Sie erleichtere den Handel mit China. Harwig Wild vom Bankhaus Metzler weiß aus seinen Kundenkontakten, dass vor allem chinesische Importeure an dieser Abwicklungsbank interessiert sind:
"Das macht es für den Importeur in China etwas einfacher. Denn der möchte natürlich kein Wechselkursrisiko haben gegen Euro oder gegen US-Dollar. Das kann er nicht einschätzen."
Das Währungsrisiko, mal mehr oder mal weniger Euro für einen bestimmten Yuan-Betrag zu bekommen oder bezahlen zu müssen, hat dann natürlich der europäische, auch der deutsche Geschäftspartner. Aber das trage er in der Regel gerne, meint Wild:
"Der Vorteil für den deutschen Exporteur liegt ganz einfach darin, dass er natürlich auch international in der Konkurrenz steht mit Südkoreanern, mit japanischen Unternehmen, mit amerikanischen Unternehmen. Und durch die Fakturierung oder die Rechnungsstellung in Yuan macht er es einfacher für die Geschäftsbeziehung."
Es soll also einfacher werden, die Zahlungsströme in chinesischer Währung zu organisieren. Das ist schwieriger als andernorts, weil die chinesische Währung nicht frei konvertierbar ist. Dollargeschäfte etwa sind deutlich leichter zu organisieren. Wenn ein deutscher Exporteur Waren nach Amerika verkauft, zahlt der Käufer einen Dollarbetrag. Den überweist er von seiner Bank auf das Dollarkonto, das die Hausbank des deutschen Exporteurs bei einer amerikanischen Bank unterhält. Von dort fließt es mehr oder weniger direkt im internen Geschäftsverkehr der Hausbank auf das Eurokonto des deutschen Exporteurs. Das geht im Handel mit China nicht, weil etwa deutsche Banken kein Konto bei einer chinesischen Bank eröffnen dürfen.
Man braucht also eine Clearingbank als Vermittler. Bisher gibt es solche Institute in Hongkong, Macao und auf Taiwan. Aber Frankfurt liegt dem exportfreudigen deutschen Mittelstand natürlich näher.
In Frankfurt rechnet man damit, dass die neue Clearingbank zu etwas mehr als der Hälfte der chinesischen Zentralbank gehören wird und zur kleineren Hälfte der Deutschen Börse. Es werde auch neue Arbeitsplätze geben. Die größte Bedeutung sollte aber darin liegen, die Zahlungsströme in chinesischer Währung zu erleichtern. Und damit den Handelsaustausch.