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Zeitungsverlage
Mit Optimismus und Unsicherheit in die Zukunft

Die Zukunft der Zeitungshäuser liegt im Digitalen. Aber wie steht es aktuell um den Wandel weg vom Printprodukt, hin zur digitalen Ausgabe? Der Branchenverband der Zeitungsverleger hat bei seinen Mitgliedern nachgefragt. Das Ergebnis der Trendumfrage zeigt: es gibt noch viele Hürden.

Von Daniel Bouhs. |
Zeitungsstapel
Bei den Zeitungsverlagen geht der Trend weg von der gedruckten Zeitung, hin zur digitalen Ausgabe (imago / allOver-MEV)
Im Jahr 2025, dann könnte es so weit sein: Verlage könnten dann mehrheitlich mit ihren Geschäften im Digitalen das auffangen, was sie beim Verkauf gedruckter Zeitungen verloren haben. Das meldete jedenfalls der Großteil der befragten Verlage ihrem Bundesverband BDZV zurück. Verbands-Geschäftsführerin Katrin Tischer kann deshalb von Krisenstimmung in den Zeitungshäusern nicht mehr viel erkennen.
"Es gibt einen Zeithorizont von fünf Jahren. Der hört sich in der digitalen Welt lang an. Da steckt aber viel Optimismus drin. Es gibt eine positive Aussicht."
Positive Grundstimmung bei Zeitungshäusern
Die "Trendumfrage" stützt diese Grundstimmung tatsächlich: Mit Blick auf die bezahlten Online-Inhalte erwarten die Verlagsmanager in diesem Jahr ein Plus von durchschnittlich 14 Prozent. Die Erlöse im Gedruckten dürften im selben Zeitraum nicht mal um ein Prozent zurückgehen, so die Erwartungen. Auch die Prognosen für abgeschlossene Abonnements und die Einnahmen mit verkauften Werbeplätzen fallen entsprechend aus. Allerdings nehmen die meisten Häuser noch immer insgesamt weit mehr mit Print ein als mit Digitalem.
Die Umfrage hat Christoph Mayer von der Unternehmensberatung Schickler ausgearbeitet. Er erkennt: bei den Verlagen spielt die Frage, wie sie im Digitalen Geld verdienen, nun keine Nebenrolle mehr.
"Wir haben das in den letzten Umfragen auch immer wieder gefragt: Wie relevant ist das? Es gibt dort auch immer wieder relevante Zustimmung. Die hatten aber mehr den Charakter: Das ist ein Thema, wir müssen uns das mal anschauen. Wir müssen damit experimentieren. Wir sind jetzt in einer Phase, wo das Thema wirklich auf die Straße kommt."
"Online first" gilt in fast jedem zweiten Newsroom
Für die Leserinnen und Leser heißt das konkret: Schon heute müssen sie auf zwei von drei Nachrichtenportalen bezahlen. In drei Jahren soll das nahezu überall der Fall sein. Für die Redaktionen heißt das, sie arbeiten zunehmend zuerst fürs Netz, erst dann für die Zeitung. Dieses Prinzip "digital first" gilt schon heute in fast jedem zweiten Newsroom. Die Verlage wollen außerdem die Anmelde- und die Bezahlvorgänge vereinfachen. Und: Im Verband der deutschen Zeitungsverleger wird derzeit - mal wieder - eine "Log-in-Allianz" diskutiert: ein Passwort für alle Portale - womöglich sogar über die Angebote der Verlage hinaus.
Die Umfrage zeigt aber auch: Bei kleineren Verlagen, also vor allem eigenständigen Regionalzeitungen, ist der Optimismus eher verhalten. Dass Leserinnen und Leser schnell zu digitalen Produkten wechseln, glauben besonders die großen Verlage. BDZV-Geschäftsführerin Katrin Tischer sagt: das sei nur logisch.
"Teilweise ist es auch daher geschehen, weil der Druck in Ballungszentren ein ganz anderer ist. Da wohnen andere Menschen, die ein anderes Mediennutzungsverhalten haben."
Der Branchenverband sieht sich bestätigt: Auch diese neue Umfrage zeige klar, wie wichtig die gedruckte Zeitung bleibe, vor allem in ländlichen Regionen, bei älteren Leserinnen und Lesern und in Landstrichen, in denen schnelles Internet noch Mangelware ist.
Wunsch nach Subventionen
Die Bundesregierung will in diesem Jahr erstmals Verlage direkt subventionieren. Im Haushalt sind 40 Millionen Euro für die Förderung der Zeitungszustellung reserviert. Das Signal nach der "Trendumfrage":
"Das reicht überhaupt nicht aus. Also es ist in einer Höhe, dass man nicht mal weiß, auf welcher Mikro-Ebene man es verteilen könnte auf die Verlage. Also den Lesern wird damit nicht geholfen und den Verlagen auch nicht", sagt BDZV-Geschäftsführerin Tischer.
Obwohl die gedruckte Zeitung bei kleinen Verlagen auch perspektivisch noch so wichtig ist: Vor allem ihre sogenannten Entscheider denken daran, dass die Tageszeitung nicht mehr an jedem Tag erscheint: 44 Prozent - mehr als doppelt so viel wie in großen Verlagen. Druck und Vertrieb seien einfach zu teuer. Auch deshalb: der Wunsch nach Subventionen.
Und noch ein Problem treibt die Zeitungshäuser um: Wie kommen sie künftig noch an gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Für mehr als die Hälfte aller befragten Verlage sei auch das inzwischen "ein Thema".