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ZDFneo TVLab 2014
Auf der Suche nach der besten Serie

Der Spartensender ZDFneo hat wieder sein TVLab ausgerufen und sucht nach neuen, frischen Ideen für das Fernsehen. Drei Serien stehen zur Wahl - und nur eine kann gewinnen. Dabei entscheiden weder ein Programmdirektor noch eine Jury von Experten, sondern die Zuschauer.

Von Adalbert Siniawski |
    Eine Fernbedienung wird am 09.01.2012 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) in Richtung eines Fernsehers gehalten.
    Beim TVLab entscheiden die Zuschauer, von welcher Serie eine ganze Staffel produziert wird. (picture alliance / dpa / Caroline Seidel)
    "Das, was der Zuschauer gut findet, das wird gemacht."
    Klare Ansage von Slaven Pipić, Chef vom Dienst bei ZDFneo und Projektleiter des TVLabs. Drei Serienpiloten gehen bei der vierten Ausgabe des Ideenwettbewerbs ins Rennen. Mit dabei: die Dramedy "Alibi Agentur - Bei uns sind ihre Geheimnisse sicher!"
    "Ich habe ein Verhältnis - mit meiner Kollegin. Aber meine Frau weiß nix davon!"
    - "Der Grund für 97 Prozent aller Scheidungen: Fremdgehen. Sie sind also nicht allein."
    Doch Scheidung ist keine Lösung. Hermann Ahrens - souverän gespielt von Friedrich Liechtenstein - braucht stattdessen ein wasserdichtes Alibi. Das bekommt er von dem zynisch-eiskalten Mark Eisen und seiner Alibi-Agentur. Er und sein Team inszenieren für ihre Klienten maßgeschneiderte Lügen und Doppelleben. Doch die neue Mitarbeiterin Linda hat Gewissenbisse:
    "Was ist mit den Betroffenen, frage ich mich zum Beispiel. Ist uns das egal, oder...?!"
    - "95 Prozent aller Menschen wollen gar nicht wissen, ob sie betrogen oder belogen werden. Und dank uns erfahren sie es auch nicht."
    Abwechslungsreiche Lügengeschichten und immer wieder die moralische Frage, welche Täuschung denn legitim ist, das könnte ein vielversprechender Serienstoff sein - wenn auch kein neuer. Das real existierende Geschäftsmodell war schon Vorlage für die US-Komödie "The Alibi" und eine Folge des Tatorts. Die Dramedy "Alibi Agentur - Bei uns sind ihre Geheimnisse sicher!" erzählt dazu leider auch noch die typische Geschichte eines Chefs, der sich in seine smarte Mitarbeiterin verguckt. Insgesamt wären weniger Klischees angebracht und mehr subtiles Spiel.
    Der Tod ist kein Sensenmann
    "Mein Name ist Andi Hartmann. Ich kann den Tod sehen."
    - "Super. Nehmen Sie doch schon mal Platz."
    Keiner nimmt ihn ernst - nicht mal der Psychiater. Andi vom Schlüsseldienst sieht, was andere nicht kommen sehen. Und der Tod sieht ganz anders aus, als man denkt. Bärtiger Bär statt Knochenmann. Schwarzer Anzug statt Kapuzengewand. Er hat ein schlechtes Image, die Menschen fürchten ihn. Andi springt dem Tod von der Schippe, muss im Gegenzug zu seinem Gehilfen werden und auch schon mal mit dem Tod diskutieren:
    "Hör mal zu, Platon. Erstens: Existenz gibt's nicht, wenn's niemand mitkriegt. Und zweitens: Ich hab' echt keine Lust zu Philosophieren!"
    Schade. Denn die Sitcom "Jetzt ist Sense" böte Anlass, auf eine schaurig-lustige Weise über unseren Umgang mit dem Tabuthema Tod nachzudenken. Stattdessen hört man beim Ableben allzu oft allzu hohle Phrasen.
    "Warum?"
    - "Warum, warum! Warum ist die Banane krumm?"
    Dafür liefert Alexander Schubert - bekannt unter anderem als Reporter der "heute-show" - einen überzeugenden Auftritt als schusseliger Schlüsseldienstler. Mit hibbeligen Slapstickeinlagen beweist er Sinn für Komik und Timing.
    Möchtegern-Rapper lebt noch bei Mama
    "Willkommen in meinem Block,
    es ist Ghetto, aber eigentlich okay,
    das einzige Problem ist, dass ich mit 30 noch hier leb'..."
    Richtig gehört - das ist Eko Fresh vor der Kamera, in der Rolle des 30-jährigen Möchtegernrappers Sol. "Blockbustaz" zeigt das Leben im Brennpunkt als komödiantische Sitcom. Der arbeitslose Sol hängt mit dubiosen Freunden rum, hat Stress mit seiner Freundin und ruht sich im Hotel Mama aus. Zu seinem 30. Geburtstag hat seine Mutter eine besondere Überraschung in der Geschenkbox:
    "Was ist das denn? Wieso denn Teller?"
    - "Wir haben immer gesagt: Mit 30 ziehst Du aus!"
    Eko Fresh schlägt sich bei seinem Spielfilmdebüt durchaus wacker - wie es heißt, hat er Schauspielunterricht genommen und wird im Frühjahr auch in der Kinokomödie "3 Türken und 1 Baby" zu sehen sein. "Blockbustaz" ist schlicht eine liebenswürdige Sitcom mit Wortwitz und kleinen Pointen und ist ganz auf Eko Fresh zugeschnitten. Fragt sich nur, was neu an der Idee sein soll. Rapper, die sich als Schauspieler versuchen, gab es mit Sido, Bushido und 50 Cent schon genug.
    Ab heute hat das Publikum von ZDFneo das Wort bei der Abstimmung und mit ihren Kommentaren im Netz. Obwohl viel Zuspruch vom Publikum ja nicht unbedingt ein Zeichen für die Qualität einer Sendung ist. Gefeierte Serien wie "House of Cards" oder "Homeland" gingen hierzulande quotenmäßig Baden. Doch Slaven Pipić vom TVLab traut dem Publikum bei der Auswahl der Ideen einiges zu:
    "Jetzt können die Kreativen wirklich sich jetzt mal austesten und dann kommt der Rückkanal vom Zuschauer, weil dann der Zuschauer wirklich sagt, was hat ihm denn wirklich gefallen. Und wenn wir dann in die Beauftragung gehen, können wir genau sagen: So, liebe Leute, ihr hattet sehr viele tolle Ideen, aber fokussiert Euch doch jetzt mal beim Schreiben auf genau die Humorfarbe oder auf die Figur, weil das ist das, was den Zuschauer unterhält und - wir wollen unterhalten."