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Zeitungsbranche
Papierzölle gefährden US-Presse

Hohe Papierpreise bringen die Zeitungen in den USA in die Bedrängnis. Schuld daran sind neue Einfuhrzölle, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat. Seine Entscheidung könnte ein gezielter Angriff auf die Pressefreiheit sein.

Von Sebastian Schreiber |
    Ein Zeitungsstand, aufgenommen am 22.05.2012 in Chicago, Illinois/USA.
    US-Zeitungen kämpfen mit steigenden Produktionskosten, seit die Regierung Zölle auf kanadisches Papier eingeführt hat. (dpa-Zentralbild/ Peer Grimm)
    Seit Jahrzehnten versorgt die Zeitung "Madison Press" die Bürger am Erie-See im US-Bundesstaat Ohio mit dem Neuesten aus der Region - gedruckt auf Papier, versteht sich. Doch das wird sich ändern - die Zeitung soll künftig nur noch digital erscheinen. Auch weil der Verlag den Stoff, aus dem Zeitungen bestehen, das Papier, sich einfach nicht mehr leisten kann. Seit etwa vier Monaten erhebt die Trump-Regierung neue Zölle auf kanadisches Papier, das viele Verlage nutzen. Die Produktionskosten stiegen um bis zu 30 Prozent.
    Die Auswirkungen sind immens, sagte Matt Paxton dem Sender NBC. Er betreibt im Country Rockbridge im Bundesstaat Virginia eine Lokalzeitung: "Wir müssen auf unsere Kosten gucken. Es gibt einige Zeitungen, die nun weniger Seiten drucken oder die Auflage reduziert haben. Für viele geht's ums Überleben."
    Zölle gehen auf eine einzelne Beschwerde zurück
    Die Beschwerde einer einzigen Papierfabrik im Bundesstaat Washington führte dazu, dass die Regierung entschied, die Zölle auf das Papier einzuführen. Die Fabrik bemängelte, dass kanadische Produzenten durch Subventionen bevorteilt würden - das sei unfair. Nun also müssen die Verlage auf teureres Papier zurückgreifen. Branchenverbände sind empört. Ein einziges Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern sorge dafür, dass eine ganze Branche mit vielen hunderttausend Jobs in Gefahr gerate.
    Die Journalismus-Professorin Margot Susca von der American University in Washington sieht die Entwicklung mit großer Sorge, schließlich sei die Zeitungsbranche schon vor den Zöllen in der Krise gewesen. "Manche sagen, die Branche hält sich gerade so noch am Leben. Die Zeitungen mussten in den vergangenen Jahren große Verluste einstecken. Sie mussten Mitarbeiter entlassen. Für die gebeutelte Zeitungsindustrie ist das jetzt ein endgültiger Rückschlag."
    Erste Zeitungen drohen mit Entlassungen
    Schon jetzt zeichnet sich ab: Bleiben die Zölle bestehen, wird es nicht reichen, weniger Seiten oder ein anderes Format zu drucken. Große Zeitungen wie die "Tampa Bay Times" aus Florida kündigten an, Mitarbeiter zu entlassen. Die Leidtragenden seien am Ende die Bürger, sagt die Journalismus-Professorin Margot Susca - vor allem in kleinen Städten:
    "Es sind die Konsumenten, die verlieren, wenn es weniger Reporter gibt, die über lokale Themen berichten - über die Sportmannschaften ihrer Kinder, bis zum Bürgermeister und wie er das Geld ausgibt. Das sind wichtige Themen, über die Lokalzeitungen besser berichten als jeder andere."
    Dass es gerade die Zeitungen sind, die unter Präsident Trumps Handelspolitik so leiden, ist für Margot Susca kein Zufall. "Das ist ein direkter Angriff auf die Zeitungen, deren Aufgabe es ist, die Regierung zu hinterfragen. Das ist Trumps Weg eine Industrie zu bestrafen, von der er glaubt, dass sie seiner Regierung schadet."
    Dennoch: Es gibt Hoffnung für die Zeitungen. Denn im US-Kongress rührt sich Widerstand gegen die Papier-Zölle. Dutzendende Abgeordnete beider Seiten, Republikaner wie Demokraten, sprechen sich dafür aus, die Zölle schnellstmöglich wieder abzuschaffen. Schon in den kommenden Wochen soll die US-Bundesbehörde für internationalen Handel darüber endgültig entscheiden.