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ZDF-Bericht
Erhöhte Abgaswerte auch bei Daimler und BMW

Haben neben Volkswagen auch andere Autohersteller bei den Abgaswerten ihrer Diesel-Autos betrogen? Das wollte das ZDF-Magazin Frontal 21 wissen und hat ein Mercedes- und ein BMW-Modell auf den Prüfstand gestellt. Ergebnis: Auch dort kam es zu überhöhten Werten.

Von Thomas Wagner |
    Ein Mitarbeiter des TÜV Nord untersucht eine Mercedes-C-Klasse in Hildesheim.
    Ein Mercedes auf dem TÜV-Prüfstand. Die Fachhochschule Bern hat jetzt auffällige Abgaswerte entdeckt. (dpa / picture alliance / Julian Stratenschulte)
    Es ist ein ungeheuerlicher Verdacht: "Technisch ist denkbar, dass auch die anderen Hersteller, die getestet wurden, Abschalt-Vorrichtungen in unterschiedlicher Weise verwendet haben. Sprich: Funktionen der Software, die den Zyklus erkennen. Das wäre illegal", so Professor Kai Borgeest vom Zentrum für KFZ-Elektronik und Verbrennungsmotoren der Universität Aschaffenburg gestern Abend im ZDF-Magazin "Frontal 21".
    Beweisen allerdings konnte das Magazin diesen Vorwurf ausdrücklich nicht. Zuvor allerdings schilderte das Magazin Versuche mit drei Diesel-PKW an der Schweizerischen Fachhochschule Bern. Dabei wurden jeweils ein BMW320d, ein Mercedes C200 CDI und ein VW-Passat 2.O TDI Blue umfangreich nach dem neuen europäischen Fahrzyklus getestet. Ergebnis: In allen Fällen blieben die Fahrzeuge auf dem Prüfstand deutlich unter der EU-Obergrenze von 180 mg Stickoxide pro Kilometer.
    Prüfstelle kann auffällige Werte nicht erklären
    Allerdings: Im freien Fahrversuch auf einem stillgelegten Flughafengelände kamen bei allen drei Fahrzeugen mehr als das zweieinhalbfache der zulässigen Stickoxide aus dem Auspuff. Brisant dabei: Der getestete Passat gehörte zu jenen Fahrzeugen, bei denen der VW-Konzern selbst im Internet eine Software-Manipulation zugibt. Weshalb es bei den beiden anderen PKW von Daimler und BMW während des Tests zu ähnlich überhöhten Stickoxid-Emissionen in freier Fahrt gekommen ist, ganz im Gegensatz zu den Tests auf dem Prüfstand, können sich die Fachleute der Fachhochschule Bern nicht erklären. Pierre Comte, stellvertretender Leiter der Prüfstelle, gestern Abend in "Frontal 21":
    "Wenn die Bedingungen gleich sind, und die Bedingungen sind ungefähr gleich, es gibt immer kleine Unterschiede, also wenn eben die Bedingungen mehr oder weniger gleich sind, sollten wir die gleichen Resultaten bekommen. Es ist nicht der Fall, wie wir das hier festgestellt haben. Ich weiß auch nicht, wieso. Ich kann das nicht beantworten."
    Drei getestete Fahrzeuge mit überhöhten Stickoxid-Emissionen auf freier Fahrt im Gegensatz zu den Prüfstand-Ergebnissen – die Experten vermögen es nicht zu erklären, warum das so ist. Die befragten Hersteller Daimler und BMW betonen in ihren Stellungnahmen, die Testbedingungen zwischen Straße und Prüfstand seien nicht vergleichbar. Das Testfahrzeug von VW arbeitete zwar nachweislich mit manipulierter Software, die auf freier Fahrt Teile der Abgasnachbehandlung abschaltet. Inwieweit die aber in den Schweizer Fahrversuchen für die überhöhten Stickoxid-Emissionen ausschlaggebend war, lässt der VW-Konzern in seiner Stellungnahme offen.
    Daimler und BMW: keine Mogel-Software
    Festzuhalten bleibt aber: Auch bei den getesteten Diesel-PKW von Daimler und BMW haben die Experte auf freier Fahrt deutlich überhöhte Stickoxid-Werte Werte gemessen, während auf dem Prüfstand die Grenzwerte eingehalten wurden. Dass dabei ebenso wie bei VW Software-Manipulationen dahinter stecken könnten, weisen BMW und Daimler in ihren Stellungnahmen deutlich zurück: Eine Abschaltungs-Software gebe es nicht.
    "Zum Thema Dieselmotoren oder Abgastests möchte ich hier nochmals unterstreichen. Bei uns wird nicht manipuliert. Ein so genanntes Defeat-Device, also eine Funktion, die die Abgas-Nachbehandlung unzulässig einschränkt, kam und kommt bei unseren Motoren nicht zum Einsatz", so Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber bereits vor Wochen vor Journalisten.
    Umwelthilfe fordert Aufklärung durch Kraftfahrt-Bundesamt
    Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe würde schon gerne verbindlich wissen, ob das so stimmt. Im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärt er: "Wenn ich auf der Straße, so wie das Frontal 21 jetzt gemacht hat, die Prüfsituation, nämlich den europäischen Fahrzyklus, direkt auf der Autobahn beziehungsweise auf einem Flugplatz nachfahre, und es kommen dann ganz Werte heraus wie auf der Prüfrolle, dann ist dies physikalisch nicht erklärlich."
    Um Klarheit zu schaffen, seien weitere Untersuchungen nötig: "Hier müsste ganz dringend die Behörde, das Kraftfahrt-Bundesamt, nachprüfen, wie diese Abweichungen zu Stande kommen, die ja eben auch dann dazu führen, dass die Innenstädte vergiftet werden." Letztlich sind die gestern Abend vorgestellten neuen Prüfergebnisse aber für sich genommen schon ein neuer Skandal. Denn: "Fahrzeuge haben nicht nur auf der Prüfrolle zu funktionieren, sondern auch auf der Straße."