Die Berichterstattung vieler Zeitungen zur Reform des EU-Urheberrechts zuletzt sei "bestimmt nicht ausgewogen" gewesen, sagte Niggemeier im Gespräch mit @mediasres. "Man sieht schon, dass einige wichtige Medien weniger Berichterstattung machen als Lobbyismus in eigener Sache."
Besonders die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" habe am Tag vor der Abstimmung im Europaparlament eine "große Einseitigkeit" und eine "Eskalation der Sprache" bewiesen. In gleich drei Stücken im Feuilleton sei Stimmung für die Reform gemacht worden.
Die Kritik an sozialen Netzwerken wie Facebook oder Plattformen wie Google sei berechtigt. Doch inzwischen gehe es nicht mehr darum, diese US-Unternehmen "zu kritisieren, sondern darum, sie zu dämonisieren", beobachtet der Medienjournalist.
"Vielleicht verführend, zu sagen: Wir nutzen unsere publistische Macht"
Nicht alle Zeitungen würden so arbeiten. Als Beispiel für eine transparente Berichterstattung nennt Niggemeier die in Würzburg erscheinende "Main-Post".
Für andere Zeitungen sei es dagegen "vielleicht verführend, zu sagen: Wir nutzen unsere publistische Macht". Damit verspielten diese Redaktionen Vertrauen und schadeten so am Ende sich selbst.
Stefan Niggemeier arbeitet als freier Medienjournalist und Blogger. Gemeinsam mit Boris Rosenkranz betreibt er das medienkritische Onlineportal "Übermedien".