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Zapfenstreich für den Zivi

Der "Zivi" von damals, der Bundeswehr-"Drückeberger", ist bis heute ein Erfolgsmodell: Das Bild des Zivildienstleistenden in der Öffentlichkeit hat sich vollkommen gewandelt – vom Vaterlandsverräter zum rührigen, sozialen Wesen, zur tragenden Säule des deutschen Sozial- und Pflegebetriebs.

Von Susanne Grüter | 10.04.2011
    "Sie haben mit dem Zivildienst über die Jahre hinweg ein dicht geknüpftes Netz der Fürsorge gespannt und es zu einem tragenden Pfeiler für den Zusammenhalt der Gesellschaft gemacht."

    Das Hohelied auf den Zivi, vor kurzem von Familienministerin Kristina Schröder im Bundestag angestimmt, vor 50 Jahren wäre es undenkbar gewesen.

    "Meine Grundeinstellung war eigentlich von jeher, ich sehe nicht ein, dass ich auf Leute losschießen muss, auf die losgehen muss, die mir nichts getan haben."

    Armin Beier gehört mit zur ersten Generation der Ersatzdienstleistenden, wie die Zivis zuerst heißen. Der Rentner aus Frankfurt wird bald 72 Jahre alt. Als ihn der Musterungsbescheid ereilte, war er Anfang 20. Sein Entschluss stand fest: Er wollte den Kriegsdienst verweigern.

    "Ich war also damals in jungen Jahren bei der Sparkasse beschäftigt. Dort waren viele ältere Kollegen, die den Krieg mehr oder weniger gut überstanden hatten, zumTeil schwärmten sie noch von den tollen Zeiten, wo sie überall waren, in Frankreich, in Belgien, in Nordafrika oder irgendwo auf dem Balkan oder auch in Russland, und die hatten dann in aller Regel wenig Verständnis."

    Armin Beier musste sich Einiges anhören – wie die meisten seiner Sinnesgenossen.

    "Auch mein Chef ja, für die war das alles unwahrscheinlich, ja, das gibt's doch nicht, das kann man doch nicht machen, gell, das ist die Pflicht und was, Du willst die Pisspötte leeren oder die Windeln wechseln? Du bist doch sowieso ein Linker oder Kommunist und Ähnliches."

    Doch Armin Beier ließ sich nicht beirren. Er hatte sich nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus geschworen, keine Waffe in die Hand zu nehmen - nie wieder Krieg. Beier besaß Verwandte in der DDR und wollte nicht im Kriegsfall auf sie schießen müssen. Schon zwei Jahre vor ihm, am 10. April 1961, hatten die ersten Verweigerer ihren Ersatzdienst angetreten. Und auch Beier wollte sein Recht durchfechten, obgleich er gegen den Strom schwimmen musste.

    1956. Deutschland hat gerade nach heftiger politischer Kontroverse die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Debatte im Bonner Bundestag zum Wehrdienstgesetz:

    "Als wir in das Grundgesetz den Artikel 4, Absatz 3 einführten, hatten wir nicht die Absicht, eine hübsche Verzierung anzubringen, sondern wir wollten diesem Staat der Bundesrepublik ein bestimmtes Gepräge geben. Wir wollten, dass durch diese Bestimmung zum Ausdruck gebracht werde, dass in diesem Staat die Staatsräson nicht als die oberste Autorität für das Handeln von Staat und Bürger anerkannt wird."

    Der Bürger ist nicht der Staatsräson verpflichtet, sondern, so Artikel 4:

    "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden."

    Diesen Satz hat Carlo Schmid mitformuliert, damals Vizepräsident des Bundestages und einer der profiliertesten Politiker der frühen Nachkriegs-SPD. Er zählte zu den Vätern des Grundgesetzes - und mahnte zur Toleranz.

    "Es ist nicht eine Frage der Moraltheologie hier zu entscheiden, dazu sind wir nicht kompetent. Es ist nicht die Frage zu entscheiden, ob moraltheologisch es recht ist, aus Gründen des Gewissens den Kriegsdienst zu verweigern, das steht im Grundgesetz. Es ist eine politische Entscheidung, aus ethischen Gründen getroffen, die wir hier zu interpretieren haben."

    Die Frage, wer als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wird, wer seine Gewissensgründe wirklich glaubhaft darlegen kann, bleibt bis in die 80er-Jahre hinein das große, hoch emotionale Streitthema. Armin Beier erinnert sich an sein Verfahren.

    "Der Prüfungsausschuss, das war so ein Gremium aus fünf Leuten, der Vorsitzende war einer von der Bundeswehr, irgendein Oberamtsrat, und die anderen waren auch ältere Herren, die alle wohl vermutlich im Krieg gewesen waren, und dann wurde nach den Gründen gefragt. Es ist ja unheimlich schwer, das Gewissen zu ergründen. Manche kamen mit Pfarrersunterstützung oder hatten sich in religiösen Gruppierungen da verdient gemacht, denen wurde das dann natürlich eher abgenommen als mir."

    Der Ausschuss versuchte, ihn mit Fangfragen festzunageln. Fragen, mit denen Kriegsdienstverweigerer noch jahrzehntelang konfrontiert werden. Der berüchtigte Gewissenstest.

    "Sie gehen mit ihrer Freundin spazieren oder mit ihrer Mutter oder Schwester im Park, und es ist schon dunkel, und dann kommen plötzlich böse Menschen und wollen ihre Schwester vergewaltigen, was tun sie da, ja was soll man dazu sagen, natürlich werde ich versuchen, das zu verhindern. Und in dem Moment, wo man da jetzt erklärte, man würde da vielleicht auch einschreiten, dann wurde das schon wieder so ausgelegt, so friedfertig sind Sie ja auch gar nicht, sehen Sie, Sie setzen sich ja da zur Wehr und das wurde dann schon mal negativ gewertet."

    Das Ziel, sogenannte Drückeberger auszusieben, wird mit aller Härte verfolgt. Wer sich gut artikulieren kann, ist im Vorteil. Nur, wer den Schablonen der Befrager gerecht wird, kommt durch. Beschwerden über diese Praxis schmettern die Gerichte ab. Armin Beier schafft es irgendwie, muss sich aber schikanieren lassen.

    "Zum Schluss lief es darauf hinaus, dass es hieß, Sie sind ein Eigenbrötler, Sie haben radikal unrealistische Vorstellungen vom Leben und es mangelt an Gemeinsinn, obwohl ich mehrfach erklärt hatte, ich wäre bereit, den Ersatzdienst zu leisten."

    Anfang der 60er-Jahre existieren kaum Einrichtungen, die Ersatzdienstleistende aufnehmen. Beier kommt beim Roten Kreuz unter. In der Nähe von Kassel hilft er mit fünf anderen Verweigerern beim Katastrophenschutz - als Handlanger. Einen Erste-Hilfe-Kurs oder einen Lkw-Führerschein darf er nicht machen. Dafür hat das Rote Kreuz kein Geld. Dann wird es ernst. In Skopje richtet ein Erdbeben großen Schaden an. Beier und seine Kollegen fahren in das damalige Jugoslawien.

    "Unser Auftrag war die Versorgung der Bevölkerung, die im Stadtpark von Skopje hauste in Zelten und Planen, da waren etwa 10.000 Leute untergebracht und die mussten mit Essen versorgt werden. Die erste Zeit war sehr hart, es war sehr, sehr heiß, fast 40 Grad im Schatten, wir waren dann auch die ganzen sechs Wochen im Einsatz."

    Von wegen Drückeberger, sagt Beier. Der Dienst ohne Waffe dauert anfangs 12, später 18 Monate. Auf diese Episode seiner Jugend kann der Rentner heute amüsiert zurückschauen.

    "Mein Vater, der war dann später Bundesbeamter gewesen Anfang der 50er-Jahre hier in Frankfurt, als dann seine beiden Söhne Kriegsdienstverweigerer waren, wurde er öfter mal zur Stellungnahme aufgefordert und da kamen auch Leute, ja vom Verfassungsschutz oder Ähnliches, die ihm da wohl den Vorwurf machten, er hätte wohl seine Söhne nicht richtig erzogen."

    Auch der heutige Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreuter, räumt ein, dass den ersten Zivis nichts geschenkt wurde:

    "Es ist sicher so gewesen, dass ganz zu Beginn der Zivildienst die lästigere Alternative war und auch sein sollte. Die erste Zivildienstschule ist bewusst in einer Kaserne untergebracht worden, ist viele, viele Jahre her, landschaftlich sehr reizvoll im Weserbergland, eine leer stehende Kaserne, da steckte damals sicher auch mit dahinter, die sollen wenigstens mal ein paar Wochen lang Kasernenleben mit Gemeinschaftsverpflegung und mehreren auf einer Bude und so, das mal erleben."

    Im Nachkriegsdeutschland der 50er und 60er-Jahre wird Verweigerung des Wehrdienstes von der Mehrheit in Politik und Gesellschaft noch als Waffe gegen den Staat verstanden. "Großzügigkeiten" könne sich Deutschland angesichts der kommunistischen Bedrohung nicht erlauben, heißt es aus dem konservativen Lager. Der erste Bundespräsident, Theodor Heuss, immerhin ein Liberaler, fürchtet anfangs eine wahre Flut von Verweigerern und malt gar den "Massenverschleiß des Gewissens" an die Wand. Auch die katholische Kirche lässt die Gläubigen wissen, dass Katholiken den Wehrdienst aus Gewissensgründen nicht ablehnen dürfen. Papst Pius XII. bestätigt das 1956 sogar in seiner Weihnachtsansprache, wie der Zeithistoriker Patrick Bernhard in seinem Buch "Zivildienst zwischen Reform und Revolte" feststellt. Ein Gegenpol dazu ist in den späten 60ern der sozialdemokratische Bundespräsident Gustav Heinemann, der den Ersatzdienst aus der Schmuddelecke holen will.

    "Jedenfalls ist es ein Grundrecht, Kriegsdienst mit der Waffe aus Gewissensgründen verweigern zu dürfen. Und wer von diesem Grundrecht Gebrauch macht, muss fair behandelt werden. Das war es, was ich immer betont habe und worum ich mich bemüht habe, dass die Regelung für den Zivildienst honorig gemacht würde."

    In der DDR ist die Lage deutlich schwieriger: Wehrpflicht seit 1962, kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Allerdings folgt 1964 der Wehrdienst ohne Waffen. Verweigerer müssen als sogenannte "Bausoldaten" militärische Anlagen und Kasernen errichten – und zudem massive Nachteile für ihre berufliche Zukunft fürchten. So bleibt es bis zur Vereinigung.

    In Westdeutschland wiederum mutmaßen Konservative angesichts der 68er-Bewegung und ihrer Proteste gegen den Vietnamkrieg, die inzwischen zunehmende Zahl von Kriegsdienstverweigerern werde durch Kampagnen linksextremistischer Gruppen gesteuert. Männer wie Panzer-Brigade-Kommandeur Oberst Karl Punzmann fühlten sich sogar unterwandert.

    "Man wird weiterhin potenzielle Kriegsdienstverweigerer in die Truppe einschleusen, man wird Nester bilden, man wird von diesen Nestern aus die Wehrkraft zu zersetzen versuchen."

    Der Zivildienst wird mehr und mehr zum Politikum. Die Außerparlamentarische Opposition fordert, ihn zu liberalisieren und die "inquisitorische" Gewissensprüfung abzuschaffen. Tatsächlich kippt die sozialliberale Koalition 1977 die mündliche Befragung. Eine schriftliche Erklärung soll von nun an genügen. Der damalige Verteidigungsminister Georg Leber von der SPD:

    "Wir brauchen längst nicht jeden Wehrpflichtigen, um den vollen Bestand der Bundeswehr zu gewährleisten, wieso müssen wir dann eigentlich jeden, auch den, der gar nicht gebraucht wird, einer Gewissensprüfung unterziehen, wenn er behauptet, er sei aus Gewissensgründen nicht in der Lage, Wehrdienst zu leisten?"

    Daraufhin entbrennt eine heftige Debatte im Bundestag. Friedrich Zimmermann, damals CSU-Landesgruppenchef:

    "Sie beschließen ein Gesetz, mit dem das Prüfungsverfahren für Kriegsdienstverweigerer beseitigt und damit die allgemeine Wehrpflicht praktisch abgeschafft wird. Dieser Schritt, der unsere Wehrverfassung über den Haufen wirft, stellt den bisher empfindlichsten Anschlag auf die Verteidigungsfähigkeit dieses Landes dar."

    "Herr Bundesminister Leber, wenn es überhaupt noch hätte eine Begründung geben müssen für das Nein der CDU/CSU-Fraktion, dann ist es Ihr heutiges Verhalten. Sie haben Ihren Kredit, sie haben Ihre Autorität, Sie haben Ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Es ist Zeit, dass Sie zurücktreten."

    Unter Führung von Helmut Kohl, 1977 noch Fraktionsvorsitzender, legt die Union in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde gegen die sogenannte "Postkartennovelle" ein. Das BVG kassiert die Reform. Die vorige Praxis bleibt gültig, die politische Atmosphäre weiter aufgeheizt, vor allem, weil ausgerechnet die sozialliberale Regierung unter Helmut Schmidt den NATO-Doppelbeschluss durchsetzt. Die Friedensbewegung mobilisiert eine Großdemo in Bonn - gegen die aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Nachrüstung des Westens. Der evangelische Theologe Helmut Gollwitzer versucht, die Wogen zwischen den Lagern zu glätten.

    "Es gibt Christen genug, die sagen, es gibt noch die Vielheit der Staaten und die Bedrohung der Staaten, wir brauchen noch das Militär und wir können uns nicht dem entziehen, da mitzumachen. Diesen verschiedenen Gewissensentscheidungen müssen wir Rechnung tragen, wir dürfen keine verteufeln und müssen darüber miteinander im Disput bleiben."

    Auch Walter Scheel, von 1974 bis 1979 Bundespräsident, greift beschwichtigend in die Debatte ein.

    "Die teilweise hitzige, und nicht immer mit der erforderlichen Besonnenheit geführte Diskussion um die Kriegsdienstverweigerung hat da einiges unklar gemacht. Diese Diskussion erweckte manchmal den Anschein, als ob nur die Kriegsdienstverweigerer ein Gewissen hätten, das sich um den Frieden sorgt."

    Erst 1983 fällt die mündliche Gewissensprüfung endgültig, und fortan dienen Zivis um ein Drittel länger – als Ausgleich zu den Wehrübungen beim Militär. Erst 2004 legt die Regierung fest, dass Zivil- und Wehrdienst gleich lang dauern sollen. Seither läuft alles rund, meint der Bundesbeauftragte für den Zivildienst Jens Kreuter.

    "Alle Kritikpunkte, die die damaligen jungen Männer geärgert haben, sind ja inzwischen abgeschafft worden. Also wie es in den 70er und 80er-Jahren nun war, sollen Historiker entscheiden, ich stelle fest, dass all diese Punkte abgeräumt worden sind, und es jetzt einen großen gesellschaftlichen Konsens in dieser Frage gibt."

    Für die heutige Generation der Zivis sind die alten Schlachten kaum mehr nachvollziehbar. Das Bild des Zivildienstleistenden in der Öffentlichkeit hat sich vollkommen gewandelt – vom Vaterlandsverräter zum rührigen, sozialen Wesen, zur tragenden Säule des deutschen Sozial- und Pflegebetriebs. Ein solcher "guter" Zivi ist Christian Bartel, Bonner Schriftsteller, der sich Mitte der 90er-Jahre um Schwerstbehinderte kümmerte.

    "In dem Milieu, dem ich entstamme und in dem ich damals unterwegs war, einem linken Gymnasiasten-Milieu war es allerdings auch gang und gäbe, dass man Zivildienst machte, also ich kenne kaum Leute, die zum Bund gegangen sind, deswegen war es jetzt keine besonders heroische Entscheidung oder auch eine, die ich hätte durchfechten müssen, auch nicht mal gegenüber meinen Eltern, das war vollkommen in Ordnung."

    Bartel hat jüngst einen "Zivildienstroman" geschrieben, eine Satire über einen naiven jungen Mann, der versucht, in die Welt seiner behinderten Schützlinge einzutauchen. Seine eigenen Erfahrungen möchte der Autor nicht missen.

    "Ich weiß jetzt sehr genau, wie anstrengend das ist, wie körperlich anstrengend das ist, und ich bin nicht gerade klein und war damals auch noch wesentlich fitter, aber das ist schon ne Knochenarbeit, das gilt es auch immer zu bedenken, wenn man über Pflege redet."

    "Schönen guten Tag, die Malteser-Hausnotruf-Zentrale bei einem Neuanschluss bei Frau Breuer, mein Name ist Wegel, können mich alle hören?"
    "Hallo, Schneider hier vom Malteser-Hilfsdienst. Wir haben das Gerät wie gesagt gerade montiert und möchten das gerade mal testen. Können Sie mich verstehen?"

    "Als ich vor der Entscheidung stand, hab ich mir natürlich gut durch den Kopf gehen lassen, da gab's die Entscheidung, dass Bundeswehr eigentlich sinnlos ist, weil man im Schlamm rumrobbt und quasi nichts für den Staat tut und der Zivildienst, da hat man die Chance etwas Soziales zu machen, zum Beispiel alten Leuten dann zu helfen und mehr Erfahrung zu bekommen und was dazu zu lernen, zum Beispiel Büroarbeit, Datenverwaltung und eben Kontakt mit älteren Menschen."

    Der 19jährige Sebastian Schneider arbeitet bei der Malteser Hausnotruf-Zentrale in Bonn. Er gehört zur letzten Generation Zivildienstleistender. Da die schwarz-gelbe Koalition die Wehrpflicht ausgesetzt hat, wird es ab Juli auch keine Zivis mehr geben. Kurz nach seinem 50. Geburtstag wird der Zivildienst in jetziger Form, der nun allen ans Herz gewachsen ist, abgeschafft. Für Sebastians Betreuerin Ruth Horn-Busch eine traurige Perspektive.

    "Viele Aufgaben werden wegfallen, Aufgaben, die nicht machbar sind mit hauptamtlichen Kräften, die werden komplett unter den Tisch fallen, die versuchen wir mit ehrenamtlichen auszugleichen, aber das ist natürlich ungleich schwerer."

    Über zweieinhalb Millionen junge Männer haben in diesem Lebensabschnitt Verantwortung und soziales Engagement gelernt – etwas, was der geplante Bundesfreiwilligendienst so nicht wird ersetzen können, fürchten viele Sozialverbände, eben, weil er freiwillig ist. Für Ruth Horn-Busch bedeutet das:

    "Das Problem ist eben auch, die können jederzeit sagen, Tschüss, das war's und das ist für uns ganz schlecht. Wir müssen den Dienst ja planen können, und für alte Leute ist das auch nichts, wenn da alle zwei Monate gewechselt wird."

    Nichts wird den Zivildienst so schnell ersetzen können. Für Jens Kreuter, den Bundesbeauftragten, ist er deshalb eine Erfolgsgeschichte.

    "Das lag interessanterweise gar nicht an irgendwelchen Werbekampagnen, die wir gemacht hätten, sondern einfach daran, dass wohl jeder Mensch in Deutschland in seiner Familie einen Zivildienstleistenden hat und auch jeder von der Tätigkeit eines Zivildienstleistenden irgendwo mal berührt worden ist, im Krankenhaus oder bei den Großeltern im Altenheim oder sonst irgendwo."

    Und auch die Malteser-Mannschaft wird ihre Zivis vermissen.

    "Wenn man sich vorstellt, dass man sonst eine Dienststelle ist, auf der man gemeinsam alt wird als Mitarbeiter und nie einen neuen Input bekommt, das wird dann schon etwas trüber werden. Die jungen Menschen haben einfach immer wieder neue Ideen und bringen gute Laune in die Arbeit."

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