Physikalisch scheint die Zeit messbar, dennoch vergeht sie manchmal schnell. Jahre rennen dahin, Sekunden dagegen können sich wie Minuten in die Länge ziehen. Wie findet der Mensch seinen Rhythmus und seine Taktung? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
In modernen Gesellschaften haben die Menschen eigentlich mehr Freizeit als noch vor 30 Jahren. Trotzdem klagen viele über Hektik und Beschleunigung. Das habe viel mit der eigenen Taktung zu tun, sagte der Physiker und Philosoph Norman Sieroka im Dlf. Oftmals bestehe das Bedürfnis, möglichst viel in einen Tag zu packen. "Wenn ich dann noch diverse Entscheidungsmöglichkeiten habe, dann wird das von manchen als sehr anstrengend empfunden", sagt Sieroka.
"Auf die Zeit selber zu achten ist deshalb keine gute Idee"
Das subjektive Zeitgefühl habe viel mit dem zu tun, was man mache und wie viel in einem bestimmten Zeitraum passiere. "Zeit vergeht dann schnell, wenn innerhalb eines Intervalls viele Ereignisse sind. In Abschnitten, in denen sehr wenig passiere, würden viele Menschen das Gefühl von Langeweile empfinden. Je mehr man auf die Zeit achte, desto "unangenehmer" werde das Empfinden. "Auf die Zeit selber zu achten, ist deshalb keine gute Idee", meint Sieroka.
Auch die Corona-Pandemie habe Auswirkungen auf das Zeitempfinden – wenn auch individuell sehr unterschiedlich. "Ich glaube, für einige haben sich die Dinge wenig verschoben, für andere ist unheimlich viel passiert. Die Arbeitsabläufe haben sich total geändert."