Auf Gleis 14 am Saarbrücker Hauptbahnhof rollt ein ICE aus Frankfurt ein. In nur zwei Minuten wird er weiterfahren nach Paris. Für die 400 Kilometer benötigt der Hochgeschwindigkeitszug nicht einmal 2 Stunden.
"Eine Stunde fünfzig, dass ist toll, super, von hier Saarbrücken bis zum Gare de l’Est eine Stunde fünfzig, das ist schön. Wenn man mit dem Zug um neun fährt, ist man kurz vor elf in Paris und kann dann erst einmal Mittag essen und dann Termine wahrnehmen. Und dann mit dem Zug um 17 Uhr oder um 19 Uhr, wenn es spät wird, zurückkommen, das ist sehr praktisch. Wir sind immer schon sehr froh, wenn wir diesen schnellen TGV bekommen. Jetzt war es auch sehr günstig, wir haben für 39 Euro erster Klasse ein Ticket bekommen, das kann man mit dem Auto gar nicht machen."
Ein Drittel entscheiden sich für die Bahn
Seit zehn Jahren verkehren die schnellen Züge, mal ein französischer TGV, ein train á grand vitesse, mal ein deutscher ICE auf der Strecke Frankfurt-Saarbrücken-Paris. Über acht Millionen Fahrgäste nutzen dieses Angebot pro Jahr, 1,4 Millionen davon ab Saarbrücken. Anlässlich dieser Zahlen weicht Frank Hoffmann, dem Geschäftsführer der Alleo GmbH, einer gemeinsamen Tochter der Deutschen Bahn und der französischen Staatsbahn SNCF, das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Den Wettbewerb gegen das Auto hat die Bahn längst gewonnen und auch die Fernbusse seinen auf dieser Strecke keine Konkurrenz. Im Hinblick auf das Flugzeug gebe es jedoch noch Luft nach oben, so Hoffmann.
"Vor zehn Jahren, vor Aufnahme des Hochgeschwindigkeitsverkehrs, war der Marktanteil der Bahn Frankfurt–Paris so ungefähr bei vier bis fünf Prozent, fast kaum messbar. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass knapp ein Drittel, 31 Prozent der Gäste zwischen Frankfurt-Paris sich für die Bahn entscheiden. Im Vergleich bei Stuttgart-Paris, wo wir noch ein bisschen schneller sind, sind wir sogar Marktführer geworden. Zwei Drittel der Gäste nutzen dort die Bahn."
Frankfurter müssen noch überzeugt werden
Im vergangenen Jahr hat die SNCF ein noch fehlendes Teilstück zwischen Straßburg und Baudrecourt, einem Knotenpunkt in Lothringen fertig gestellt, so dass diese Verbindung nach Paris für Fahrgäste aus dem süddeutschen Raum immer attraktiver wird. Inzwischen nutzen auch hier knapp acht Millionen Menschen dieses Angebot. Darüber hinaus seien die Stuttgarter Fluggäste viel leichter zu überzeugen, auf die Bahn umzusteigen, als die Fahrgäste, die ab Frankfurt reisen.
"Weil einfach in einer airline-affinen Stadt wie Frankfurt viele Geschäftsleute einfach zur Sekretärin sagen, buchen sie mir einen Flug und nicht fragen, wie komme ich am besten dort hin. Wenn Fahrgäste einmal die Bahn ausprobiert haben, weil Zentrum-Zentrum, sie selbst entscheiden können, was sie unterwegs machen, ob sie arbeiten, lesen, essen, schlafen, speisen, dann wollen die auch nicht mehr zurück zum Flieger, aber man muss sie erst einmal dafür begeistern."
Richtig ist aber auch, dass es gemessen von Saarbrücken nach Frankfurt nicht einmal halb so weit ist wie nach Paris, das es aber trotzdem länger dauert. Auf deutscher Seite sei da noch Handlungsbedarf, findet der Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer des Saarlandes, Heino Klingen.
Verbindung nach Frankfurt muss schneller werden
"Da gibt es insbesondere, was die Strecke durch die Pfalz anlangt noch Möglichkeiten, den Zug noch schneller machen zu können."
Michael Weber kann mit der Straßenbahn von Frankreich aus den Saarbrücker Hauptbahnhof ansteuern. Er nutzt die Verbindung Saarbrücken-Paris regelmäßig und ist sehr zufrieden.
"Was wichtig ist hier in Saarbrücken, ist, dass die Franzosen nach Saarbrücken kommen können, um den ICE zu holen, um nach Paris zu fahren. Für Europa ist das ein gutes Signal."
Aber auch er findet, dass es nach Frankfurt schneller gehen müsste.
Verbesserungen durch Streckenausbau
"Frankfurt ist das große aeroport, Flughafen, eine große Wirtschaftsstadt, wichtig für Deutschland, also wir müssten jetzt schnell die Strecke nach Frankfurt verkürzen."
Das wird wohl kaum eintreten. Ein Ausbau der Strecke ist augenblicklich nicht geplant und die schwierigen topografischen Verhältnisse machen die Sache teuer. Aber kleine Verbesserungen soll es geben, sagt Frank Hoffmann.
"Den großen Tunnel durch die Pfalz werde ich ihnen nicht versprechen , was ich sagen kann, wir haben Streckenausbaumaßnehmen, die werden wir nutzen, um die Pünktlichkeit für unsere Kunden weiter zu verbessern, dass wir auf die Minute."
Langsam rollt der Zug aus dem Bahnhof, um dann auf dem Weg nach Paris auf 320 Stundenkilometer zu beschleunigen.