"... Ich bin Amerikaner. ... Ich bin kein Soldat. Nicht schießen! ... John Miller. Ich bin von der Kirche. ..."
Der Vorname ist derselbe wie bei Rabe, der Mann jedoch reine Erfindung. Die Filmemacher betonen allerdings, dass die Figur dieses John Miller, den Christian Bale spielt, gleich von mehreren Amerikanern inspiriert worden sei, die 1937 in Nanking gelebt haben. Nanking - eine Stadt unter Dauerbeschuss.
In den ersten Minuten bombardiert "The Flowers of War" den Zuschauer mit denselben Bildern, wie sie den Kriegsfilm seit Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" charakterisieren. Doch schon direkt zu Beginn bekommt die grausame Realität blutiger und zerschossener Körper durch den Einsatz von Zeitlupen eine verstörende Ästhetik des Sterbens. Die kunstvolle Inszenierung, die Regisseur Zhang Yimou bei seinen Martial-Arts-Märchen "Hero" und "House of Flying Daggers" auf die Spitze getrieben hat, wirkt im Kontext des Kriegsgeschehens unangemessen. Ja - sie nimmt dem Krieg seinen Schrecken. Immer wieder aber sucht Zhang in "The Flowers of War" nach solchen Bildern und scheut weder Pathos noch Kitsch in seinem Heldenstück über einen, der gar kein Held sein will.
"Du musst mich bezahlen. Auch ohne Leiche. ... Das sind die Regeln. ... Eigentlich müsste ich sogar mit dem Preis hochgehen. Ist das Geld da drin? Nein. Kein Geld. ... Das ist doch eine katholische Kirche. Da muss irgendwo Bargeld sein. Nein. ..."
Eigentlich ist John Miller, der von Beruf Leichenbestatter ist, nach Nanking gekommen, um dort einen toten Priester zu begraben. Dieser Miller könnte aus einem alten Western entsprungen sein. Ein Trunkenbold, den nur sein eigenes Schicksal interessiert und den Bale übertrieben grimassierend darstellt. Die Gebäude der Winchester Kathedrale mitten in Nanking dienen nicht nur einem Dutzend katholischer Schülerinnen als Refugium. Auch eine Gruppe Prostituierter ist vor den Kämpfen in das Gotteshaus geflohen.
"... Worum geht es? Sie sagen, sie Waisen sein. Nun, dann möchte ich euch alle adoptieren. Jetzt gleich. Adoptieren - uns alle? Sie würden nicht mit uns fertig. ..."
Während draußen vor den Kirchenmauern das Morden weitergeht, wähnt sich Miller - umgeben von schönen Frauen in bunten Kleidern - im Paradies. Eine von ihnen - Yu Mo - bietet Miller ihre Dienste als Belohnung an, wenn er ihnen hilft, lebend aus Nanking herauszukommen.
" ... Ich meine es ernst. Was denken Sie wohl, warum ich mit Ihnen flirte? – Wie soll das gehen? – Das weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass Ihr Gesicht der Weg nach draußen ist. Die Japaner werden einem Westler nichts tun. – Hast du mal rausgeguckt? Das wird nicht funktionieren."
Wer hier die zarten Knospen einer Liebesgeschichte sprießen hört, könnte meinen, er säße im falschen Film. Aber Krieg und Melodram gehen bei Zhang Yimou problemlos zusammen. Als die Japaner das Gotteshaus erstürmen, entdeckt Miller, der mittlerweile das Priestergewand angelegt hat, sein Gewissen. Er stellt sich schützend vor die Schülerinnen. Doch auch er kann nicht verhindern, dass die Mädchen auf einer Feier zur Einnahme Nankings den Besatzern vorsingen sollen. Und so werden es die im Keller versteckten Prostituierten um Yu Mo sein, die sich die Schuluniformen der Mädchen anziehen und in die Hände der Japaner begeben.
"Ich möchte dir jetzt was versprechen: Wenn dieser Scheiß Krieg vorbei ist, dann werde ich dich suchen und werde dich nach Hause mitnehmen. Nein. Nach dieser Nacht wird mein Körper nicht mehr mir gehören. Nimm mich jetzt mit nach Hause."
Solche Dialoge in Verbindung mit unverblümt vaterländischen Tönen sowie der mehr als theatralischen Inszenierung sind geschmäcklerisch und befremden vor dem Hintergrund von 200.000 Toten, die das Massaker von Nanking gefordert hat. Zum Glück für den Film aber stellen sich immer wieder auch intensive, beklemmende und bewegende Momente ein. Sie bewahren "The Flowers of War" vor dem völligen Desaster. Offen bleibt dennoch die Frage, warum es eines amerikanischen Helden bedarf, um Humanismus in Zeiten des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges zu zeigen. Hier scheint die internationale Vermarktung der knapp 100-Millionen-Dollar-Produktion wichtiger gewesen zu sein als die Rekonstruktion einer wahrhaftigen Geschichte.
Filminfo:
"Flowers of War" ist auf Blu-Ray und DVD erschienen.
Der Vorname ist derselbe wie bei Rabe, der Mann jedoch reine Erfindung. Die Filmemacher betonen allerdings, dass die Figur dieses John Miller, den Christian Bale spielt, gleich von mehreren Amerikanern inspiriert worden sei, die 1937 in Nanking gelebt haben. Nanking - eine Stadt unter Dauerbeschuss.
In den ersten Minuten bombardiert "The Flowers of War" den Zuschauer mit denselben Bildern, wie sie den Kriegsfilm seit Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" charakterisieren. Doch schon direkt zu Beginn bekommt die grausame Realität blutiger und zerschossener Körper durch den Einsatz von Zeitlupen eine verstörende Ästhetik des Sterbens. Die kunstvolle Inszenierung, die Regisseur Zhang Yimou bei seinen Martial-Arts-Märchen "Hero" und "House of Flying Daggers" auf die Spitze getrieben hat, wirkt im Kontext des Kriegsgeschehens unangemessen. Ja - sie nimmt dem Krieg seinen Schrecken. Immer wieder aber sucht Zhang in "The Flowers of War" nach solchen Bildern und scheut weder Pathos noch Kitsch in seinem Heldenstück über einen, der gar kein Held sein will.
"Du musst mich bezahlen. Auch ohne Leiche. ... Das sind die Regeln. ... Eigentlich müsste ich sogar mit dem Preis hochgehen. Ist das Geld da drin? Nein. Kein Geld. ... Das ist doch eine katholische Kirche. Da muss irgendwo Bargeld sein. Nein. ..."
Eigentlich ist John Miller, der von Beruf Leichenbestatter ist, nach Nanking gekommen, um dort einen toten Priester zu begraben. Dieser Miller könnte aus einem alten Western entsprungen sein. Ein Trunkenbold, den nur sein eigenes Schicksal interessiert und den Bale übertrieben grimassierend darstellt. Die Gebäude der Winchester Kathedrale mitten in Nanking dienen nicht nur einem Dutzend katholischer Schülerinnen als Refugium. Auch eine Gruppe Prostituierter ist vor den Kämpfen in das Gotteshaus geflohen.
"... Worum geht es? Sie sagen, sie Waisen sein. Nun, dann möchte ich euch alle adoptieren. Jetzt gleich. Adoptieren - uns alle? Sie würden nicht mit uns fertig. ..."
Während draußen vor den Kirchenmauern das Morden weitergeht, wähnt sich Miller - umgeben von schönen Frauen in bunten Kleidern - im Paradies. Eine von ihnen - Yu Mo - bietet Miller ihre Dienste als Belohnung an, wenn er ihnen hilft, lebend aus Nanking herauszukommen.
" ... Ich meine es ernst. Was denken Sie wohl, warum ich mit Ihnen flirte? – Wie soll das gehen? – Das weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass Ihr Gesicht der Weg nach draußen ist. Die Japaner werden einem Westler nichts tun. – Hast du mal rausgeguckt? Das wird nicht funktionieren."
Wer hier die zarten Knospen einer Liebesgeschichte sprießen hört, könnte meinen, er säße im falschen Film. Aber Krieg und Melodram gehen bei Zhang Yimou problemlos zusammen. Als die Japaner das Gotteshaus erstürmen, entdeckt Miller, der mittlerweile das Priestergewand angelegt hat, sein Gewissen. Er stellt sich schützend vor die Schülerinnen. Doch auch er kann nicht verhindern, dass die Mädchen auf einer Feier zur Einnahme Nankings den Besatzern vorsingen sollen. Und so werden es die im Keller versteckten Prostituierten um Yu Mo sein, die sich die Schuluniformen der Mädchen anziehen und in die Hände der Japaner begeben.
"Ich möchte dir jetzt was versprechen: Wenn dieser Scheiß Krieg vorbei ist, dann werde ich dich suchen und werde dich nach Hause mitnehmen. Nein. Nach dieser Nacht wird mein Körper nicht mehr mir gehören. Nimm mich jetzt mit nach Hause."
Solche Dialoge in Verbindung mit unverblümt vaterländischen Tönen sowie der mehr als theatralischen Inszenierung sind geschmäcklerisch und befremden vor dem Hintergrund von 200.000 Toten, die das Massaker von Nanking gefordert hat. Zum Glück für den Film aber stellen sich immer wieder auch intensive, beklemmende und bewegende Momente ein. Sie bewahren "The Flowers of War" vor dem völligen Desaster. Offen bleibt dennoch die Frage, warum es eines amerikanischen Helden bedarf, um Humanismus in Zeiten des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges zu zeigen. Hier scheint die internationale Vermarktung der knapp 100-Millionen-Dollar-Produktion wichtiger gewesen zu sein als die Rekonstruktion einer wahrhaftigen Geschichte.
Filminfo:
"Flowers of War" ist auf Blu-Ray und DVD erschienen.