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Zehn Jahre European Research Council
"Es ist ein lebhafter Teenager geworden"

Der Europäische Forschungsrat feiert zehnten Geburtstag. Hier entscheiden keine Bürokraten, sondern die Wissenschaftler selbst, welche Grundlagenforschung gefördert werden soll - mit immerhin zwei Milliarden Euro jährlich. Doch dafür hat die Scientific Community kämpfen müssen, erinnert sich Mitgründerin Helga Nowotny im DLF.

Helga Nowotny im Gespräch mit Ralf Krauter |
    Krebsforscher in einem Labor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg
    Der ERC fördert europäische Forschungsprojekte. (picture-alliance / dpa / Uwe Anspach)
    Die selbsterklärte Aufgabe des ERC ist es, Grundlagenforschung in Europa auf internationalem Niveau zu fördern. Helga Nowotny, Gründungsmitglied und ehemalige Vizepräsidentin des ERC, räumt dabei ein, dass außereuropäische Wissenschaftler kaum Interesse zeigen, an dem Förderprogramm teilzunehmen. Dennoch sei die Anerkennung für die Arbeit des ERC auch außerhalb des Kontinents groß:
    "Ich treffe heute Kollegen in Amerika, aber auch in Asien, die voll Neid auf den ERC blicken und sagen, wir wünschten, wir hätten auch ein solches Instrument für die Grundlagenforschung - ihr habt da Großartiges erreicht."
    "Unter einem gewissen Niveau kann man einfach nicht mitspielen"
    Bereits fast 7000 Wissenschaftler konnten mit Fördermitteln des ERC unterstützt werden, womit sich Helga Nowotny sehr zufrieden zeigt. Allerdings sieht sie ein "starkes Ungleichgewicht" bei der Förderung von Wissenschaftlern unterschiedlicher europäischer Länder:
    "Wenn ein Land weniger als ein Prozent seines Bruttonationalprodukts für Forschung und Entwicklung ausgibt, dann korreliert das sehr stark mit einem nicht guten Abschneiden bei ERC-Grants. Also, das heißt, ein Land muss ein Minimum in die Forschungsinfrastruktur investieren, um die Universitäten eben zu modernisieren und am Laufen zu halten. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann das auch nicht kompensiert werden von europäischer Ebene."

    Rückblick:
    Schon vor zehn Jahren berichtete "Forschung aktuell" über den "Startschuss für Europäischen Forschungsrat" und wie die ersten Stipedien einen "Geldsegen für Spitzenforscher" versprachen.