"Ich glaube, ich bin nicht so ein Zweifler" (lacht)
Ruben Jonas Schnell, der vor zehn Jahren den Webradiosender ByteFM gegründet hat.
"Ich hatte das Gefühl, ich würde das hören wollen. Und alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, waren ähnlich begeistert. Also, ich habe die Idee nicht angezweifelt, aber den Arbeitsaufwand unterschätzt."
"Wir machen ein exklusives Programm"
Die Idee war, ein Radio zu machen, das rund um die Uhr gute Musik zum Thema hat - handverlesen, journalistisch aufbereitet und abseits des Mainstreams. Eine Idee, die ursprünglich eine etwas andere Form hatte.
"Ich dachte zuerst mal, dass es toll wäre, einzelne gute Sendungen von Bürgerradios auf einer Spielfläche zu bündeln und habe da mit Kollegen und Freunden drüber gesprochen. Und die sagten: 'Klar kannst du meine Sendungen recyclen, aber ich mache dir eigene Sendungen dafür. Wir machen exklusives Programm. Und macht ihr auch ein Studio?' Ja, okay, dann machen wir auch ein Studio. Dann musste wir Räumlichkeiten mieten und plötzlich war ein viel größeres Baby geboren als ursprünglich gedacht war."
"Guten Tag, es ist 12 Uhr, dies ist ByteFM, schön, dass Ihr zuhört"
So klang das damals vor zehn Jahren, als ByteFM auf Sendung gegangen ist. Mit einem Team von insgesamt circa 60 Moderatorinnen und Moderatoren aus ganz Deutschland und der Schweiz. Heute sind mehr als doppelt so viele für ByteFM tätig.
Radio aus Leidenschaft
In der Hamburger ByteFM-Zentrale kümmert sich gerade der Chef vom Dienst, Marten Schröder, darum, dass das Programm ohne Probleme abläuft.
"Also es gibt Live-Sendungen wie das 'ByteFM Magazin', das läuft mehrmals die Woche. Und ansonsten kommen viele Sendungen als Vorproduktionen, weil unsere Moderatorinnen und Moderatoren über ganz Deutschland verteilt sind und eben dort an ihrem Wohnort die Sendungen vorproduzieren, uns die dann schicken und dann pflegen wir die ein."
Sendungen über Pop, Elektro, Hip-Hop, Punk, Metal, Reggae und, und, und. Präsentiert von Moderatorinnen und Moderatoren mit Expertise, die Brücken schlagen zwischen den Songs, Querverbindungen herstellen und auch mal etwas spielen, das es bei anderen Sendern nie ins Programm schaffen würde. So, wie es früher John Peel bei der BBC gemacht hat oder auch Klaus Walter in seiner Sendung "Der Ball ist rund", die bis 2008 im HR lief. Walter hat bei ByteFM eine neue Heimat gefunden, genauso wie bekannte Moderatoren wie Volker Rebell oder Klaus Fiehe, die, wie alle anderen Sendungsmacherinnen und -macher, ehrenamtlich für ByteFM arbeiten.
Martin Böttcher, Moderator der Sendung "Electro Royale" sagt:
"Bei ByteFM bin ich total frei und das führt dazu, dass das 'ne ganz besondere Art von Sendung ist, die ich da mache."
Diviam Hoffmann, Moderatorin der Sendung "Ein Topf aus Gold":
"Ich kann die Themen setzen, die ich für wichtig halte und die Musik spielen, die mir gefällt - und nicht die, die sich gut verkaufen muss."
Christoph Möller, Moderator der Sendung "Popschutz" sagt:
"Wenn sich die Leute diese Musik dann aufschreiben oder mit in ihr Leben nehmen - pathetisch gesagt -, dann ist das für mich mehr Bezahlung als Geld."
ByteFM wird wahrgenommen und geschätzt
Der Sender ist werbefrei, finanziert sich über einen Förderverein - 5.000 Mitglieder spenden im Schnitt pro Jahr bis zu 50 Euro, damit ByteFM weiter senden kann. Ruben Jonas Schnell sagt:
"5000 Fördermitglieder, das ist 'ne ganz schöne Summe. Aber für das, was wir machen, diese Programm-Masse mit so vielen Leuten, ist es dann eigentlich doch zu wenig. Heute sage ich, wir brauchen unbedingt 10.000 oder auf anderem Wege 100.000 Euro mehr jedes Jahr, um dieses Programm weiter so professionell machen zu können."
Die Online-Hörerzahlen sind auf 30.000 am Tag gestiegen, dazu kommen noch mal circa 40.000, die den Sender in kleinen Programmfenstern in Hamburg und Berlin täglich über UKW hören. Als Ruben Jonas Schnell vor zehn Jahren im Deutschlandfunk zum Start von ByteFM interviewt wurde, da sagte er zum Ziel von ByteFM: Zu zeigen, dass …
"... man via Internet ein Minderheitenpublikum in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich ansprechen kann, und dass das zusammengenommen dann doch eine große Zahl von Hörern ist. Und wenn es uns gelingt, zu zeigen, dass das Potenzial da ist, dann würde ich sagen, hat das Projekt sich gelohnt."
Und jetzt, zehn Jahre später: Ziel erreicht?
"Ja, hat sich auf jeden Fall eingelöst! Es wird wahrgenommen, es wird gehört, es wird geschätzt, deutschlandweit. Und dann gibt es - und das ist für mich immer noch Motivation, da auch weiterzumachen und Hoffnung zu haben, dass es noch besser werden kann: In ganz vielen Kontexten spricht man über ByteFM mit Leuten, die sich für Musik interessieren, und die wissen immer noch nicht, dass es uns gibt. Und wenn sie uns kennenlernen würden, dann würden sicherlich viele davon auch begeistern lassen für das, was wir hier machen."
ByteFM feiert heute am 13. Januar seinen 10. Geburtstag im Hamburg in den Redaktionsräumen des Senders. Bis 19 Uhr ist dort heute im Medienbunker am Heiligengeistfeld auf Sankt Pauli Tag der offenen Tür.