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Zeit zu säen - Zeit zu ernten

Nach Einbruch der Dunkelheit erkennen Sie den wunderschönen Sternhaufen der Plejaden am westlichen Himmel. Er wirkt wie ein unregelmäßiges Sechseck. Morgen abend sehen Sie die Plejaden in derselben Himmelsregion - nur etwas tiefer zum Horizont.

Bruce McClure |
    Mit jedem Abend sinkt dieser Sternhaufen etwas tiefer am Frühlingshimmel. Die Plejaden tauchen an jedem Tag vier Minuten früher unter den Horizont, während die Sonne immer später untergeht und dadurch die Sterne schon in der Abenddämmerung unsichtbar werden lässt.

    Heute nimmt man das Verschwinden der Plejaden im Frühjahr kaum noch zur Kenntnis. Für die Zuni-Indianer im US-Bundesstaat New Mexico war der Zeitpunkt dagegen von größter Bedeutung. Er signalisierte den Zeitpunkt für die Aussaat.

    Nachdem die Plejaden vom westlichen Himmel verschwunden waren, beobachteten die Zunis den Morgenhimmel genau, um ihr Auftauchen wahrzunehmen. Das geschieht etwa einen Monat später. Sahen sie die Sterne in der Morgendämmerung, wussten sie, dass die Saat- und Pflanzzeit zu Ende ging. Bei späterer Aussaat liefen sie Gefahr, eine unreife Ernte im ersten Frost des Herbstes zu verlieren. Standen die Plejaden in den Morgenstunden hoch am Himmel, war die Erntezeit angebrochen.

    Nicht nur die Zunis orientierten sich an den Plejaden. Es gibt wohl keinen anderen Sternhaufen, der weltweit so wichtig war für das Erfassen der Zeit, für das Feiern von Festen und für das Erzählen von Geschichten.