Vom Sport und der Politik wurden die Opfer des jahrelangen Zwangsdopings in der DDR bislang weitgehend ignoriert. Jetzt sollen sie weitere finanzielle Hilfen erhalten. Der Bund ist bereit, 10,5 Millionen Euro in einen neuen Hilfsfonds einzuzahlen. Das bestätigte Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im zuständigen Bundesinnenministerium, gegenüber dem Deutschlandfunk.
"Wir hoffen, dass der Deutsche Bundestag jetzt im Nachtragshaushalt das Geld zur Verfügung stellt, so dass auch 2016 die Hilfe erfolgen kann. Was in der DDR gemacht wurde, war ein groß angelegter Menschenversuch, wo schon Kinder mit Hormonen behandelt wurden, und erst jetzt zeigen sich die Folgen."
Das BMI geht von 1000 neuen DDR-Dopingopfern aus, deshalb soll jeder Betroffene zunächst mit einer Einmalzahlung in Höhe von 10.500 Euro aus dem Hilfsfonds bedacht werden. Verknüpft an diese Ankündigung ist aber auch eine Forderung an den deutschen Sport.
"Es war staatliches Doping, aber es war natürlich auch Doping des Sports, und ich wünsche mir, dass der Sport in gleicher Höhe auch seiner Verantwortung gerecht wird und ebenfalls 10,5 Millionen Euro zu Verfügung stellt."
In einer ersten schriftlichen Stellungnahme ging der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes nicht auf diese Forderung ein. Alfons Hörmann begrüßte aber, dass der Bund nun erneut Mittel zur Entschädigung bereitstellen wolle.
Die Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfe-Vereins, Ines Geipel, dankte der Bundesregierung für den Vorstoß. Endlich gebe es eine konkrete Initiative von Seiten der Politik, sagte Geipel.
"In unseren Augen allerdings bleibt das Problem, dass eine Einmalzahlung sicherlich kurzfristig helfen wird, was die Opfer aber vor allem brauchen, sind nachhaltige Strukturen der Unterstützung."
Und dazu sei auch der Sport in der Pflicht, so Geipel.
Im Jahre 2002 wurde erstmals ein Doping-Opfer-Hilfe-Fonds von der Bundesregierung aufgelegt. Dessen Mittel haben aber für die mittlerweile geschätzten 2.000 Betroffenen nicht ausgereicht. Zahlreiche Opfer leiden heute unter Spätfolgen, wie Depressionen, degenerative Knochenschäden oder Herzfehler. Manche von ihnen sind dadurch erwerbsunfähig.